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ZU SICIOLANTE DA SERMONETTA.
Auf Tafel IV ist Gerolamo Siciolantes heilige Katharina von Alexan-
drien abgebildet nach dem Gemälde im Museo nazionale zu Neapel (früher
Sala terza, Scuola romana No. 18, jetzt als Vorratsbild erwähnt). Hat sehr
gelitten und ist deshalb vorläufig nicht galeriefähig. Trotzdem von kunst-
geschichtlichem Interesse. Die Zuschreibung steht nach dem Stil des Bildes
und nach der wohl ursprünglichen, wenngleich nicht unversehrt erhaltenen
Inschrift auf dem Cartellino ziemlich fest. Man liest: o
Wie die Abbildung erkennen läßt, die ich noch zur Zeit friedlichen Ver-
kehrs mit Italien durch die Firma Sommer in Neapel habe herstellen lassen,
ist das Bild stark durch Sprünge verletzt, die der Faserung des Holzes folgen.
Stellenweise ist die Farbe in Graten aufgestanden und sogar abgefallen, so
in der Haarmasse am Nacken.
G. Siciolante schließt sich an die großen römischen Maler aus der
ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts an. Nach Vasari wirkte er um 1550. Als
Todesjahr wird ungefähr 1580 angegeben. Seine Hauptwerke befinden
sich in Rom, worüber die Ortsliteratur unterrichtet. Außerhalb Italiens
kommt er selten vor. Die gräflich Raczynskische Galerie, früher im Berliner
gräflichen Palast, dann in der Nationalgalerie, später in Posen, enthält eine
beglaubigte Klage um den Leichnam Christi, ein großes Bild, das aus Rom
herstammt und dort 1821 für Raczynski erworben worden ist. Eingehende
Mitteilungen darüber in^ „Katalog der Raczynskischen Bildersammlung" von
1876 (S. 58 bis 61). Das Gemälde der Raczynskischen Galerie ist von Hanf-
staengl in München photographiert und wird in einem der nächsten Hefte
abgebildet. In Österreich besitzt Herr Oberingenieur Gustav Scharfetter
(Hinterbrühl, Hauptstraße) ein vorzügliches weibliches Bildnis von Siciolante,
das ebenfalls bei Gelegenheit abzubilden wäre. In der Albertina zu Wien
sieht man einige Zeichnungen von Siciolante, die mit Gemälden in Rom
Zusammenhängen dürften. Gegenwärtig sind vergleichende Studien sehr er-
schwert oder zum Teil geradeswegs ausgeschlossen. Th. v. Fr.
EIN BILDNIS VON ARNOLDUS VAN RAVESTEYN.
Auf Tafel V des neuen Bandes befindet sich die Abbildung eines
prächtigen Porträts, das ich im Wiener Privatbesitz kennengelernt und mir
dort zur Abbildung ausgebeten habe. Es ist eine Leinwand von 110 cm
Höhe und 86 cm Breite (im Rahmen gemessen). Beste Erhaltung nahezu der
ganzen Fläche, die übrigens mit neuer Leinwand unterzogen ist. Das Bildnis
eines ältlichen, schwarzhaarigen Herrn, das wir vor uns haben, läßt un-
schwer die Haager Schule aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts er-
kennen. Wäre es auf kleinerer Fläche ausgeführt, so würden gewiß viele
an Kaspar Netscher denken mit seinen Seidenstoffen und seiner weichen
Behandlung von Gesicht und Händen. Nun ist das Bild zwar nicht von
Netscher, aber von einem seiner Zeitgenossen im Haag, von Arnold van
Ravesteyn. Auf diesen weist die Signatur hin, die sich bis auf ein kleines
Stück wohlerhalten und zweifellos echt auf dem Bilde vorgefunden hat,
und zwar gegen rechts ungefähr in halber Höhe. Züge ganz dunkel, „schwarz"
ZU SICIOLANTE DA SERMONETTA.
Auf Tafel IV ist Gerolamo Siciolantes heilige Katharina von Alexan-
drien abgebildet nach dem Gemälde im Museo nazionale zu Neapel (früher
Sala terza, Scuola romana No. 18, jetzt als Vorratsbild erwähnt). Hat sehr
gelitten und ist deshalb vorläufig nicht galeriefähig. Trotzdem von kunst-
geschichtlichem Interesse. Die Zuschreibung steht nach dem Stil des Bildes
und nach der wohl ursprünglichen, wenngleich nicht unversehrt erhaltenen
Inschrift auf dem Cartellino ziemlich fest. Man liest: o
Wie die Abbildung erkennen läßt, die ich noch zur Zeit friedlichen Ver-
kehrs mit Italien durch die Firma Sommer in Neapel habe herstellen lassen,
ist das Bild stark durch Sprünge verletzt, die der Faserung des Holzes folgen.
Stellenweise ist die Farbe in Graten aufgestanden und sogar abgefallen, so
in der Haarmasse am Nacken.
G. Siciolante schließt sich an die großen römischen Maler aus der
ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts an. Nach Vasari wirkte er um 1550. Als
Todesjahr wird ungefähr 1580 angegeben. Seine Hauptwerke befinden
sich in Rom, worüber die Ortsliteratur unterrichtet. Außerhalb Italiens
kommt er selten vor. Die gräflich Raczynskische Galerie, früher im Berliner
gräflichen Palast, dann in der Nationalgalerie, später in Posen, enthält eine
beglaubigte Klage um den Leichnam Christi, ein großes Bild, das aus Rom
herstammt und dort 1821 für Raczynski erworben worden ist. Eingehende
Mitteilungen darüber in^ „Katalog der Raczynskischen Bildersammlung" von
1876 (S. 58 bis 61). Das Gemälde der Raczynskischen Galerie ist von Hanf-
staengl in München photographiert und wird in einem der nächsten Hefte
abgebildet. In Österreich besitzt Herr Oberingenieur Gustav Scharfetter
(Hinterbrühl, Hauptstraße) ein vorzügliches weibliches Bildnis von Siciolante,
das ebenfalls bei Gelegenheit abzubilden wäre. In der Albertina zu Wien
sieht man einige Zeichnungen von Siciolante, die mit Gemälden in Rom
Zusammenhängen dürften. Gegenwärtig sind vergleichende Studien sehr er-
schwert oder zum Teil geradeswegs ausgeschlossen. Th. v. Fr.
EIN BILDNIS VON ARNOLDUS VAN RAVESTEYN.
Auf Tafel V des neuen Bandes befindet sich die Abbildung eines
prächtigen Porträts, das ich im Wiener Privatbesitz kennengelernt und mir
dort zur Abbildung ausgebeten habe. Es ist eine Leinwand von 110 cm
Höhe und 86 cm Breite (im Rahmen gemessen). Beste Erhaltung nahezu der
ganzen Fläche, die übrigens mit neuer Leinwand unterzogen ist. Das Bildnis
eines ältlichen, schwarzhaarigen Herrn, das wir vor uns haben, läßt un-
schwer die Haager Schule aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts er-
kennen. Wäre es auf kleinerer Fläche ausgeführt, so würden gewiß viele
an Kaspar Netscher denken mit seinen Seidenstoffen und seiner weichen
Behandlung von Gesicht und Händen. Nun ist das Bild zwar nicht von
Netscher, aber von einem seiner Zeitgenossen im Haag, von Arnold van
Ravesteyn. Auf diesen weist die Signatur hin, die sich bis auf ein kleines
Stück wohlerhalten und zweifellos echt auf dem Bilde vorgefunden hat,
und zwar gegen rechts ungefähr in halber Höhe. Züge ganz dunkel, „schwarz"