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Säulen getragen, und jede dieser Gruppen schwebt auf einem
einzelnen großen Pfeiler; und ist hier den Pfeilern gerade
soviel Vertrauen geschenkt, wie ihnen an anderen Stellen
entzogen ist. Der nördliche Portikus hat nur einen einzelnen
Pfeiler an seiner äußeren Ecke, der drei Säulen und einen
viereckigen Pilaster trägt; von diesen Säulen ist die an der
äußersten Ecke der Gruppe die stärkste (weil sie den Pilaster
an der inneren Ecke zu tragen hat), und sie misst 3 Fuß 2 Zoll
im Umfang, während die anderen nur 2 Fuß 10 Zoll und 2 Fuß
11 Zoll messen. Um diese Zunahme des Umfangs und die Be-
deutsamkeit der Säule sichtbarer zu machen, formten die
alten Baukünstler die Säule nicht nur stärker, sondern auch
kürzer und vergrößerten sowohl das Kapital wie die Basis,
was dem gedankenlosen Beschauer lächerlich unpassend
erscheint, während der aufmerksame Beobachter den schön-
sten Ausdruck konstruktiver Wissenschaft darin findet. Und
dies ist noch nicht alles. Man achte darauf, wie die ganze
Kraft dieser Ecke von der Genauigkeit des Gleichgewichts
abhängt und nicht von der Breite oder Festigkeit des Fun-
daments. Es ist ein balanciertes, aber nicht ein ge-
stütztes Bauwerk; wenn das Gleichgewicht versagt, muss
es sofort einstürzen; aber wenn das Gleichgewicht aufrecht
erhalten wird, dann kommt es nicht im mindesten darauf an,
wie die untere Säule im Boden befestigt ist; alles steht sicher.
Um dies noch bestimmter zu betonen, hat die große untere
Säule eine ganz andere Basis als alle die anderen
der Fassade; sie ist im Verhältnis zum Schaft außeror-
dentlich hoch und steht auf einer runden Säulenplatte an-
statt auf einer viereckigen, und hat keine Streben, welche
alle anderen ausnahmslos besitzen. Man werfe einen Blick
auf das zurück, was im ersten Bande S. 98 von den Streben
gesagt ist und überlege sich, dass jeder Ausdruck des Greifens
und Festhaltens hier am Fuß des Pfeilers unnütz ist, und
nur durch einen des Gleichgewichts ersetzt zu werden braucht,
dann wird man einsehen, was der alte Baumeister uns hier
sagen wollte und wie sehr er wünschte, wir möchten ihm
mit vollem Verständnis bei jedem Stein, den er auf den
andern legte, folgen.
 
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