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Ruska, Julius
Tabula Smaragdina: ein Beitrag zur Geschichte der hermetischen Literatur — Heidelberg: Winter, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.51294#0238
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Julius Ruska

hundert die Alchemie samt der Tabula Smaragdina zu Grabe getragen
wurde. Aber nichts ist zäher als der Glaube. Er nährt sich aus sich
selbst und ist erhaben über den Einspruch der Vernunft und Erfahrung.
So müssen wir Alchemie und Hermetik auch noch in das 18. Jahrhundert
begleiten, wo sie mehr und mehr zum Steckenpferd pietistischer Kreise
oder zum Werkzeug bewußter Betrüger werden.

XIV. Das achtzehnte Jahrhundert und der Ausklang
der Alchemie.
Es ist kein erfreuliches Studium, was wir noch vor uns haben. Der
Moderduft der Frömmelei, der dem Leser aus den Abhandlungen der
Alchemisten dieses Jahrhunderts entgegen weht, benimmt den Atem und
erregt Widerwillen. Aber wenn der Historiker die Verhältnisse schildern
soll, wie sie waren, darf er unangenehmen Dingen ebensowenig aus dem
Weg gehen wie der Arzt oder der Chemiker.
Nach den gelehrten Ausführungen des Borrichius ist aus dem An-
fang des 18. Jahrhunderts eine ebenfalls stark historisch eingestellte
Untersuchung von G. W. Wedel zu nennen, die als Exercitatio VI De
Tabula Hermetis Smaragdina der ersten Dekade der Centuriae Exercita-
tionum medico-philologicarum sacrarum et profanarum zu Jena 1704 er-
schienen ist. Wedel gibt zu, daß ein griechisches Original der Tafel
nicht existiert, doch tut das ihrer Autorität keinen Eintrag. Aus Smaragd
kann die' Tafel keinesfalls gewesen sein, das widerspricht allem, was
wir über das Vorkommen von Smaragden wissen. Bei der aäaptatio
handelt es sich um Sal, Sulphur und Mercur, oder auch um das Tier-,
Pflanzen- und Mineralreich, oder um Körper, Seele und Geist usw., die
fortitudo fortis scheint auf die Tinctura universalis hinzuweisen. Kircher
wird mit ars non habet osorem nisi ignorantem und andern geflügelten
Worten abgetan. Wedels Abhandlung ist wohl die letzte lateinisch ge-
schriebene Abhandlung über die Tabula Smaragdina, und muß ihrem
Geiste nach noch zu den gelehrten Arbeiten des ausgehenden 17. Jahr-
hunderts gerechnet werden.
Als charakteristisches Übergangserzeugnis sei mit einigen Worten
auch J. F. Reimanns Versuch einer Einleitung in die Historiam Ante-
diluvianam (Halle 1709) erwähnt. Der Verfasser war Pastor Primarius
Ermslebiensis et Scholarum per principatum Halberstadensem Inspector
Adjunctus. Das Büchlein ist mit einem Titelkupfer geziert, auf dem die
 
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