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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 2.1915-1916

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III. und IV. Lieferung
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Frimmel, Theodor von: Der menschliche Körper, [2]: Beiträge zur Muskellehre
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Frimmel, Theodor von: Aus dem Semmeringgebiet, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27902#0087

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77

Muskeln [und Bänder] am Fuß:
<2 Flügel oder Kniescheibenbänder, 6 Tibialis anticus, ^ Extensor longus
digitorum pedis, 6 Peroneus brevis, y Peroneus longus, ^ Soleus, M Ge-
mellus, 7 Plantaris, % Extensor brevis digitorum pedis, p Flexor brevis digiti
minimi, g Abductor digiti minimi pedis, .<? Adductor pollicis pedis, % Apo-
neurosis plantae, M das Querband der Fußwurzel, w die Bänder über die
Sehnen der beiden Wadenbeinmuskeln, a? das gefranste Band."
Wer im Seziersaal gearbeitet hat, weiß, daß man derlei Formen wie
an einem aufrecht stehenden Muskelmann nicht am Leichnam sehen kann.
Ein Muskelmann ist ja immer, ganz abgesehen von der Stellung, die dem
Leben entnommen ist, ein Werk der Einbildungskraft, die sich lebende
Muskeln vorstellt, bloß liegend, ohne Fett, ohne Haut-, ohne Nerven und
Blutgefäße. Der Muskelmann ist eine Abstraktion. Er stellt Formen des
lebenden Körpers dar, die er an der Leiche anders gesehen hat und die
dort nie und nimmer willkürliche Bewegungen bedingen oder dem Körper
Standfestigkeit verleihen können. Gedankliche Zugeständnisse sind nötig.
Dann aber wird es klar, daß, wie bei allem Lehrhaften, das Schematisieren
und die Abstraktion ihren Wert haben. Durch den Muskelmann wird der
bildende Künstler viel eindringlicher auf den Verlauf der Muskeln hin-
gelenkt, als durchs Studium an der Leiche, das ohnedies so manchem
widerstrebt.
Die nötigen Zugeständnisse werden geringer und mancher Zusammen-
hang zwischen äußerer Form und Muskelverlauf gewinnt an Klarheit, wenn
in Zeichnungen eines unversehrten Körpers die Muskeln so eingetragen
werden, wie sie sich unter den äußersten Körperdecken befinden müssen.
Nun komme ich auf die Zeichnung zur Tafel XV zurück. Die Umrisse gehen
unmittelbar auf das Lichtbild nach dem Leben zurück, ln diese sind dann
die Muskeln eingezeichnet, wobei sich im vorliegenden Fall wie in anderen,
manches Beachtenswerte ergibt. Der rechten Körperhälfte fällt die Haupt-
anstrengung zu. ln besonders lehrreicherWeise sieht man die einschneidende
Wirkung des M. tensor fasciae latae und des M. sartorius am Oberschenkel
des aufgestemmten rechten Beins. Dieses hat im dargestellten Augenblick die
Hauptlast des Oberkörpers und überdies des schweren Gewichtes zu tragen,
das der Athlet eben fortschleudern will. Wenige Augenblicke später muß
sich das Bild der Muskeln wieder wesentlich verändert haben.
Das Studium des lebenden Körpers kann ja durch keine Abbildung
und keinen Muskelmann ersetzt werden, aber diese lehren, die äußeren
Formen zu verstehen und sie schärfer beobachten. Dr. Th. v. Frimmel.

AUS DEM SEMMERINGGEBIET.
Zu den Mitteilungen alter Ansichten des Semmeringsattels, die im
ersten Band der „Studien und Skizzen" veröffentlicht worden sind, haben
sich einige kleine Nachträge eingefunden. So besitzt z. B. Frau Postmeisters-
gattin Elise Fehn in Schottwien eine beachtenswerte kleine Deckfarbenmalerei
mit einer Ansicht des Sattels aus dem Jahre 1836, demnach aus der Zeit,
als die neue Straße noch nicht einmal in Angriff genommen war.
 
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