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https://doi.org/10.11588/diglit.29732#0397
G. VON FARBEN
VORNOTIZEN FÜR DIE GEPLANTE, NICHT AUSGEARBEITETE
FARBENLEHRE
Von Dürers Hand. London 5230, fol. 7a (IV 28 oder 29). Ein auf der Vorderseite bis etwas über die
Hälfte beschriebenes Blatt 32 X 22 cm. Wz: Ochsenkopf mit stilisierter Blume zwischen den Hörnern und
Spieß im Maul. Fol. 7b ist leer.
Datierung: Zu einer Zeit, in der Dürer noch am Plan des Malerbuches festhielt. Spätestens 1512/13.
Drucke: Zahn, S. 18 f.; Conway, S. 191 f.; Lange-Fuhse, S. 326 ff.
[Fol. 7a]
Von farben
Item so du erhabn willt mollen, so es daz gesicht
betrigen söll, mustw der farben gar woll bericht
sein vnd jm mollen fast1 awß ein ander scheiden,
5 also zw versten: Item dw molst 2 röck oder men-
tell, ein weis, denn anderen rott. Vnd wen dw sie
schettigst2, do es sich pricht, wan an allen dingen ist
lichts vnd finsters3, was sich aws den awgen
krumt oder pewgt. ¥0 daz nit wer, so wers als
10 eben an zw sehen, vnd jn solicher gestalt wurd man
nüt erkenen den als fill sich die blossen farben aws
ein ander schiden4. Dorum so dw den weissen man-
tell schettigst, mus er nit so mit einer schwartzen
farb geschettigt sein als der rott. Wan es wer vn-
15 müglich, daz ein weis ding so ein finsteren schatten
geb als daz rott, vnd wurt sich pey ein ander nit
vergleichen5. Aws genumen wo kein dag hin mag6,
jst alle ding schwartz, als in der finster7 kanstu
kein farb erkenen. Dorum, obs die rechnung geb
20 jn einem weissen ding8, do einer mit recht zwm
schatten gantz schwartz nützett, wer nit schtreff-
lich. Doch kumt es gar sellten. Awch soltu dich hü-
ten, so du ettwas von einer farb moltzt, sy sey rot,
plo, prawn oder vermischt farben, wie sy sein, daz
25 du sy jm lichten nit zw fill licht machst, also daz
sie aws jrer art schlach. Peyspill: ein vngelerter
besicht dein gemell, vnder dem ein rotten rock,
spricht: „schaw, gut frünt, wie ist der rock awff eim
teill so schön rott vnd awf dem anderen hatt er
1 ff. Bis zu ein gelle Z. 38 mit blaßroter, von da bis zum Schluß
mit schwarzer Tinte geschrieben. 4. sein] mit Verweisungs-
zeichen am linken Rande. 6. denn] korrigiert aus dem. 11.
die] über der Zeile, darunter dich gestrichen. 25. sy] s über
nicht mehr erkennbaren Buchstaben.
weis far9 oder pleich flecken.“ Daz selb ist streff- 30
lich, vnd hast jm nit recht gethan. Du must jnn sol-
licher gestalt mollen ein rott ding, daz es vberall
rott sey, des geleichen mit allen farben, vnd doch
erhaben schein10. Awch mit dem schettigen des ge-
leichen halten, daz man nit sprech, ein schon rott 33
sey mit schwartz beschissen11. Des halb hab acht,
daz dw ein jetliche farb schettigst mit einer farb,
dy sych dortzw fergeleich. Als jch setz ein gelle farb.
Soll sy jn jrer art beleiben, so mustu sy mit einer
gelben farb schettingen, die dunckeler sey weder12 4°
die hawbt farb ist. Wen dw sy mit grün oder plob
absetzt13, so schlechtz aws der art vnd heist nymer
gell, szunder es würd ein schilrette farb doraws, als
man seyden gewant fint, die fan zweyen farben ge-
bürgt sind, jtem von pran vnd plo14, daz ander 45
prawn vnd grün, etlichs dunckell gell vnd grün,
awch kester prawn15 vnd dunckell gell, item plo
vnd tzigell rott, awch zigell rott vnd feiell prawn,
vnd der farben mencherley, daz man vor awgen
sicht, so man dy selben molt. Vnd wo es sich pricht 50
albeg am ab wenden, deylen sich die farben, daz
man sie for ein ander erkent. Dem noch must du sy
molen. Aber wo sy blatt awff ligen, sicht man nun16
ein farb. Aber nüt dest mynder so dw ein soliche
seyden molst vnd mit einer farb duschirst17, als ein 55
prawn mit dem plo, so mustu daz plo noch mit eim
setteren plo absettzen, wo es jm nott thut. Es kumt
awch oft, daz dise seyden jn der dunkellen an18 der
prawn farb gesehen wirt, als wen einer vor dem
37. einer] aus ein korrigiert. 38. jch] aus jcht korrigiert. 56.
dem] korrigiert aus den.
