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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 15.1915/​1916

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Suttner, Margarete von: Die Mode im Bilde
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XV, Heft 15.

Die Werkstatt der Kunst.

199

wieder eine andere Gruppe bilden, wenn man so
sagen darf, die Sezessionisten. Auch die Hauptgrößen
auf diesem Gebiete sitzen in Paris. Vas nicht an-
zuerkennen, hieße sich selber der Urteilslosigkeit schuldig
machen. Vie Arbeiten dieser Künstler, die ganz neue
Wege einschlugen und bei uns am meisten Schule
machten, haben keinerlei praktischen wert; sie wollen
nur künstlerisch, amüsant, originell sein, häufig mit
karikaturenhaftem Einschlag. Zu den Künstlern, die
in der besagten kleinen Ausstellung diese Richtung
vertreten, gehören Keiner, Schüler der Reimannschen
Kunstschule, der Hamburger Kunstgewerbeschule, die
Wienerin Mela Köhler — deren Art sich, nebenbei
bemerkt, wesentlich verfeinert hat — u. a. m.
Endlich sehen wir, daß sich auch in diesem Seiten-
tals der ernsten Kunst die Futuristen einzunisten be-
ginnen. Um sich für ihre Blättchen zu interessieren,
bedarf es anscheinend einer besonderen Seh- und
Auffassungsweise. Mir geht sie ab, und auch die
Erklärung eines im allgemeinen sehr vernünftigen
Beurteilers, „es sei interessant, daß dergleichen über-
haupt gemacht würde", sagt mir nichts. Ich sehe
Pflanzenfaserpapier, ein übermäßig kostspieliges Re-
produktionsverfahren, Dreiecks anstelle von Nasen,
bunte Tupfen anstelle von Augen, ein bißchen Japan,

ein bißchen Alt-Aggpten, eine große Unruhe, ein
großes Suchen, kurz, es ist „der Sturm" ins winzige
übertragen. Jeder wird die Blättchen der „Über-
modernität" mühelos herausfinden.
Diese Einteilung charakterisiert in ganz großen
Zügen die verschiedenen Ausdrucksformen der Mode
durch das Bild. Sie kann ebensowohl dem Fremdling
auf diesem Gebiete Winke geben, wie sie dem Lern-
lustigen die verschiedenen, streng voneinander ge-
sonderten Wege, die je nach der Begabung und Nei-
gung einzuschlagen sind, andeuten kann. Und welches
sind die modisch wertvollsten Bildchen?
Die künstlerisch wirkenden, ästhetisch unbedingt an-
sprechenden Modebildchen, die das Problem lösen,
praktische Zwecke unter soviel Anmut und Grazie zu
verbergen, daß nur der Fachmann merkt, wie viele
modische und schneidertechnische Kenntnisse und Ge-
nauigkeit sich hinter den anscheinend ganz flüchtig
und spielend hingeworfenen Linien verbirgt. Jene
kleinen, amüsanten Bildchen, die niemals naturwahr
sein können, die in den Proportionen lügen und doch
nicht karikaturenhaft sein dürfen. Oie Lösung dieses
Problems ist viel schwerer, als allgemein angenommen
wird, sonst wären die wirklich künstlerischen Mode-
blättchen nicht so selten, wie sie es tatsächlich sind.


Gemälde als „feindliche waren". Die eng-
lische „Block odexolitik" treibt immer seltsamere Blüten!
Kürzlich hat sich ein deutscher Maler bei einer norwegischen
Dampferlinie nach der Möglichkeit erkundigt, auf einem
ihrer Schiffe Gemälde nach Amerika zu senden. Das
verwaltungs bureau hat daraufhin mitgeteilt, daß seine
Dampfer für Amerika nur waren norwegischen Ursprungs
und ausnahmsweise auch schwedische Fabrikate, diese indes
auch nur unter Beifügung eines Ursprungszeugnisses,

übernehmen könne und daher den Transport der Bilder
ablehnen müsse. Also es wurde allen Ernstes mit einer
„Kaperung" der Gemälde durch die Engländer gerechnet!
wie nachträglich bekannt geworden ist, hat der Maler sich
dann noch bei den maßgebenden norwegischen Stellen nach
der Berechtigung einer solchen Auffassung erkundigt, es
soll ihm aber auch hier erklärt worden sein, daß da „leider
nichts zu machen" sei. wir müssen deshalb also wohl
oder übel auch mit der „effektiven Kunst-Blockade" rechnen!

