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Barth*) hatte dem Künstter „den Leichnam eines wohlgebauten Menschen,
der in der Biüte seiner Jahre [eines raschen Todes] gestorben war", fürs
Muskelstudium zugerichtet („präpariert") und zur Verfügung gesteht. Fischer
sagt: „ich studierte ihn ununterbrochen unter Benutzung meines Gewährs-
mannes, des großen Albin**), modellierte ihn mit aller Genauigkeit, verglich
die einzelnen Teile fleißig mit den schönen Formen gewählter Antiken und
der belebten Natur..." So kam die erste kleine Ausführung zustande. Das
Knochengerüst desselben Leichnams wurde von Fischer in Holz kopiert.
1785 wurde Fischer Professor der Anatomie, wodurch er nun mit der
Zergliederungskunst in stetem Zusammenhang blieb. Füger wünschte die
Anatomiefigur in Lebensgröße zu sehen, wonach Fischer den großen Muskel-
mann modellierte. Graf Kobenzl erteilte den Auftrag, die Statue in weichem
Metall für die Akademie auszuführen. 1803 wurde der Auftrag ausgeführt
und mit derselben Jahreszahl erschien die zweite Auflage der „Erklärung
der anatomischen Statue für Künstler". Eine kleine Ausgabe warschon 1785
erschienen, in demselben Jahr, in welchem J. M. Fischer an der Akademie
Professor der Anatomie wurde, ln bezug auf Bildhauerei hatte er, nebstbei
bemerkt, hinter dem etwas jüngeren Zauner zurückstehen müssen.***)
Choulant teilt mit, daß jene erste Auflage schon 1790 durch J. H. La-
vater „Wort für Wort nachgedruckt und mit den Kupfertafeln von Ploos
vanAmstel als eigenes Werk herausgegeben" wurde. 1806 erschien J. Martin
Fischers „Darstellung des Knochenbaues von dem menschlichen Körper mit
Angabe der Verhältnisse desselben".
Von Fischers Tafeln nach seinem Muskelmann wird diejenige ausge-
wählt (Tafel XVI), die mithilft, die vorhergehende Tafel verständlich zu
machen. Fischer hat eine Menge Ziffern, Buchstaben und andere Zeichen
auf die Muskeln und Bänder geschrieben. Bei den Erläuterungen knüpfe ich
an diese Bezeichnungen an. Zu den Benennungen der Muskeln, die bei
Fischer gewählt sind, werden in einigen Fällen [und zwar durch eckige
Klammern gekennzeichnet] Zusätze und andere Bemerkungen gemacht. Wie
beim Beschreiben der Muskelfigur auf Tafel XV lasse ich auch hier vor-
läufig die Kopfmuskeln beiseite, bis eine größere Abbildung zur Ver-
fügung steht.
Am Hals nenne ich den oberen Teil des Musculus trapezius, den
wir schon kennen. Daneben fällt besonders auf der M. sterno-cleido-
mastoideus, der sich vom Processus mastoideus des Schläfenbeins und
von der Linea semicircularis superior des Hinterhauptbeins zum Manubrium
sterni (Brustblatt) und zur Extremitas sternalis claviculae (dem Brustende
des Schlüsselbeins) schief herab erstreckt.
[Über dem M. sterno-cleido-mastoideus liegt, in der Abbildung nicht
berücksichtigt, der flache dünne Hautmuskel des Halses, das Platysma
*) Über Barth vgl. Robert v. Schneider: „Ein Kunstsammler im alten Wien" im
„Jahrbuch der Kh. S. d. a. h. Kaiserhauses", XXI, S. 272ff. Barth hat eine Zeitlang
den „Hioneus" besessen, den J. M. Fischer damals ergänzte.
**) Fischer meint Aibins Ausgabe der „Explicatio tabuiarum anatomicarum
Barthoiomei Eustachii" von 1744 oder Aibinus: „Tabuiae sceleti et musculorum cor-
poris humani" von 1747.
***) Vgl. C. v. Lützow: Geschichte der Akademie der bildenden Künste in Wien
und Herrn. Burg: Der Bildhauer F. A. Zauner.
