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massen, sondern eine melancholische Klarheit des Himmels-
raumes beim warmen Sonnenuntergang, die schwül und
drückend bis auf den Horizont der düsteren Fläche herab-
reicht. Im Nordosten bis auf den Horizont herab; aber
im Norden und Westen zieht sich eine blaue Linie höheren
Landes an seinem Rande entlang, und darüber, aber
weiter zurück, eine neblige, leicht mit Schnee bedeckte
Bergkette. Im Osten das bleiche adriatische Meer, dessen
Brausen in regelmäßigen Pausen lauter erklingt, wenn sich
die Brandung an den Sandbänken bricht; im Süden die
verbreiternden Arme der ruhigen Lagune, abwechselnd
purpurn und blassgrün schimmernd, je nachdem sie die
Abendwolken oder den dämmernden Himmel widerspiegeln;
und fast unter unsern Füßen, auf demselben Boden, der
den Turm trägt, von dem wir Ausschau halten, eine Gruppe
von vier Gebäuden, von denen zwei kaum größer sind als
Landhäuser (obgleich sie von Stein erbaut sind und eines
mit einem altmodischen Wachtturm geschmückt ist). Das
dritte, eine achteckige Kapelle, von der wir wenig mehr er-
blicken, als das flache rote Dach mit seinen gestreiften
Ziegeln, das vierte, eine ansehnliche Kirche mit Haupt- und
Seitenschiffen, von der wir ebenfalls wenig mehr sehen,
als den langen Mittelfirst und die seitlichen Abdachungen
des Daches, die das Sonnenlicht als eine leuchtende Masse
von dem grünen Felde darunter und dem dahinter liegenden
grauen Moor abhebt. Es sind keine lebenden Geschöpfe
in der Nähe der Gebäude vorhanden, noch irgend eine Spur
eines Dorfes oder einer Stadt in ihrer Umgebung; sie
liegen hier wie ein kleiner Trupp von Schiffen, die auf
einem fernen Meere unter Windstille geraten sind.
§ 2. Nun blickt weiter nach Süden hinaus. Hinter den
erweiternden Armen der Lagune erhebt sich aus dem
lichten See, in dem sie zusammentreffen, eine große Zahl
düsterer Türme, zwischen gradlinigen Formen von Palast-
gruppen verstreut, und zieht sich als lange, unregelmäßige
Linie am südlichen Himmel entlang.
Mutter und Tochter erschaut ihr zugleich in ihrem
Witwenstand, — Torcello und Venedig.
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massen, sondern eine melancholische Klarheit des Himmels-
raumes beim warmen Sonnenuntergang, die schwül und
drückend bis auf den Horizont der düsteren Fläche herab-
reicht. Im Nordosten bis auf den Horizont herab; aber
im Norden und Westen zieht sich eine blaue Linie höheren
Landes an seinem Rande entlang, und darüber, aber
weiter zurück, eine neblige, leicht mit Schnee bedeckte
Bergkette. Im Osten das bleiche adriatische Meer, dessen
Brausen in regelmäßigen Pausen lauter erklingt, wenn sich
die Brandung an den Sandbänken bricht; im Süden die
verbreiternden Arme der ruhigen Lagune, abwechselnd
purpurn und blassgrün schimmernd, je nachdem sie die
Abendwolken oder den dämmernden Himmel widerspiegeln;
und fast unter unsern Füßen, auf demselben Boden, der
den Turm trägt, von dem wir Ausschau halten, eine Gruppe
von vier Gebäuden, von denen zwei kaum größer sind als
Landhäuser (obgleich sie von Stein erbaut sind und eines
mit einem altmodischen Wachtturm geschmückt ist). Das
dritte, eine achteckige Kapelle, von der wir wenig mehr er-
blicken, als das flache rote Dach mit seinen gestreiften
Ziegeln, das vierte, eine ansehnliche Kirche mit Haupt- und
Seitenschiffen, von der wir ebenfalls wenig mehr sehen,
als den langen Mittelfirst und die seitlichen Abdachungen
des Daches, die das Sonnenlicht als eine leuchtende Masse
von dem grünen Felde darunter und dem dahinter liegenden
grauen Moor abhebt. Es sind keine lebenden Geschöpfe
in der Nähe der Gebäude vorhanden, noch irgend eine Spur
eines Dorfes oder einer Stadt in ihrer Umgebung; sie
liegen hier wie ein kleiner Trupp von Schiffen, die auf
einem fernen Meere unter Windstille geraten sind.
§ 2. Nun blickt weiter nach Süden hinaus. Hinter den
erweiternden Armen der Lagune erhebt sich aus dem
lichten See, in dem sie zusammentreffen, eine große Zahl
düsterer Türme, zwischen gradlinigen Formen von Palast-
gruppen verstreut, und zieht sich als lange, unregelmäßige
Linie am südlichen Himmel entlang.
Mutter und Tochter erschaut ihr zugleich in ihrem
Witwenstand, — Torcello und Venedig.
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