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Schlesische Heimatpflege: Kunst u. Denkmalpflege, Museumswesen, Heimatschutz — Breslau, 1.1935

DOI issue:
Museumswesen
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Kohlhaussen, Heinrich: Die Magdalenenapostel
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https://doi.org/10.11588/diglit.19993#0207

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Sonderheiten. Die Übermalungen zeigten am Untergewand als
oberste Schiebt ein Graugelb, darunter ein Rot, am Obergewand ein
Graubraun, in dessen Futter ein Grün, auf den Haaren ein Braun,
— die freigelegte Fassung goldenes Untergewand auf ßolusrot. Am
Obergewand, dessen mächtige Draperie den größten Teil des
Körpers bedeckt, erschien nach den beiden entfernten Übermalungen
ein gotisches, größtenteils noch erhaltenes Grün, darunter blickt ein
belies Blau mit goldenem Rankenmuster durch, unter dem als
fünfte und ursprüngliche Farbfläche ein Weiß mit blau umrahmtem
Rautenstreumuster zu erraten ist. Jede Raute ist von roten Ranken-
schnörkeln umspielt. (Im Hinblick auf die schöne Farbfläche des
Grün und die fast unlösliche Verbundenheit dieser gotischen Farben
miteinander schien es nicht ratsam, bis zu der letzten Fassung vor-
zudringen.) Der freigelegte Bart hat graue Farbe.
Die nächstgrößere und stilistisch nächstverwandte Gestalt ist die
des Heiligen mit dem Schwerte, des Paulus (Höhe 2,59 m), dessen
Übermalungen für das Untergewand ein schmutziges Gelbgrün über
Blau, für das Obergewand ein Braunrot über Graublau mit grau-
grünlichem Futter aufwiesen (Abb. 111, erste Figur von rechts).
Die aufgedeckte gotische Fassung, weißlicher Grund mit Rau-
tenstreumuster — jede Raute wird aus blauem Innen- und
rotem Außenrahmen gebildet, an deren Mitte sich gleichfarbige
Strahlensonnen anlegen —, diese Fassung ist beinahe identisch
mit der schon zweiten alten Rückseitenbemalung des auf-
erstandenen Christus aus der Magdalenenkirche (Wiese, Taf. V, 2),
der stilistisch zwischen den Magdalenenaposteln und der Stil-
gruppe der Schönen Madonnen steht, also zwischen 1570 und 1580
entstanden sein muß. Unter jener Bemalung des Paulus jedoch
blicken die silbernen, teils schwarz patinierten Rauten der ursprüng-
lichen Fassung durch, die gleichfalls auf weißem Grunde saß. Das
Schwert ist silbern. Wir stellen so für Andreas und Paulus eine
bzw. zwei gotische Nachfassungen fest, die keine der anderen
Figuren aufzuweisen hat. Ob man sie mit dem überlieferten Datum
einer frühen Ausweißung der Kirche im Jahre 1421 zusammen-
bringen kann?1) Zum Inkarnat der Magdalenenapostel ist zusam-
menhängend zu sagen, daß die groben nachmittelalterlichen Über-

*) Die für die gleichartige Rückseitenfassung des Auferstandenen von Wiese an-
gezogene mittelbare Parallele in dem Gewandmuster des Herodes vom Ottauer
Altar (Ernst, Tafelmalerei Böhmens, Prag 1912. Taf. XLIII) ist durch die Umdatie-
rung Oettingers auf die zwanziger Jahre des 15. Jahrh. wieder aktuell (Karl
Oettinger, Böhmische Malerei und Skulptur um die Wende des 14. Jahrh., Wiener
Jahrbuch für Kunstgeschichte, Bd. X).

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