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bewertet wurden. Dadurch ist dann auch der verhältnismäßig hohe Preis
von 600 fl. — der „große Saftleven", ein jetzt sehr gewürdigtes Gemälde,
wurde nur mit 160 fl. angekauft — gerechtfertigt.
BEMERKUNGEN ZUR ABBILDUNG NACH BACCH1ACCA (UBERT1N1).
(Zu Tafel XXVI.)
Was man nicht deklinieren kann, sieht man als Bacchiacca an. So könnte es,
die Übertreibung jeder Redensart mit eingerechnet, in der Anleitung zum Bilder-
bestimmen in manchen Schulen heißen. Denn unklare Fälle, wenigstens innerhalb
einer Gruppe italienischer Bilder von ungefähr raffaeleskem Aussehen, werden
durch manche Gelehrte durchaus auf Bacchiacca bezogen, ähnlich wie es
mit den „Bestimmungen" auf Ambrogio de Predis in der Gruppe der
Lionardesken geschehen ist. Morelli hat damit den Anfang gemacht, und
andere sind ihm nachgefolgt. Man schlage doch Morellis „Kunstkritische
Studien" auf (Galerie Borghese, S. 128ff.). Da wird man bemerken, daß
unbestimmbare Bilder von verschiedenen Händen (auch die Madonna Nicole
ist darunter) auf Bacchiacca getauft werden, obwohl sie stilistisch nicht zu-
sammengehören. Die Charakteristik des Stils jenes Morellischen Bacchiacca
ist zu allgemein und im einzelnen geradezu ein wenig unbeholfen. Merk-
male, die bei hundert anderen Malern auch Vorkommen, sollen für diesen
Bacchiacca bezeichnend sein, so die helle Höhung der Haare, die doch
ganz gewöhnlich ist, so der angeblich keilförmige Berg in der Ferne. Es
müßten dann ja beispielsweise auch die: Erziehung Amors von Tizian (in
der Galerie Borghese) und Tizians Jupiter und Antiope (im Louvre) wie so
viele und viele andere Bilder anderer italienischer Meister von Bacchiacca
sein, wenn für diesen Maler die angedeutete Bergform charakteristisch wäre.
Der Typus des Berges, wie er auf dem Bacchiacca der Dresdner Galerie
vorkommt, ist also für die Bestimmung auf Bacchiacca nicht zu verwenden,
nicht einmal, wenn die Landschaft mit hochliegendem Horizont gebildet,
und ganz und gar nicht, wenn es sich um eine Landschaft mit niedrigem
Horizont handelt. Und sollte Morelli den niedrigen felsigen Hügel im
Mittelgrund des Berliner Bildes und des Bacchiacca in Budapest gemeint
haben, so wäre auch das nur eine ungenügende Charakteristik.
ln neuerer Zeit sind dem Bacchiacca wieder zwei Bilder zugeschrieben
worden, deren Abbildungen im „Archiv für Kunstgeschichte" (jahrg. H,
Lieferung 1 und 2, Tafel 85 und 117) zu finden sind. So erfreulich und
dankenswert es ist, daß derlei Bilder den Kunstforschern in Abbildungen
zur Verfügung gestellt werden, so ungerechtfertigt ist es, Werke von gänzlich
verschiedener Mache auf einen Namen zusammen zu zwingen. Vermutlich ist
ja nur das eine der eben angedeuteten Bilder (das mit Tobias und dem
Engel, das sich beim Geheimrat Ed. Simon in Berlin befindet) .wirklich von
Bacchiacca.
Für begründete Meinungsäußerungen über Benennungen auf Bacchiacca
hat man hauptsächlich von dem Bilde der Dresdner Galerie auszugehen,
das mit hoher Wahrscheinlichkeit richtig benannt ist und in der Tat durch
Vasaris Angabe beglaubigt zu sein scheint. Woermanns Katalog faßt das
bewertet wurden. Dadurch ist dann auch der verhältnismäßig hohe Preis
von 600 fl. — der „große Saftleven", ein jetzt sehr gewürdigtes Gemälde,
wurde nur mit 160 fl. angekauft — gerechtfertigt.
BEMERKUNGEN ZUR ABBILDUNG NACH BACCH1ACCA (UBERT1N1).
(Zu Tafel XXVI.)
Was man nicht deklinieren kann, sieht man als Bacchiacca an. So könnte es,
die Übertreibung jeder Redensart mit eingerechnet, in der Anleitung zum Bilder-
bestimmen in manchen Schulen heißen. Denn unklare Fälle, wenigstens innerhalb
einer Gruppe italienischer Bilder von ungefähr raffaeleskem Aussehen, werden
durch manche Gelehrte durchaus auf Bacchiacca bezogen, ähnlich wie es
mit den „Bestimmungen" auf Ambrogio de Predis in der Gruppe der
Lionardesken geschehen ist. Morelli hat damit den Anfang gemacht, und
andere sind ihm nachgefolgt. Man schlage doch Morellis „Kunstkritische
Studien" auf (Galerie Borghese, S. 128ff.). Da wird man bemerken, daß
unbestimmbare Bilder von verschiedenen Händen (auch die Madonna Nicole
ist darunter) auf Bacchiacca getauft werden, obwohl sie stilistisch nicht zu-
sammengehören. Die Charakteristik des Stils jenes Morellischen Bacchiacca
ist zu allgemein und im einzelnen geradezu ein wenig unbeholfen. Merk-
male, die bei hundert anderen Malern auch Vorkommen, sollen für diesen
Bacchiacca bezeichnend sein, so die helle Höhung der Haare, die doch
ganz gewöhnlich ist, so der angeblich keilförmige Berg in der Ferne. Es
müßten dann ja beispielsweise auch die: Erziehung Amors von Tizian (in
der Galerie Borghese) und Tizians Jupiter und Antiope (im Louvre) wie so
viele und viele andere Bilder anderer italienischer Meister von Bacchiacca
sein, wenn für diesen Maler die angedeutete Bergform charakteristisch wäre.
Der Typus des Berges, wie er auf dem Bacchiacca der Dresdner Galerie
vorkommt, ist also für die Bestimmung auf Bacchiacca nicht zu verwenden,
nicht einmal, wenn die Landschaft mit hochliegendem Horizont gebildet,
und ganz und gar nicht, wenn es sich um eine Landschaft mit niedrigem
Horizont handelt. Und sollte Morelli den niedrigen felsigen Hügel im
Mittelgrund des Berliner Bildes und des Bacchiacca in Budapest gemeint
haben, so wäre auch das nur eine ungenügende Charakteristik.
ln neuerer Zeit sind dem Bacchiacca wieder zwei Bilder zugeschrieben
worden, deren Abbildungen im „Archiv für Kunstgeschichte" (jahrg. H,
Lieferung 1 und 2, Tafel 85 und 117) zu finden sind. So erfreulich und
dankenswert es ist, daß derlei Bilder den Kunstforschern in Abbildungen
zur Verfügung gestellt werden, so ungerechtfertigt ist es, Werke von gänzlich
verschiedener Mache auf einen Namen zusammen zu zwingen. Vermutlich ist
ja nur das eine der eben angedeuteten Bilder (das mit Tobias und dem
Engel, das sich beim Geheimrat Ed. Simon in Berlin befindet) .wirklich von
Bacchiacca.
Für begründete Meinungsäußerungen über Benennungen auf Bacchiacca
hat man hauptsächlich von dem Bilde der Dresdner Galerie auszugehen,
das mit hoher Wahrscheinlichkeit richtig benannt ist und in der Tat durch
Vasaris Angabe beglaubigt zu sein scheint. Woermanns Katalog faßt das