ZWEITES BUCH ■ 1541 - 1586
zwei Bettstellen von Perlmutter mit Silberbeschlägen sowie andres aus Spanien und Portugal für
8000 Taler (O'Byrn S. 29).
Über die Elfenbeinarbeiten ist neben dem Kunstkammerinventar das Verzeichnis des von
Kurfürst August gedrehten Zeugs von 1586 im Staatsarchiv Lok. 9835 zu vergleichen, wo 165 Stüde
aufgeführt sind, ferner einige von andern Fürsten geschickte Stücke, sowie Arbeiten eines Georg
aus Bayern und des Meister Egidius (Lobenig), dazu das Inventar des Drehzeugs von Georg
Wecker, im ganzen 2480 Stück,
Von Gemälden werden immer noch sehr wenig erwähnt: 1575 schenkt Jakob Strada an
Anna die Ölbifdnisse der zwölf römischen Zäsaren »von dem besten wälschen Maler«, die im In®
ventar der Kunstkammer angeführt sind,- von den 16 Bildchen von Hans Boi sind noch fünf in
der Galerie erhalten mit Daten zwischen 1580 und 87 (siehe Mitteil. III (1912) 39fg.). — Die Bi®
bliotek bewahrt vom Radirer Daniel Bretschneider einen Band (Hs. B 104) Allerlei Inventionen zu
Schlittenfahrten, und von Zacharias Wehme illuminirt die Türkische Hochzeit (Hs. B J 2a). — Die
alabasternen Nachbildungen von Michelangelos Tageszeiten befinden sich noch in der Skulpturen®
Sammlung. — August hatte von seiner Bibliotek in der Dresdner Kunstkammer nur die etwa
300Werke matematischen, technischen und astronomischen Inhalts, worunter kaum ein bedeutendes
Buch vermißt wurde (Hantzsch, Kunstkammer, S. 230),- die übrigen etwa 2000 Bände teologischer,
juristischer und medizinischer Bücher ließ Christian I 1586 aus der Augustusburg nach Dresden
bringen,- von den antiken Schriften waren nur diejenigen vorhanden, die auf das praktische Leben
Bezug hatten,- alle waren sie durch den Hofbuchbinder Jakob Krause seit 1565 schön in Kalbleder
gebunden, meist mit dem in Gold eingepreßten Bildnis Augusts oder seinem Wappen versehen,
manche auch in kostbarem mehrfarbigem Mosaikband (siehe Karl Berling, der Hofbuchbinder Jak.
Krause, Dresden, 1897), die Druckplatten dafür hatte der Augsburger Eisenschneider Thomas
Rückert in Dresden seit 1575 gefertigt (K. Berling in den Mitteilungen I (1910) 77).
An Bildhauerarbeiten dieser Zeit sind noch zu erwähnen im Stadtmuseum das Denkmal des
Stadtrichters Hieronymus Schafhirt (t 1578) aus der Frauenkirche (Abb. Gurl. Dr. S. 69) sowie
ein paar Stück aus der Stiftskirche (Abb. 45fg. ebendort),- auf dem Eliasfriedhof ein Relief der
Kreuzigung, wohl von Sebastian Walter, aus der Frauenkirche (Abb. ebendort S. 78),- von dem®
selben in der Wittenberger Stadtkirche das Alabasterrelief über dem Grabe Lukas Cranach d. j.
(f 1586), eines der besten Werke der Zeit (C. Gurlitt, Wittenberg, 1914). — Als Medaillen®
Schneider spielte seit 1574 der Breslauer Goldschmied Tobias Wolf in Dresden eine namhafte
Rolle, der bereits ein Jahrzehnt früher für den Hof in Brieg in Schlesien gearbeitet hatte,- 1576
hatte er Kontrafakturen von Päpsten gearbeitet, seine letzten Medaillen stammen von 1604 (J. L.
Sponsel in den Mitt. a. d. S. K. S. I (1910) S. 65fg. mit Abb.),- 1584 wurde der Eisenschneider H. v.
Rhenen als Kontrafaktor bestellt, seitdem kamen geprägte statt der gegoßnen Medaillen in Auf®
nähme (ebendort S. 72),- daneben ist der nürnberger Eisenschneider Valer. Maler zu nennen. —
Als Glockengießer und Hersteller von Grabplatten kommen die Hilliger in Freiberg und die
Mühlich in Zwickau vor.
Um 1580 dehnte sich die Verwendung von künstlerisch verziertem Zinn infolge des ge®
steigerten Wohlstands wesentlich aus: in Schneeberg kommen um diese Zeit H. Lichtenhahn und
ein P. H. vor, in Freiberg die Familie Günter,- ein Streusandfaß aus der Dresdner Kanzlei hat sich
in der Sammlung Demiani erhalten (Dresdner Kunstgewerbeschule),- im Louvre befindet sich von
Franz Briot, dem Hauptvertreter der Gattung, eine Schüssel mit dem Medaillonbildnis Augusts
in der Mitte (Behncke in Lehnerts Gesch. d. Kunstgew. I 621),- siehe Demiani in den Mitteilungen I
(1910) 77fg. u. Berling ebendort III (1912) Abb. S. 46.
