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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 15.1915/​1916

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Manzel, Ludwig: An Meyerheims Grab: Gedächtnisrede
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Josef Wenglein
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https://doi.org/10.11588/diglit.57056#0009

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XV, Heft I-

Die Werkstatt der Kunst.

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wieder half er, und wo sein Eigenes nicht ausreichte,
da wußte er wohlhabende Freunde zu interessieren.
So war es nur selbstverständlich, daß weyerheim
schon seit Jahrzehnten in den Wohlfahrtseinrichtungen
der Akademie tätig war, und was er dort Segens-
reiches gewirkt hat, davon zeugen die Akten der
Akademie. Als er Anfang des Jahres so schwer
krank darniederlag, daß sein Ableben schon befürchtet
wurde, erhielt ich immer wieder ganz plötzlich Briefe,
mit zitternder Hand von ihm unterschrieben, in denen
er bald für diesen, bald für jenen in Not geratenen
Kollegen die Hilfe der Akademie erbat, da er per-
sönlich nicht kommen könne.
Und dann sein ewig unverwüstlicher Humor!
wer von seinen vielen Freunden hat sich daran
nicht ergötzt! Uns aber, die wir sooft mit ihm
zusammen waren, hat er besonders reich aus dem
immer sprudelnden Born seiner launigen Einfälle
beschenkt. Und manche Sitzung hat er uns mit
seinem Witz verkürzt. Ja, seine feine lachende
Philosophie wies uns oft in schwieriger Beratung
den richtigen weg. wie schmerzlich empfanden wir
es deshalb auch, wenn in der letzten Zeit sein Platz

leerstand. Unsere Hoffnung, daß er ihn wieder
einnehmen werde, hat sich nicht erfüllt.
vor kurzem noch hatten wir ihn von neuem in
den Senat gewählt, weil es für jedermann selbst-
verständlich war, daß weyerheim das fünfzigjährige
Jubiläum seiner Zugehörigkeit zur Akademie als
Senator feiern müsse, wie hätten wir ihm an
diesem Tage für all seine Treue, seine Freundschaft,
seine Liebe, die er uns entgegengebracht hat, gedankt,
es sollte nicht sein!
Unersetzlich ist sein Verlust für die Akademie und
unersetzlich ist hier kein leeres Wort. Linen wann
wie dieseu gibts nur einmal, ein Paul weyerheim
kann nicht ersetzt werden.
So müssen wir denn, teurer Weister, in tiefem
Schmerze heute von dir Abschied nehmen, wie
deine Seele in deiner Kunst, so wird dein Bild in
uns fortleben und unvergessen soll bleiben, was du
uns warst. Und so widme ich im Namen der
Königlichen Akademie der Künste diesen Kranz dem
großen gottbegnadeten Weister, dem edlen wenschen,
dem treuen Freunde.

Josef Menglein
zu seinem 70. Geburtstag.

Der in wünchen lebende Landschaftsmaler Pro-
fessor Josef wenglein vollendet am 5. Oktober sein
70. Lebensjahr. !(8H5 wurde er in der Isarstadt
als Sohn eines künstlerisch begabten Geometers ge-
boren. Er studierte nach dem Besuch des Gymnasiums
die Rechte, warf aber bald die Juristerei über Bord
und besuchte die damals von Dyk geleitete Kunst-
gewerbeschule. Nach einiger Zeit siedelte er auf
die Akademie über, um Landschafter zu werden, von
s866—b8 studierte er dort unter I. G. Steffan,
der ihn dann an den aus Paris zurückkehrenden
Adolf Lier empfahl, dessen Schüler Wenglein von
^870—73 war. Er arbeitete dort neben Baisch
und Schönleber, wenglein hat meist am Isarufer
bis Lenggries hinauf gemalt und auf den Hoch-

mooren längs des Gebirges, an den Wäldern der
Würm und Amper sowie an den Ufern des Siem-
und Lhiemsees. Er bevorzugt Spätherbststimmungen
im ersten Schnee und Tauwettermotive im Frühling.
Seine horizontal weit ausladenden Voralpenland-
schaften stehen unter hohen lebendig erfaßten
Wolkenhimmeln. 1(883 wurde der Künstler zum
Professor ernannt und s886 zum Ehrenmitglied der
Königlichen Akademie in wünchen. von seinen
Gemälden nennen wir „See im Hochmoor" (s88O),
„Kalksteinsammler im Isarbett" (1(883) und „Im
oberbayerischen Hochmoor" ((89s), beide im Besitz
der Königlichen Neuen Pinakothek zu Wünchen. Die
Berliner Nationalgalerie erwarb das Bild „Winter
am Isarufer oberhalb Münchens". w. G.

Amföka«.
Lr. Die künstlerischen Probleme des Krieges

Die recht geringen künstlerischen Erträgnisse des Krieges
von t87o/?; lenken die Aufmerksamkeit der beteiligten
Kreise in erhöhtem Maße auf die mit dem jetzigen Welt-
kriege zusammenhängenden Fragen des Kunstschaffens und
den Möglichkeiten ihrer Lösung nach Beendigung des
Krieges. Da versucht im neuen Hefte der „Grenzboten"
vr. Roland Schacht zunächst einmal, die künstlerischen
Probleme des Krieges zu umgrenzen. Machen sich doch
heute schon allerlei Mißstände breit, und sehr oft wird
über dem guten willen des Schöpfers von Erzeugnissen
der „Kriegskunst" seine mangelnde Fähigkeit vergessen.
Die äußere Situation liegt für den schaffenden Künstler
heute bedeutend günstiger als für die Generation von t870,
und das ungeheure, tiefeindringende Erlebnis des Krieges
stellt sich als höchst willkommenes Ereignis ein. „wir
haben uns nun — so schreibt Schacht — zu fragen, ob
die Kunst diesen Inhalt (das Erlebnis des Krieges) be-

wältigen kann, ob sie es jetzt und mit welchen Mitteln sie
es kann. Jede gesunde Kunstentwicklung geht aus von
dem starken Bedürfnis eines fest umgrenzten Kulturkreises.
Dieser Kulturkreis ist da: er wird gebildet durch das deutsche
Volk, das ein neues Selbstbewußtsein zu gewinnen im
Begriff steht. Die Bedürfnisse aber sind im wesentlichen
von dreierlei Art: einmal, das der Daheimgebliebenen von
jenem Großen, Schrecklichen, Unfaßbaren etwas Bestimmtes,
Greifbares zu wissen, teil zu haben an Leid und Schmerz,
an Freude und Jubel der Kämpfenden, die mannigfach
beschwerte Seele in der Katharsis des Kunstwerkes zu ent-
laden; sodann der Soldaten: neue Lieder zu bekommen;
endlich das aller Deutschen, das, was sie innerlich bewegt,
von Sprachgewaltigen ausgesprochen zu haben". Zur Be-
friedigung der Bedürfnisse der ersten Gruppe wie geschaffen
erscheint der Bericht der Mitkämpfer selbst, deren schlichte
Sachlichkeit wie die Anfänge zu einem neuen Stil erscheinen.
Als Kunstformen find an erster Stelle zu nennen die No-
 
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