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Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Hrsg.]
Schriftlicher Nachlaß (Band 2): Die Anfänge der theoretischen Studien ; das Lehrbuch der Malerei: von der Maß der Menschen, der Pferde, der Gebäude ; von der Perspektive ; von Farben ; ein Unterricht alle Maß zu ändern — Berlin, 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.29732#0409

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A. DIE ANTITHETISCHEN BEGRIFFSPAARE NR. 2

will jchs nach mals awff reissen. Vnd will zum
35 ersten für mich nemen lang vnd kurtz, wy man
daraws dy for beschribnen angesich[t] vnd mas des
leibs endern vnd verkern mag.

[(>4b] Item jch will zum ersten vür mich nemen daz
seitlich for beschriben mans angesicht. In dem woll
40 wir dy glider lenger vnd kürtzer machen mit veruk-
kung der tzwerch linien.

Item jn dem jn des firung sind dy 3 firnemlichsten
zwerch linien k 1 m, dan dy teillen dy grössten teill
des angesichtz als dy höch des hawbtz zwischen j k.
45 Dy stirn zwischen k 1. Dy nasen tz[w]ischen 1 m.
Vnd daz vnderst teill des angesichtz zwischen m n.

36. angesich Hs; mas] davor vnd gestrichen. 38-62. Mit an-
derer Feder und dunklerer Tinte. 42. Item] danach gestrichen
jn dem vor beschribnen hawbt daz jn seiner firung begriffen ist/
des fürnemlichste zwerch linien sind k 1 m; über der Zeile als dz
gestrichen. 42f. jn dem bis dan über der Zeile. 44. zwi-
schen j k] am linken Rande. 45. zwischen k 1] über der Zeile;
tz[w]ischen 1 m] über der Zeile, tzischen Hs. 46. zwischen
m n] über der Zeile.

Dorum dise 3 vorgemelten linien k 1 m, dy mag
man rucken, so dw ferlen[gen] wilt. Vnd was dy
einem felt nemen, so sy geruckt werden, daz geben
sy dem anderen teill. Dw magst durch sölchs kürtzer 5°
vnd lenger machen, welche glider dw wilt.

Vnd dorum will jch nachfolgett vür stellen daz vor
gemacht angesicht vnd dy anderen dornoch enderen
vnd verkeren, nemlich also:

Item jn dem erst will jch dy 3 linien k 1 m ruckenn, 55
also daz sy 4 gleiche felt machen, vnd daz dy höch
des hawbtz, stirn, nasen vnd daz vnderst teill des
angesichtz, als ein leng hab. Ich will awch jn dem
durch dy awffrechten linien noch durch den ort
strich nichtz verkeren, jn der preiten vnd schmelen 60
das lassen, wy daz erst vor beschriben ist. Dis an-
gesicht würt wolgestalt durch seine gleiche teill.

48. so] über der Zeile, darunter vb (?) gestrichen; ferlen Hs.

49. so sy geruckt werden] am linken Rande. 56. vnd daz]
mit Verweisungszeichen am linken Rande. 57f. des angesichtz]
mit Verweisungszeichen am linken Rande. 58. jn dem] über
der Zeile. 61. lassen] über der Zeile.

ANMERKUNGEN

1 Dürer denkt offenbar an Mutatio und Variatio, Ver-
änderung und Verwandlung. Der Begriff der mutatio,

IJETaßoAf), KivriCTis, dAAofcocns, ist griechischen Ur-
sprunges und spielt bei Plato, Aristoteles und Cicero
eine bedeutsame Rolle. Die Scholastiker lehrten meist

[Nbg GM, fol. 8a]

Item ob einer wolt sprechen: Du hast ein mas eins
mans beschriben vnd awf gerissen, dy gefelt mir
nit, dorum das jch geren ein andre noch meinem sin
wolt haben.

5 Awff das will jch dich nochfolget ettlich weg vnder
weisen, das dw ein jtlich vor gemacht bild magst
verkern vnd anderst machen, wy dw selbs wilt, vnd
nichtz pey seiner forigen mas lassen. Dorum hor
nachfolget, wie dw jm than solt vnd magst.

1-65. Wieder gestrichen.

im Aristotelischen Sinn. Thomas: Omnis mutatio est ex
opposito aut ex mediis. Vgl. R. Eisler, Wörterbuch der
philosophischen Begriffe4, 3 (1930), S. 377.

2 sei.

3 Mhd. innehaltunge stf.; summa, Inhalt.

Erstlich mustw vor allen dingen wissen, welche ding 10
dy sind, dy die menschlichen gestalt jn jren massen
verkern vnd anderst machen.

Sölichs geschicht dürch ein widerwertige zw samen
stellung1. Dan geleiche ding sind nit leichtlich aws
ein ander zw erkennen. Aber dy vngeleichen ding 15
erkent man bald2.

Dorum merck nachmals, welche ding widerwertig
jn der mas mügen sein. Das ist:

13. zw] davor zw gestrichen.

Interpunktion: 14. stellung: 18. sein/

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