Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
1. DER RUF DES GONDOLIERS

Die meisten Leute wissen genau Bescheid, wie eine vene-
zianische Gondel aussieht, aber wenige haben sich die
Mühe gegeben, die Warnungsrufe ihrer Gondoliere zu ver-
stehen, obgleich diese Rufe eigentümlich charakteristisch
sind und dem Fremden großen Eindruck machen; auch sind
sie von Mr. Monckton Milnes sehr anmutig in der Poesie
angebracht. Vielleicht wird es für den Reisenden in Venedig
interessant sein, die Methode der Leitung des Bootes kennen
zu lernen,' dem er so viele glückliche Stunden verdankt.

Eine Gondel wird gewöhnlich nur von einem Manne ge-
rudert, der im Heck steht; die der oberen Klassen haben
zwei oder noch mehr Bootführer, wegen größerer Schnellig-
keit und Prachtentfaltung. Um das Ruder genügend heben
zu können, ruht es nicht auf dem Rande des Bootes, son-
dern auf einem Stück gekrümmten Holzes, das einem Baum-
zweig gleicht, etwa einen Fuß breit über den Rand der Gon-
del hinausragt und eine ,F6rcola' genannt wird. Die För-
cola ist von verschiedener Form, je nach der Größe und
den Erfordernissen des Bootes, und ist stets von etwas kom-
plizierter Krümmung, damit das Ruder auf verschiedenen
Stellen ruhen kann und doch völlig freien Spielraum in allen
Fällen hat; da die Leitung der Gondel davon abhängt, dass
der Gondolier im Augenblick im stände ist, sein Ruder in
jede erforderliche Stellung zu bringen. Die Förcola ist an
der rechten Seite des Bootes angebracht, etwa sechs Fuß
vom Heck entfernt; der Gondolier steht auf einer kleinen
 
Annotationen