Barth*) hatte dem Künstter „den Leichnam eines wohlgebauten Menschen,
der in der Biüte seiner Jahre [eines raschen Todes] gestorben war", fürs
Muskelstudium zugerichtet („präpariert") und zur Verfügung gesteht. Fischer
sagt: „ich studierte ihn ununterbrochen unter Benutzung meines Gewährs-
mannes, des großen Albin**), modellierte ihn mit aller Genauigkeit, verglich
die einzelnen Teile fleißig mit den schönen Formen gewählter Antiken und
der belebten Natur..." So kam die erste kleine Ausführung zustande. Das
Knochengerüst desselben Leichnams wurde von Fischer in Holz kopiert.
1785 wurde Fischer Professor der Anatomie, wodurch er nun mit der
Zergliederungskunst in stetem Zusammenhang blieb. Füger wünschte die
Anatomiefigur in Lebensgröße zu sehen, wonach Fischer den großen Muskel-
mann modellierte. Graf Kobenzl erteilte den Auftrag, die Statue in weichem
Metall für die Akademie auszuführen. 1803 wurde der Auftrag ausgeführt
und mit derselben Jahreszahl erschien die zweite Auflage der „Erklärung
der anatomischen Statue für Künstler". Eine kleine Ausgabe warschon 1785
erschienen, in demselben Jahr, in welchem J. M. Fischer an der Akademie
Professor der Anatomie wurde, ln bezug auf Bildhauerei hatte er, nebstbei
bemerkt, hinter dem etwas jüngeren Zauner zurückstehen müssen.***)
Choulant teilt mit, daß jene erste Auflage schon 1790 durch J. H. La-
vater „Wort für Wort nachgedruckt und mit den Kupfertafeln von Ploos
vanAmstel als eigenes Werk herausgegeben" wurde. 1806 erschien J. Martin
Fischers „Darstellung des Knochenbaues von dem menschlichen Körper mit
Angabe der Verhältnisse desselben".
Von Fischers Tafeln nach seinem Muskelmann wird diejenige ausge-
wählt (Tafel XVI), die mithilft, die vorhergehende Tafel verständlich zu
machen. Fischer hat eine Menge Ziffern, Buchstaben und andere Zeichen
auf die Muskeln und Bänder geschrieben. Bei den Erläuterungen knüpfe ich
an diese Bezeichnungen an. Zu den Benennungen der Muskeln, die bei
Fischer gewählt sind, werden in einigen Fällen [und zwar durch eckige
Klammern gekennzeichnet] Zusätze und andere Bemerkungen gemacht. Wie
beim Beschreiben der Muskelfigur auf Tafel XV lasse ich auch hier vor-
läufig die Kopfmuskeln beiseite, bis eine größere Abbildung zur Ver-
fügung steht.
Am Hals nenne ich den oberen Teil des Musculus trapezius, den
wir schon kennen. Daneben fällt besonders auf der M. sterno-cleido-
mastoideus, der sich vom Processus mastoideus des Schläfenbeins und
von der Linea semicircularis superior des Hinterhauptbeins zum Manubrium
sterni (Brustblatt) und zur Extremitas sternalis claviculae (dem Brustende
des Schlüsselbeins) schief herab erstreckt.
[Über dem M. sterno-cleido-mastoideus liegt, in der Abbildung nicht
berücksichtigt, der flache dünne Hautmuskel des Halses, das Platysma
*) Über Barth vgl. Robert v. Schneider: „Ein Kunstsammler im alten Wien" im
„Jahrbuch der Kh. S. d. a. h. Kaiserhauses", XXI, S. 272ff. Barth hat eine Zeitlang
den „Hioneus" besessen, den J. M. Fischer damals ergänzte.
**) Fischer meint Aibins Ausgabe der „Explicatio tabuiarum anatomicarum
Barthoiomei Eustachii" von 1744 oder Aibinus: „Tabuiae sceleti et musculorum cor-
poris humani" von 1747.
***) Vgl. C. v. Lützow: Geschichte der Akademie der bildenden Künste in Wien
und Herrn. Burg: Der Bildhauer F. A. Zauner.