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Dürer, Albrecht; Rupprich, Hans [Hrsg.]
Schriftlicher Nachlaß (Band 2): Die Anfänge der theoretischen Studien ; das Lehrbuch der Malerei: von der Maß der Menschen, der Pferde, der Gebäude ; von der Perspektive ; von Farben ; ein Unterricht alle Maß zu ändern — Berlin, 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.29732#0448

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III. EIN UNTERRICHT ALLE MASS ZU ÄNDERN

Der Gegenstand dieses Kapitels gab Anlaß, sowohl eigene Beobachtungen über die Verschiedenheit des
menschlichen Antlitzes einzuflechten als auch Probleme zu erörtern, die im sogenannten Ästhetischen
Exkurs weiter und ausfiihrlicher behandelt werden.

Von den im folgenden wiedergegebenen Materialien ist weder ein Text noch eine Illustration von Dürer
selbst datiert. Fiir ihre zeitliche Ansetzung und Reihung konnten nur die Anregung von Italien, der innere
Zusammenhang mit der geometrischen Variierung der menschlichen Gestalt und Argumente der Schrift-
vergleichung bestimmend gemacht werden.

Nr. i

VERÄNDERUNG DER ÄUSSEREN KONSTRUKTIONSFORM DES
KOPFES DES MANNES aa bb. MÖGLICHKEIT FÜR DEN MALER, VER-
SCHIEDENE KÖPFE 2U MACHEN. SCHÖN UND HÄSSLICH. DER KOPF
IN SEITEN- UND VORDERANSICHT (IM HOCHGESTELLTEN ODER
QUERGESTELLTEN RECHTECK) VERLÄNGERT UND NIEDERGEDRÜCKT.
DER KOPF IN SEITEN- UND VORDERANSICHT (INNERHALB EINES
TRAPEZES) OBEN EINGEZOGEN, UNTEN ERWEITERT, UND

UMGEKEHRT

Von Dürers Hand. Nürnberg, Stadtbibliothek Cent. V. App. 34aa, fol. 65^. Ein auf beiden Seiten beschrie-
benes Blatt 32 X 22 cm. Ohne Wz. Friiher Vorentwurf zur Lehre von menschlicher Proportion 1528,
Buch III, fol. Psb, P4b.

Datierung: Den Schriftziigen nach zu schließen, 1512/13.

Bisher nicht veröffentlicht.

[Fol. 65a]

Itemso jchnun den fus beschriben hab, wiejchjn dan
hy for ende, so will jch fürpas des erst beschribnenn
mans hawbt awff der linj aa bb1 für mich nemen
vnd das antzeigen jn vill feltig weis zw ferendern2.

5 Solchs ist nit fremd. Dan jch halt dorfür, wen gott
einen menschen jn seinen gegebnen kreften vnab-
nemlich albeg leben lis, so wurd er awch zw allen
tzeitten, so er jn der molerey gelert wer, ein newe
geschtalt eines angesichtz haben aws zw gissen vnd
10 machen künnen3. Dorum jst eim moler mencherley
verkerung der gestalt müglich zw machen.

1-85. Wieder gestrichen. 5. Solchs ist nit fremd] in Klammer
am rechten Rande. 6. gegebnen] mit diinnerer Feder über der
Zeile; kreften] danach dy er jn gibt gestrichen. 10 f. Dorum
bis machen am rechten Rande. 10. eim] danach mensch vnd
gestrichen. 11. verkerung] iiber der Zeile, darunter vnder-
schid gestrichen; müglich] unter der Zeile.

Interpunktion: 3. nemen/ 4. ferendern/ 7. lis/ 8. tzeitten/
jn/ wer/ 10. künnen/ 11. ferkerung/

Aber sölche ferkerung würt aws der vnderscheid
fürgenumen4. Der ist vntzelich vill, also das wir
durch sy schwerlich ettwas gantz geleichs künnen
machen5. Dan vnser werck will albeg eines van dem 15
anderen ein vnderschid haben. Dys ist aber nit dy
vnder schid, dy jch hy mein, vnd dy do jn des men-
schen fürnemen6 stett, do fan jch hernach reden will.
Dan jn des menschen sin felt, das er wöll machen
dis oder das. Dorin fermeint er ein vnderschid, dy 20
nit schir gleich an ein ander sind zw machen.

12. Aber] am linken Rande. 13. fürgenumen] iiber der Zeile.

15. vnser] s auf d. 17. vnder schid] danach do fan jch hy
schreiben will gestrichen; dy jch hy mein] am rechten Rande.

18. hernach] davor oben sag vnd gestrichen. 19. Dan] iiber
der Zeile. 20 f. Dorin bis machen mit Klammer am rechten
Rande, unter zw machen Verweisungszeichen ohne Entsprechung
im Haupttext.

Inlerpunktion: 12. würt/ 13. vill/ 16. haben/ 18. will/

19. felt/ 20. das/

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