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II. DER FRIEDHOF S DES NEUEN REICHES

So ist in Aniba der Typ des Pyramidengrabs für einen ebenen Baugrund entwickelt,
während die Ausbildung dieser Grabform in Der el Medina sich einem Gelände von mäßiger
Steigung anpaßt, und in Dirä-Abu’-Naga das Pyramidengrab seine durch steilen Gelände-
abfall bedingte Form erhalten hat.
III. Den Zugang zu der unterirdisch im Felsboden angelegten Gruft vermittelt der
Schacht, der entweder als Treppenschacht mit einem Lauf oder als solcher mit senk-
rechten glatten Wänden, d. h. als Fallschacht ausgebildet ist. Beide Arten haben eine recht-
eckige Grundfläche, die naturgemäß beim Fallschacht eine geringere Längenausdehnung
aufweist als beim Treppenschacht. Die Sohle des ersteren liegt in Tiefen, die zwischen
2,50 m und 8,0 m unter dem Erdboden schwanken; der Treppenschacht überschreitet nur im
Ausnahmefall eine Tiefe von 2,0 m um ein Geringes. Die Breite der Fallschächte hält sich
in den Maßen von 0,90 bis 1,10 m, während die Länge bei den einzelnen Beispielen zwischen
1,90 und 3,30 m schwankt; im Mittel ergeben sich zwei Formate: 1,0 X 2,40 m und
1,0 X 3,20 m. Die Länge des Treppenschachts richtet sich nach seiner Tiefe, der Anzahl
der Steigungen und der Breite der Auftritte: demgemäß schwankt sie bei den einzelnen Bei-
spielen zwischen 2,40 und 4,80 m und beträgt im Durchschnitt etwa 4,40 m. Die Breite
beträgt 1,0 m bis 1,30 m, im Mittel etwa 1,20 m. Bei den Kapellen sind beide Schacht-
typen vertreten, während die Schächte der Pyramidengräber durchweg Fallschächte sind.
Auf der Schachtsohle liegt der Zugang zu den Grabkammern und führt durch Tür-
öffnungen, die ausnahmslos an den Schmalseiten des Schachts angelegt sind. Dement-
sprechend können die Gruftanlagen, die an einen Fallschacht angeschlossen sind, nach zwei
Richtungen entwickelt sein, während der Treppenschacht nur auf einen Trakt von Grab-
kammern zuführen kann. Die Fallschächte der Pyramidengräber, die sämtlich im Hof ange-
legt sind, zeigen aber ebenfalls eine ausgesprochen einseitige, auf die Pyramide zu gerichtete
Entwicklung der Gruft, die die Absicht verrät, die Sargkammern möglichst senkrecht unter
den Kultraum in der Pyramide zu legen.
Als einziges Beispiel seiner Art zeigt der Treppenschacht des Grabes S 13 eine kurze
einarmige Erweiterung quer zum Treppenlauf.
IV. Die Gruft betritt man durch eine Tür auf der Schachtsohle, die oft von einem
Pfeilerpaar in verschiedenartiger Ausbildung flankiert ist, und gelangt zunächst in die
Hauptkammer von oft beträchtlichen Abmessungen der Grundfläche. Von hier aus wurden
die Grab- bzw. Sargkammern belegt, die an diesen Hauptraum angeschlossen sind. Eine,
mehrere und mittelbar ganze Systeme von Sargkammern, neben, in und untereinander an-
gelegt, sind durch die Türöffnungen in den Wänden der Hauptkammer zugänglich. Die
Hauptkammern sind, ähnlich den Nebenkammern, meist Räume von rechteckiger Grund-
fläche mit horizontaler Decke und Fußboden, oft aber auch in sehr unregelmäßiger Form
in den Felsboden geschlagen. Ihre Höhe im Lichten erreicht selten mehr als 1,50 m, bleibt
aber meist, ebenso wie die der Nebenkammern, erheblich unter diesem Maß.
Die unterirdischen Räume sind fast ausnahmslos ohne architektonischen Schmuck:
glatte winkelrechte Wände, wo gute Beschaffenheit des Gesteins eine Bearbeitung zuließ,
vielfach nur roh ausgeschlagene Grotten, und wo sich natürliche Höhlen im Geschiebe
 
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