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Seidlitz, Woldemar
Die Kunst in Dresden vom Mittelalter bis zur Neuzeit (Buch 1 - 3): 1464 - 1625 — Dresden, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.43932#0301
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VIERTER ABSCHNITT ■ AUGUST <I>

<die Trabanten> gestellt: ihre schön geschwungne Form und die reich geätzten
Verzierungen erhielten sie fast ausnahmslos in Nürnberger Werkstätten,- solche
Schauwaffen bilden noch jetzt den Stolz der Madrider Sammlung und des Ber-
liner Zeughauses. Hans von Dehn-Rotfelser, dann Kaspar Vogt von Wierand
waren die ersten Oberrüstmeister,- ihnen unterstanden zwei Rüstmeister <mit je
40 Gulden jährliche zwei Plattner, ein Sattler und ein Seidensticker, die teils in
Dresden teils in Torgau verwendet wurden.

KUNSTERZEUGNISSE AUS DEM ERSTEN JAHRZEHNT
DER REGIRUNG AUGUSTS
Die zweite Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts brachte das deutsche Kunst-
gewerbe zu einer einzigartigen Blüte, wovon noch die ungeheure Menge der Gold-
schmiedwerke in Wien, München, Dresden und im Moskauer Kreml zeugt. Ein
gewaltiger Reichtum hatte sich aus den fremden Erdteilen nach Europa ergossen
und die Gewerbtätigkeit vor allem in den freien Reichsstädten Nürnberg und
Augsburg, dann auch in den fürstlichen Residenzen befruchtet: die große Kunst
hatte freilich mit dieser Entwicklung nicht Schritt gehalten, weil der Architektur
die entsprechenden hohen Aufgaben seitens der Städte noch nicht gestellt werden
konnten, und die Fürsten zum Ausdruck ihrer plötzlich gesteigerten Macht für
ihre Paläste noch keine durchgebildeten Baumeister vorfanden. Die bairischen
Herzöge bezogen wie der König von Böhmen ihre Baumeister aus Italien, der
Rheinische Pfalzgraf die seinen aus den Niederlanden,- erst zu Ende des Jahr-
hunderts entwickelte sich eine selbständige deutsche Baukunst.
Eine besondre Erscheinung bildeten bei diesem Umschwung die großen inter-
nationalen Finanzkrisen, die sich an den Weltbörsen Antwerpen und Lyon in
den Jahren 1557 bis 1566 am stärksten bemerklich machten und infolge der Gold-
zufuhren aus Mittelamerika eine gewaltige Entwertung des Geldes und damit
ein allgemeines Steigen der Preise herbeiführten. Die große Steigerung des Wohl-
stands äußerte sich in einer starken Verschiebung der Verhältnisse, indem Handel
und Gewerbe in den Städten rasch emporschossen, während die Landwirtschaft
dahinter zurüdcstehen mußte, wenn sie den Ausfall nicht durch eine gesteigerte
Bewirtschaftung auszugleichen vermochte. August, der diese Gefahr gleich bei
seinem Regirungsantritt erkannte, hat die ersten Jahre seiner Herrschaft dazu
benutzt um ihr beizeiten vorzubeugen, so daß er in den sechziger Jahren bereits
die Früchte seiner Voraussicht und seiner organisatorischen Arbeit einheimsen

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