Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

— Ausgrabungen in Sendschirli, 4: Berlin: Druck und Verlag von Georg Reimer, 1911

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.49438#0016
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
242

F. v. Luschan.

Anders ist es der schönen Sphinxbasis gegangen, die nur wenige Meter von dem thronenden
Barrekub entfernt gestanden hatte; sie ist, wie man aus der Abb. auf S. 163 sehen kann,
bei dem Brande, weil von allen Seiten exponiert, in zahlreiche kleine und kleinste Stücke
zerborsten, von denen wir bisher erst einen Teil über den halben Hügel zerstreut, in ver-
schiedenen späteren Fundamenten aufgefunden haben.
Typisch für die Abarbeitung eines nicht durch Feuer entwerteten Steines ist hier der
Fig. 149 abgebildete Orthostat; er stammt vermutlich aus Hilani III, war aber nach dem
„oberen Palast“, den wir dem Asarhaddon zuschreiben, verschleppt und da in eine Tür-
schwelle eingebaut worden. Es ist derselbe Stein, von dem R. Koldewey auf S. 141,
Abb. 461) eine Ansicht der oberen Fläche mit den zwei Dübellöchern gegeben hat. Unsere
Abbildung hier läßt bei sorgfältiger Betrachtung noch die Umrisse des alten Reliefs erkennen:
Links eine sitzende Frau, rechts ein stehender bärtiger Mann, vor der Frau wohl ein Tisch
mit Speisen, vor dem Mann eine kleinere Figur, das ganze anscheinend ein Totenmahl, aber
in wie traurigem Zustande!
Ganz besonders lehrreich für diese Verhältnisse ist der hier, Fig. 150, abgebildete
Orthostat; es ist einer der wenigen, die wir an der Hauptfront von Hilani III noch in situ
vorgefunden haben; auch ihn hat man ange-
fangen abzuspitzen, und zwar, bezeichnender-
weise, von rechts nach links; von seinen drei
Figuren ist die eine schon ganz abgearbeitet
und kaum eben noch an einigen Stellen in den
Umrissen zu erkennen. Auch die zweite ist bis
auf den behaarten Kopf
dritte Figur ist verschont
metz hatte inzwischen den durch die Er-
schütterung der Arbeit deutlicher gewordenen
o o
Riß entdeckt, der sich noch von dem Brande
her durch den ganzen Stein hindurchzieht, hat
seine Arbeit sofort abgebrochen und den Stein
ruhig stehen gelassen. So haben große Brand-
Abb. 149. orthostat mit arbeiteten! Keüef. katastrophen zwar zur Vernichtung der Bau-
werke, aber zugleich zu ihrer Erhaltung und
zum Schutze ihrer Skulpturen und, wie wir später sehen werden, auch ihrer Inschriften
geführt.
R. Koldewey hat S. 161 dieser Berichte gezeigt, daß auch die Prunkfa^ade des
Barrekub einer vernichtenden Feuersbrunst zum Opfer gefallen war, und hat da in sehr
scharfsinniger Weise nachgewiesen, daß absichtliche und bewußte Brandstiftung vorlag, indem
an einer Stelle zwei Steinschichten des Fundamentes herausgerissen wurden, so daß der hölzerne
Rost unterhöhlt und freigelegt wurde. Wir wissen jetzt, daß auch die Bauwerke des eigent-
lichen Nordwestbezirkes zur Zeit des Barrekub in Flammen aufgingen, und es ist sehr wahr-
scheinlich, daß sie derselben Katastrophe zum Opfer fielen, wie die Prunkfapade. Nach Spuren
absichtlicher Brandlegung habe ich da allerdings vergeblich gesucht, wenn aber, wie es
nach unserer Grabung scheint, ein großer Teil der Mauern hier ohnehin ganz mit Holz ver-
kleidet war, würde auch ohne Freilegung des Balkenrostes ein großer Brand leicht zu ent-
zünden gewesen sein. Bis jetzt ist wenig mehr als die Hälfte der Oberfläche des ganzen
Burghügels von Sendschirli untersucht; die nächsten Grabungen können noch manche Über-
raschung bringen, aber einstweilen hat es den Anschein, als ob sowohl die von Barrekub
errichteten, als auch die von ihm restaurierten und in Benutzung genommenen älteren Bau-
werke alle noch zu seinen Lebzeiten, etwa 720 a. Chr., verbrannt wären und als ob erst


abgespitzt. Nur die
geblieben: Der Stein-
o
 
Annotationen