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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 15.1915/​1916

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Wie schaffen wir würdige Denkmäler der großen Zeit?
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https://doi.org/10.11588/diglit.57056#0384

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380

Die Werkstatt der Runst.

XV, Heft 29.

Schickt die „Werkstatt der Nunst" ins Feld!
wir wollen mit unseren Freunden draußen in Fühlung bleiben. Übergebt der Schrift
leitung belangreiche Feldpostbriefe zur Veröffentlichung!

Teil.
Mie lck»Nen vir vürciige venkmäler äer groben Leit?

Geh. Baurat vr. Ludwig Hoffmann,
Stadtbaurat von Berlin, Ritter des Ordens ponr le
merite.
Ernste Zeiten führen zum Nachdenken. Die Er-
folge von 1870/71 waren schnell errungen. Ruch die
Denkmäler für jene Zeit sind hier und da wohl schnell
entstanden. Jetzt werden wir hoffentlich nachdenk-
licher und vorsichtiger sein. Ruch sind wir im Urteil
reicher geworden. Nicht guter Wille und reiche Nüttel
allein bieten die Gewähr für ein künstlerisches Ge-
lingen. Kunst ist Takt. Wird ein bescheidener Stein,
der in sinniger Weise des Gefallenen gedenkt, mit
einem Rosenstrauch schön verbunden, so wird man ihn
beachten und sich daran erfreuen. Ein großer Klotz
aber in gedankenloser Form, der ke'ine Rücksicht
auf seine Umgebung nimmt, kann uns nur ärgern.
Und wie im kleinen so im großen. Fügt man ein
schönes Denkmal mit klarer Silhouette einer Landschaft
geschickt ein, so ist das für sie und für das Denkmal
von Nutzen. Andernfalls könen übergroße Denkmäler
Berge zu Hügeln und Bäume zu Gebüschen herab-
drücken. So wird man sie als rücksichtslose und un-
liebsame Gäste empfinden. Jede Aufgabe verlangt
für eine andere Stelle auch eine andere Lösung.
Vorschriften und Regeln gibt es da nicht. Zm all-
gemeinen kann man jedem, der ein Denkmal er-
richten will, nur zurufen:
Nimm Rücksicht auf die Eigenart des Mannes
oder auf die Zdee, der es dienen soll, nimm Rück-
sicht auf die Gegend, die dem Denkmal einen Platz
gewährt und nimm auf dich selbst dahin Rücksicht,
daß du nicht mehr machen willst, als du sehr gut
durchzuführen fähig bist.
Architekt Regierungsrat Zosef Hoffmann,
Wien,
K. k. Professor der Wiener Kunstgewerbeschule:
Zn Erwiderung auf Ihre Zuschrift möchte ich nur
einen Wunsch auszusprechen wagen:
Kort mit allen toten Denkmälern! Alles für eine
groß angelegte Znvaliden-Versorgung in wür-
digen, zweckentsprechenden und schönen Baulichkeiten!
Diese sollen den kommenden Zeiten von unserer
Dankbarkeit berichten und unsere wahre Gesinnung
dokumentieren. Zm übrigen den großen Taten nur
die allerbesten Künstler!
Bildhauer Prof. Max Kruse, Berlin:
„Wie gestalten wir die Denkmäler für unsere ge-
fallenen Krieger?"

(Schluß.)
1. Zndem wir mit keiner vorgefaßten Meinung
an die Aufgabe herantreten. Ob eine architektonische
Lösung oder ein gärtnerische oder eine plastische am
Platze ist, hängt ganz von den lokalen Bedingungen
des Platzes ab.
2. Zndem wir die künstlerische Gestaltung dem
geignetsten Künstler übergeben.
Man wird einwenden, daß das immer geschehen
ist. Meiner nun dreißigjährigen Erfahrung nach ist
es nie geschehen. Sondern die einschneidendsten Ent-
scheidungen, als da sind: ob Architektur, ob Plastik
oder gärtnerische Anlage, Maßstab, Material, Auf-
stellungsort usw. — haben die jeweiligen Denkmal-
Komitees immer vorweg gefaßt. Dem Künstler,
der die Aufgabe lösen soll, müßten dieselben von
Anfang an übergeben werden. Zch will annehmen,
es gäbe so einsichtsvolle Auftraggeber. So werden
Sie fragen: Wie finde ich aber den geeignetsten
Künstler?!— Da möchte ich mit der Gegenfrage ant-
worten: Wie finden Sie einen geeigneten, sagen wir
— Chirurgen oder Rechtsanwalt usw.?— Wenn Sie
nicht selber genug von der Medizin oder der Juris-
prudenz verstehen, so fragt man bedeutende, ver-
trauenswerte Zachgenossen: „Wen halten Sie (außer
sich) für den besten Ihres Berufes, den für diese
Aufgabe Geeignetsten?"
Dieser selbstverständliche Weg wird dem Künstler-
gegenüber selten oder nie beschritten. Mich hat in
den 35 Zähren meiner künstlerischen Tätigkeit noch
niemand gefragt, was tut man statt dessen? Man
schreibt eine oder mehrere Konkurrenzen aus, die
den Künstlern enorme Kosten verursachen, die zu
denen des Komitees in gar keinem Verhältnis stehen,
— und wählt meist die konventionellste Arbeit aus,
wie die Hunderte von banalen Kaiser-Wilhelm I.-
Denkmäler mit wenigen Ausnahmen — jedem, der
sehen kann, beweisen können. Daß sich Ihre Frage
in Kürze nicht erschöpfen läßt, liegt auf der Hand.
Aber vielleicht ist mit Gesagtem doch die Richtung
gewiesen.
Architekt Prof. Emanuel von Seidl,
München,
Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste:
Vie Frage der Kriegsdenkmäler ist eine kultur-
historische, ungemein wichtige Angelegenheit, um so
mehr, als diese auch teilweise auf fremdem Boden
Zeugnis geben werden von unserem Können oder
Nichtkönnen. Diese Frage ist vom österreichischen
Staat in vorbildlicher Weise erledigt worden. Es ist
 
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