Vermisster Dachrlchtentett.

-j Srsffnsr« -
Berlin. (Berliner Sezession.) In den ersten Tagen
des Januar wird in der Berliner Sezession, Berlin ^V,
Kurfürstendamm 2Z2, die „wiener Kunftschau" eröffnet.
Diese Gruppe umfaßt die aus der wiener Sezession aus-
getretenen Künstler, darunter Gustav Klimt, Oskar Ko-
koschka, Earl Moll, Koloman-Moser u.s.f. — (Verein der
Künstlerinnen und Kunstfreundinnen zu Berlin.)
Die Januar-Ausstellung ist eröffnet, sie bringt Kollektionen
von Gertrud Fredrich, Elise Mahler, Hildegard Pohle, Thea
Schleußner, Llara Walther. In der weihnachtsausstellung
wurden acht Bilder verkauft: Elara Arnheim „Kinder von
Hiddensee"; Anna Baehker „Abendstimmung" (Holzschnitt);
Selma Lolm „In schwerer Zeit"; Marie von Keudel
„Haidelandschaft"; Lisbeth Lasch „Line Nadelpräphik";
Gertrud Louis „Rosen in blauer Vase"; Elise Mahler
„Fährboot am Nil" (Radierung); Marie Skutsch „Stilleben
hlau-weiß-gelb".
Königsberg. (Kunstgewerbe-Verein.) Ausstellung
von w eit b ew erb eentwürfen für Kriegergräber,
Kamxfstätten und Ehrenzeichen, Steindamm Nr. 37,
II. Die Ortsgruppe Ostpreußens der deutschen freien
Architektenschaft hat unter den Mitgliedern feines Ver-
bandes einen Wettbewerb veranstaltet, welcher, trotzdem
keinerlei Geldpreise ausgesetzt waren, mit 83 Arbeiten be-

schickt wurde. Nachdem das Preisgericht seines Amtes ge-
waltet hatte, wurden die Entwürfe in der letzten Ver-
sammlung des Kunstgewerbevereins gezeigt und besprochen.
Ls wurde allseitig darauf hingewiesen, daß schon jetzt ein
allgemeines, dringendes Interesse für Kriegergräber und
Ehrenzeichen vorhanden ist, so daß es bei dem mannig-
fachen und teilweise guten Stoff, welcher vorliegt, wünschens-
wert erscheint, die Wettbewerbsarbeiten öffentlich zugäng-
lich zu machen. Der Vorsitzende Prof. Or. Ulbrich er-
läuterte die einzelnen preisgekrönten Entwürfe. Er sprach
am Schluffe die Genugtuung darüber aus, daß ein ein-
heimischer ostxreußischer Architekt, Herr Max Schönwald
aus Königsberg, welcher Vorstandsmitglied des Vereins ist,
sich bei dem Wettbewerb hervorragend beteiligt habe und
nicht weniger als zwei erste Preise und einen zweiten
Preis errungen habe, wie wir hören, ist es inzwischen
gelungen, die Ausstellung der Geffentlichkeit zugänglich zu
machen. Sie kann vom 2U—28. d. Mts. von ;o Uhr
vormittags bis 6 Uhr nachmittags im Vereinszimmer des
Kunstgewerbeoereins, Steindamm Nr. 37, II, von jeder-
mann unentgeltlich besichtigt werden.
Nürnberg. (Albrecht Dürer-Verein.) Der Albrecht
Dürer-Verein hat die Liste seiner Verlosungsankäufe für
das Jahr mii einigen Erwerbungen aus der Weih-
nachtsausstellung der Nürnberger Kunstgenoffenschaft ge-
schloffen. Und zwar gelangten folgende Bilder zum An-
kauf: „An der Altmühl" von Paul Förtsch, „Am Teich"
 
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