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RÖMISCHE RENAISSANCE

§ 1. Von allen Gebäuden in Venedig, die aus späterer
Zeit stammen als die letzten Hinzufügungen des Dogen-
palastes, ist ohne Frage das edelste dasjenige, welches sein
Besitzer vor wenigen Jahren niederreißen lassen wollte, und
das die österreichische Regierung rettete, und — da die
Regierungsbeamten keine andere Verwendung dafür hatten
— zum Postgebäude machten, obgleich die Gondoliere es
immer noch mit dem alten Namen als Casa Grimani be-
zeichnen. Es besteht aus drei Stockwerken von korinthischer
Säulenordnung, zugleich einfach, zart und erhaben, aber
von so kolossalen Verhältnissen, dass die rechts und links
stehenden dreistöckigen Paläste nur bis zu dem Gesimse
reichen, das das erste Stockwerk abschließt. Man bemerkt
jedoch nicht gleich, dass es so groß ist, und nur, wenn
wir es künstlich unseren Blicken verborgen hielten und die
plötzliche Verkürzung der ganzen Ausdehnung des Canal
Grande, den es beherrscht, vor uns sehen, merken wir,
dass es die Majestät der Casa Grimani ist, die dem Rialto
selbst, sowie der ganzen Gruppe von benachbarten Gebäu-
den den größten Teil ihres ergreifenden Eindrucks verleiht.
Auch ist die Vollendung der Einzelheiten nicht minder be-
merkenswert als die Großartigkeit des Maßstabes. Hier ist
keine falsche Linie vorhanden, keine fehlerhafte Proportion
an der ganzen edlen Fassade; und die außerordentliche
Feinheit der Meißelung verleiht den riesigen Steinblöcken,
aus deren vollendeter Vereinigung diese Fassade besteht,
einen Anstrich von Leichtigkeit. Die Verzierung ist knapp


 
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