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zwei Bettstellen von Perlmutter mit Silberbeschlägen sowie andres aus Spanien und Portugal für
8000 Taler (O'Byrn S. 29).
Über die Elfenbeinarbeiten ist neben dem Kunstkammerinventar das Verzeichnis des von
Kurfürst August gedrehten Zeugs von 1586 im Staatsarchiv Lok. 9835 zu vergleichen, wo 165 Stüde
aufgeführt sind, ferner einige von andern Fürsten geschickte Stücke, sowie Arbeiten eines Georg
aus Bayern und des Meister Egidius (Lobenig), dazu das Inventar des Drehzeugs von Georg
Wecker, im ganzen 2480 Stück,
Von Gemälden werden immer noch sehr wenig erwähnt: 1575 schenkt Jakob Strada an
Anna die Ölbifdnisse der zwölf römischen Zäsaren »von dem besten wälschen Maler«, die im In®
ventar der Kunstkammer angeführt sind,- von den 16 Bildchen von Hans Boi sind noch fünf in
der Galerie erhalten mit Daten zwischen 1580 und 87 (siehe Mitteil. III (1912) 39fg.). — Die Bi®
bliotek bewahrt vom Radirer Daniel Bretschneider einen Band (Hs. B 104) Allerlei Inventionen zu
Schlittenfahrten, und von Zacharias Wehme illuminirt die Türkische Hochzeit (Hs. B J 2a). — Die
alabasternen Nachbildungen von Michelangelos Tageszeiten befinden sich noch in der Skulpturen®
Sammlung. — August hatte von seiner Bibliotek in der Dresdner Kunstkammer nur die etwa
300Werke matematischen, technischen und astronomischen Inhalts, worunter kaum ein bedeutendes
Buch vermißt wurde (Hantzsch, Kunstkammer, S. 230),- die übrigen etwa 2000 Bände teologischer,
juristischer und medizinischer Bücher ließ Christian I 1586 aus der Augustusburg nach Dresden
bringen,- von den antiken Schriften waren nur diejenigen vorhanden, die auf das praktische Leben
Bezug hatten,- alle waren sie durch den Hofbuchbinder Jakob Krause seit 1565 schön in Kalbleder
gebunden, meist mit dem in Gold eingepreßten Bildnis Augusts oder seinem Wappen versehen,
manche auch in kostbarem mehrfarbigem Mosaikband (siehe Karl Berling, der Hofbuchbinder Jak.
Krause, Dresden, 1897), die Druckplatten dafür hatte der Augsburger Eisenschneider Thomas
Rückert in Dresden seit 1575 gefertigt (K. Berling in den Mitteilungen I (1910) 77).
An Bildhauerarbeiten dieser Zeit sind noch zu erwähnen im Stadtmuseum das Denkmal des
Stadtrichters Hieronymus Schafhirt (t 1578) aus der Frauenkirche (Abb. Gurl. Dr. S. 69) sowie
ein paar Stück aus der Stiftskirche (Abb. 45fg. ebendort),- auf dem Eliasfriedhof ein Relief der
Kreuzigung, wohl von Sebastian Walter, aus der Frauenkirche (Abb. ebendort S. 78),- von dem®
selben in der Wittenberger Stadtkirche das Alabasterrelief über dem Grabe Lukas Cranach d. j.
(f 1586), eines der besten Werke der Zeit (C. Gurlitt, Wittenberg, 1914). — Als Medaillen®
Schneider spielte seit 1574 der Breslauer Goldschmied Tobias Wolf in Dresden eine namhafte
Rolle, der bereits ein Jahrzehnt früher für den Hof in Brieg in Schlesien gearbeitet hatte,- 1576
hatte er Kontrafakturen von Päpsten gearbeitet, seine letzten Medaillen stammen von 1604 (J. L.
Sponsel in den Mitt. a. d. S. K. S. I (1910) S. 65fg. mit Abb.),- 1584 wurde der Eisenschneider H. v.
Rhenen als Kontrafaktor bestellt, seitdem kamen geprägte statt der gegoßnen Medaillen in Auf®
nähme (ebendort S. 72),- daneben ist der nürnberger Eisenschneider Valer. Maler zu nennen. —
Als Glockengießer und Hersteller von Grabplatten kommen die Hilliger in Freiberg und die
Mühlich in Zwickau vor.
Um 1580 dehnte sich die Verwendung von künstlerisch verziertem Zinn infolge des ge®
steigerten Wohlstands wesentlich aus: in Schneeberg kommen um diese Zeit H. Lichtenhahn und
ein P. H. vor, in Freiberg die Familie Günter,- ein Streusandfaß aus der Dresdner Kanzlei hat sich
in der Sammlung Demiani erhalten (Dresdner Kunstgewerbeschule),- im Louvre befindet sich von
Franz Briot, dem Hauptvertreter der Gattung, eine Schüssel mit dem Medaillonbildnis Augusts
in der Mitte (Behncke in Lehnerts Gesch. d. Kunstgew. I 621),- siehe Demiani in den Mitteilungen I
(1910) 77fg. u. Berling ebendort III (1912) Abb. S. 46.
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