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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 15.1915/​1916

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Hansen, Fritz: Porträts auf Plakaten
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Volz, Robert: Kein Prophet .....
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https://doi.org/10.11588/diglit.57056#0268

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26H

Die Werkstatt der Kunst.

XV. Heft 20.

über das Recht am eigenen Bilde bieten hier keine
Einschränkung des Urheberrechts, da es sich oft um
Porträts von Personen der Zeitgeschichte handelt,
die ohne Genehmigung des Abgebildeten verbreitet
und zur Schau gestellt werden dürfen. Soweit das
aber nicht der Fall ist, haben ja die Abgebildeten, die
ihre Bilder nicht bestellten, dafür, daß sie sich ab-
bilden ließen, eine Entlohnung erhalten, die, wie

schon bemerkt, auch in der Hergabe von Bildern be-
stehen kann.
Zedenfalls ist es gerade bei der Reproduktion von
Bildnissen auf Plakaten sehr zu empfehlen, wenn
bezüglich der Urheberrechte genaue Erkundigungen
eingezogen werden, denn nicht immer läßt sich, wie
in dem oben geschilderten Falle, auf gütlichem Wege
ein vergleich schließen, der beide Teile befriedigt.

Rein Vropket.

Ls war im Zähre 1911. Da erschien bei h. A.
Ludwig vegener in Leipzig ein kleines Buch
(27 5.) unter dem Namen: „Die kranke deutsche
Kunst, Nachträgliches zu Rembrandt als Erzieher."
(Preis 1 Mark.) Der Verfasser verbarg sich hinter
der Aufschrift „Ruch von einem Deutschen". Er
verbarg sich, nicht weil er Angst hatte vor gegne-
rischen Ansichten, sondern weil er in einer für die
damaligen Verhältnisse richtigen Erkenntnis der
Kräfteverteilung sich sagen durfte, daß er mit allerlei
persönlichem werde begossen werden und daß es der
Sache vielleicht nützlicher sein könnte, durch völlige
Ausscheidung seiner Person Anwürfe zu vermeiden,
die schließlich auch bei ganz Unbefangenen den Wert
der Schrift herunterzusehen vermöchten. Es bleibe
dahingestellt, ob diese Auffassung die richtige war und
ob nicht mit dem Wagnis, allem die Stirn zu bieten
und damit freilich auch den Einfluß der Streitschrift
zum mindesten hinauszuschieben — ob also nicht auf
andere Weise sich mehr hätte erreichen lassen. Es
wäre vielleicht damals schon der Kampf für die
deutsche Kunst entbrannt, der jetzt erst richtig ein-
gesetzt hat, der jetzt erst die Gleichgesinnten sammelt,
der die Augen öffnet, der die Überschätzung der
Fremden niederdrückt, der der Kunstschreiberei der
nach tausenden zählenden Stümper den Rücken bläut
und der es sich zum Ziele gesetzt hat, die deutsche
Kunst zur Selbstbesinnung zu bringen.
Doch lassen wir das.
heute, da andere offen auf dem plane erschienen
sind, gewissermaßen als Stürmer des Zeitgeistes,
kann der Verfasser ruhig an die Öffentlichkeit treten.
Venn auch eine Minderzahl angriffslustiger Streiter
braucht nicht mehr zu fürchten, von den verkalkten
Kunstschwähern überrannt zu werden, weil in breiten
Schichten der Bevölkerung ein gesundes Kunst-
empfinden an die Oberfläche gestiegen ist, wenigstens
ein die schlimmsten Auswüchse an Kunstwerken, wie
an Kunst,,gelehrten" ablehnendes. Vas sichert den
Kämpfern den Rückhalt.
Der bislang unbekannte Verfasser ist der Ge-
heime Baurat Prof. vr. Albrecht Haupt in Han-
nover.
Wohltuend wirkt die herbe Klarheit, mit der er
alles durchleuchtet: das Emporkommen unverfrorener
Nichtskönner, in denen die Menschen ringende Große
zu sehen glauben, die Kurstreibereien der Kunsthand-
lungen, die widersinnigen versuche, die Akademien

von ihrem Platze zu verdrängen, das gewissenlose
Spiel der vielen kleinen unfähigen Kunstschreiber usw.
Auch bloß gestreifte Fragen, so über die Verfassung
der heutigen Bildhauerei, über die Unfertigkeit Rodin-
scher Werke, über Architektonisches und Kunstgewerb-
liches, über die vermeintliche Voraussetzungslosigkeit
der neuen Kunst, der Kunst überhaupt, über den
Gehalt und die Zukunft neugewonnener Farben-
ideen — überall das spricht der vortreffliche Kenner
mit wundervoller Wärme, hier mit der Begeisterung
des Künstlers, dort mit dem Zorne des Streiters für
das Wahre in der Kunst. Nur was über Thoma,
wenn auch nur beiläufig, gesagt wird, ist mir ganz
unverständlich.
Muß es uns nicht beschämen, daß wir jetzt erst,
nachdem Männer solchen Geistes frisch zu uns ge-
sprochen haben, auf diese Schrift stoßen und bekennen
müssen, daß das, was Momme Nissen* *), Adal-
bert Matthaei?), Gskar Gratz^) sagen — um
nur die bedeutendsten in der Zeitfolge ihrer Arbeiten
zu nennen— schon 1911 zum Teil tiefer, gründlicher,
vielseitiger Haupt gepredigt hat und zwar vor tauben
Ohren?
Wer zu uns steht und die Zeitungen und Zeit-
schriften, die es mit uns halten, werden hoffentlich
mithelfen, auch die wertvollen Gedanken dieser Ab-
handlung zu verbreiten, um immer von neuem zur
Klarheit und Abkehr von dem falschen Wege bei-
zutragen. Es ist sehr zu wünschen, daß der Verlag
sich zu einer Neuauflage entschließt, vielleicht auch
zu einer vom Verfasser durchgesehenen und er-
weiterten, denn ebenso wenig als wir klassische Werke
von jüngeren verdrängen lassen wollen (und leider
ist das vielfach geschehen,- man denke nur an das
Schauspiel!), ebensowenig dürfen uns diese Flug-
schriften als Eintagsfliegen gelten. Sie sollen viel-
mehr in unseren Büchereien zu steter Anregung und
Vertiefung einen Platz haben.
Kriegsfreiw. vr. Robert Volz.

*) Oer Krieg und die bildende Kunst. Den
kunstliebenden Deutschen beider Kaiserreiche gewidmet.
Mit 1 Tafel. Herders Verlag, Freiburg i. Br. 1914. 1 M.
*) Oer Krieg von 1914 und die bildende Kunst
in Deutschland. A. lv. Kafemann, G. m. b. h., Danzig.
1914 und 1915. 50 pfg.
') Kunst und Geschäft. Auch eine Kriegsbetrach-
tung von Gskar Graß. Rolandverlag h. Boesking äc Lo.,
Bremen. -1915 und 1916. 40 Pfg.
 
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