Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
419

consumptam recreare", zu der Annahme berechtigen, dass
ein ganz neues Gebäude errichtet wurde. Ich stimme voll-
kommen mit dem Marchese Selvatico überein, der annimmt,
dass die jetzige Kirche das frühere Gebäude ist, das ver-
schiedentlich ausgebessert, wiederhergestellt und verändert
wurde, aber in allen Hauptformen sein ursprüngliches Aus-
sehen bewahrt hat, ausgenommen vielleicht die Kanzel und
die Chorschranke, die, wenn Herrn von Bunsens Behaup-
tungen über frühe Kanzeln in den römischen Basiliken
richtig sind (siehe den nächsten Artikel dieses Appendix), mög-
lichenfalls im zehnten Jahrhundert ihre jetzige Aufstellung
gefunden haben; in diesem Falle würde der in § 10 und 11
erwähnte bruchstückartige Charakter der Ausführung der
letzteren eher durch die Erneuerung als durch hastige Ar-
beit entstanden sein. Die Frage, ob sie aus dem siebenten
oder elften Jahrhundert stammen, hat aber nicht den min-
desten Einfluss auf die Schlussfolgerungen, die wir aus dem
Entwurf dieser Teile der Kirche in bezug auf Kanzeln im
allgemeinen gezogen haben.

5. MODERNE KANZELN

Kein Charakterzug einer gewöhnlichen modernen eng-
lischen Kirche erscheint mir bedauerlicher als die eigen-
tümliche Pomphaftigkeit bei der Ausstattung der Kanzeln
im Gegensatz zu der gewöhnlich großen Dürftigkeit und
dem Mangel an Farbe bei den andern Teilen der Kirche;
eine Pomphaftigkeit, die noch dazu ganz ohne Anmut und
Sinn ist und nur von gewissen Tapezierdekorationen ab-
hängt, die merkwürdigerweise stets noch geschmackloser
sind als die unserer Wohnzimmer. Auch begreife ich nicht,
wie unsere Gemeinden den Anblick des hölzernen Schall-
deckels ertragen können, der nur mit einer Stelle seines
Umfanges an einem Pfeiler hinter dem Prediger befestigt
ist und aussieht, als ob die Last seiner riesigen Hebelkraft
ihn unfehlbar noch vor Schluss der Predigt von seiner Stütze
abreißen und dem Prediger auf den Kopf werfen müsste.
Diese Fehler des Geschmacks und Gefühls werden hoffentlich

27*


 
Annotationen