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Seidlitz, Woldemar
Die Kunst in Dresden vom Mittelalter bis zur Neuzeit (Buch 1 - 3): 1464 - 1625 — Dresden, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.43932#0087
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ZWEITER ABSCHNITT • ALBRECHT

hat (31> und den vier mit Deckeln, sowie dem Becher den König Matias von
Ungarn in Preßburg an Albrecht verehrt hat (43>,- von der Silberstufe worauf
er 1477 in der Schneeberger Grube gegessen hat (92> hat sich wenigstens ein
kleines Stück im Mineralogischen Museum erhalten. Eben so wenig wissen wir
von der Monstranz, die 1472 in Leipzig für die Kurfürstin Margarete erkauft
wurde, von den Tischmessern die sich Albrecht 1474 für den Zug gegen Neuß
machen ließ, von dem Stück Porfyr vom Tempel Salomonis das er 1476 mit-
brachte (Anl. 5>, dem Becher den ihm 1486 der Rat zu Dresden verehrte, seinem
silbernen Siegel, den Straußeneiern die Herzogin Sidonie fassen ließ, dem ge-
weihten Schwert des Papstes von 1493, dem Kleinod zu Barbaras Hochzeit 1495
und dem Trauring ihres Bräutigams Georg.
Die fast durchweg in vergoldetem reich ziselirtem Silber gefaßten Trinkgefäße
des Grünen Gewölbes zeichnen sich sowohl durch die Kraft ihrer meist ge-
drungnen Form wie durch die Pracht der verwendeten Stoffe und den geschmack-
vollen Reichtum ihrer fein durchgebildeten Silberfassung aus. Da Stücke wie
Monstranzen usw., welche die Formen der Architektur nachzubilden pflegten,
darunter fehlen, tritt hier die vollendete Verwendung der Schmuckformen, welche
die ganze Gotik auszeichnet, in vollster Deutlichkeit zutage 5T: die stilisirten Ver-
zierungen sind streng gesetzmäßig gebildet und ordnen sich in vollkommner
Symmetrie dem schmückenden Zweck unter,- ihre schön geschwungnen Ranken,
Zacken und Blätter arten noch nicht in Naturnachahmung aus, sondern dienen
in der Aneinanderreihung ihrer feinen Glieder nur dazu, die Kostbarkeit und
Schönheit des Gefäßes zur Geltung zu bringen, mag es sich um Kuppen, Gläser
oder Flaschen handeln. Diese Einfassungen sind gewöhnlich gegossen und dann
nachziselirt und gravirt, noch nicht wie im 16 Jahrhundert getrieben,- nur selten
findet sich Treibarbeit am Fuß oder Deckel der Gefäße, um Buckeln oder ähn-
liehe Verzierungen herzustellen. Wo es jedoch galt besondre Pracht aufzu wenden
wurden Ranken oder Blätter aufgelötet, wie bei dem Deckelgefäß (Abb. Taf. 1>.
Perlen und kleine Halbedelsteine, die durch das ganze Mittelalter den höchsten
Schmuck bildeten, sind nur vereinzelt anzutreffen (Verzeichnis Anlage 9 Nr. 3>.
Noch kommt dem Metall als solchem keine Bedeutung zu, da die Gefäße zumeist
aus edlem geschliffnem Kristall oder aus Steinen von besondrer Farbigkeit wie
dem Jaspis <24>, Achat (18> oder Serpentin (23> bestehen. Wird aber ein be-
stimmter Teil wie der Fuß oder Henkel mit Figuren geschmückt so atmen diese
seit dem 15 Jahrhundert dank den Fortschritten der Malerei und der Plastik bereits
ein reiches individuelles Leben (Abb. Taf, 2>. Die zu dieser Zeit beliebten Trink-
hörner verschiedner Größe, deren ältestes (6> noch in das 14 Jahrhundert zurück-

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