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VORNOTIZEN FÜR DIE GEPLANTE, NICHT AUSGEARBEITETE
FARBENLEHRE
Von Dürers Hand. London 5230, fol. 7a (IV 28 oder 29). Ein auf der Vorderseite bis etwas über die
Hälfte beschriebenes Blatt 32 X 22 cm. Wz: Ochsenkopf mit stilisierter Blume zwischen den Hörnern und
Spieß im Maul. Fol. 7b ist leer.
Datierung: Zu einer Zeit, in der Dürer noch am Plan des Malerbuches festhielt. Spätestens 1512/13.
Drucke: Zahn, S. 18 f.; Conway, S. 191 f.; Lange-Fuhse, S. 326 ff.
[Fol. 7a]
Von farben
Item so du erhabn willt mollen, so es daz gesicht
betrigen söll, mustw der farben gar woll bericht
sein vnd jm mollen fast1 awß ein ander scheiden,
5 also zw versten: Item dw molst 2 röck oder men-
tell, ein weis, denn anderen rott. Vnd wen dw sie
schettigst2, do es sich pricht, wan an allen dingen ist
lichts vnd finsters3, was sich aws den awgen
krumt oder pewgt. ¥0 daz nit wer, so wers als
10 eben an zw sehen, vnd jn solicher gestalt wurd man
nüt erkenen den als fill sich die blossen farben aws
ein ander schiden4. Dorum so dw den weissen man-
tell schettigst, mus er nit so mit einer schwartzen
farb geschettigt sein als der rott. Wan es wer vn-
15 müglich, daz ein weis ding so ein finsteren schatten
geb als daz rott, vnd wurt sich pey ein ander nit
vergleichen5. Aws genumen wo kein dag hin mag6,
jst alle ding schwartz, als in der finster7 kanstu
kein farb erkenen. Dorum, obs die rechnung geb
20 jn einem weissen ding8, do einer mit recht zwm
schatten gantz schwartz nützett, wer nit schtreff-
lich. Doch kumt es gar sellten. Awch soltu dich hü-
ten, so du ettwas von einer farb moltzt, sy sey rot,
plo, prawn oder vermischt farben, wie sy sein, daz
25 du sy jm lichten nit zw fill licht machst, also daz
sie aws jrer art schlach. Peyspill: ein vngelerter
besicht dein gemell, vnder dem ein rotten rock,
spricht: „schaw, gut frünt, wie ist der rock awff eim
teill so schön rott vnd awf dem anderen hatt er
1 ff. Bis zu ein gelle Z. 38 mit blaßroter, von da bis zum Schluß
mit schwarzer Tinte geschrieben. 4. sein] mit Verweisungs-
zeichen am linken Rande. 6. denn] korrigiert aus dem. 11.
die] über der Zeile, darunter dich gestrichen. 25. sy] s über
nicht mehr erkennbaren Buchstaben.
weis far9 oder pleich flecken.“ Daz selb ist streff- 30
lich, vnd hast jm nit recht gethan. Du must jnn sol-
licher gestalt mollen ein rott ding, daz es vberall
rott sey, des geleichen mit allen farben, vnd doch
erhaben schein10. Awch mit dem schettigen des ge-
leichen halten, daz man nit sprech, ein schon rott 33
sey mit schwartz beschissen11. Des halb hab acht,
daz dw ein jetliche farb schettigst mit einer farb,
dy sych dortzw fergeleich. Als jch setz ein gelle farb.
Soll sy jn jrer art beleiben, so mustu sy mit einer
gelben farb schettingen, die dunckeler sey weder12 4°
die hawbt farb ist. Wen dw sy mit grün oder plob
absetzt13, so schlechtz aws der art vnd heist nymer
gell, szunder es würd ein schilrette farb doraws, als
man seyden gewant fint, die fan zweyen farben ge-
bürgt sind, jtem von pran vnd plo14, daz ander 45
prawn vnd grün, etlichs dunckell gell vnd grün,
awch kester prawn15 vnd dunckell gell, item plo
vnd tzigell rott, awch zigell rott vnd feiell prawn,
vnd der farben mencherley, daz man vor awgen
sicht, so man dy selben molt. Vnd wo es sich pricht 50
albeg am ab wenden, deylen sich die farben, daz
man sie for ein ander erkent. Dem noch must du sy
molen. Aber wo sy blatt awff ligen, sicht man nun16
ein farb. Aber nüt dest mynder so dw ein soliche
seyden molst vnd mit einer farb duschirst17, als ein 55
prawn mit dem plo, so mustu daz plo noch mit eim
setteren plo absettzen, wo es jm nott thut. Es kumt
awch oft, daz dise seyden jn der dunkellen an18 der
prawn farb gesehen wirt, als wen einer vor dem
37. einer] aus ein korrigiert. 38. jch] aus jcht korrigiert. 56.
dem] korrigiert aus den.
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