XV, Heft 3.
Die Werkstatt der Kunst.
3!
über das Material informieren, und dieser kleine
Aufwand würde sich bei jeder Arbeit bezahlt machen.
Diese Mitteilungen müßten ganz objektiv gehalten
sein, Empfehlungen einzelner Firmen kämen nicht in
Betracht. An diese rein praktischen Besprechungen
der Materiale könnten sich kunstwissenschaftliche Auf-
sätze knüpfen.
Eine Würdigung der Untersberger und der Ad-
neter Marmore, der Kalksteine des Altmühl-, des
Donau- und Maingebietes, der verschiedenen Sand-
steine, Granite und der Tuffsteine, sowie fremder
Steine, wie Laaser, Tarrara-, Trientiner und Vero-
neser Marmore, vom Mittelalter bis zur Neuzeit
brächte viel Wissenswertes für die Kunst, Kultur und
kunsttechnische Forschung an das Tageslicht.
Für unser engeres Vaterland wäre dieses Unter-
nehmen außerordentlich wichtig, würden dadurch doch
unsere reichen Bodenschätze und deren Verwertungs-
möglichkeit weiten Kreisen unseres deutschen Landes
zur Kenntnis gebracht, zum Nutzen unserer Künstler-
schaft, unserer Architekten und Ingenieure, wie unserer
heimischen Steinindustrie.
Max Heilmaier, Kgl. Professor, Nürnberg.
Hierzu schreibt die Schriftleitung der „Süddeut-
schen Bauzeitung:
Die Anregung des Herrn Prof. Heilmaier ge-
winnt in unserer Zeit deswegen an Bedeutung, weil
anzunehmen ist, daß nach dem Kriege eine erhöhte
Wertschätzung unserer deutschen und österreichischen
Materialien eintreten wird. Es soll damit nicht ge-
sagt sein, daß dann mit einem Schlage alle fremd-
ländischen Materialien aus Deutschland verbannt
werden müßten, das wäre ein kurzsichtiger Stand-
punkt, und der Architekt wird sich auch nicht vor-
schreiben lassen, ein Material nicht zu verwenden,
wenn er es, um eine bestimmte Wirkung zu erreichen,
unbedingt braucht. Aber wie in so vielen anderen
Dingen ist die Hinneigung des Deutschen zum Fremd-
ländischen auch bei der Verwendung von fremden
Marmoren und Graniten, auch von gewöhnlichen
Hausteinsorten zum Durchbruch gekommen, und viele
farbenprächtige einheimische Steine wurden zurück-
gesetzt. Gerne zahlte mancher Bauherr höhere Preise,
nur um sich mit ausländischen Materialien brüsten
zu können. So kam es dann, daß verschiedene Händ-
ler (wir erinnern z. B. an einige Lahnsteine) ihre
Marmore mit fremdartigen Namen bezeichneten, um
beim Käufer mehr Eindruck zu machen.
Wenn es sich also um reine Prahlerei und nicht
um die Erzielung einer künstlerischen Wirkung oder
um ganz bestimmte praktische Zwecke handelt, ist der
Verwendung fremder Gesteine entschieden entgegen-
zuarbeiten.
Fast unbegreiflich erscheint es, wie die vielerlei
französischen Kalksteinsorten, wie Luville, Lerouville,
Lstaillades, Lourson, Savonnieres usw. sich so sehr
einbürgern konnten, wie es in Deutschland besonders
in den letzten Jahrzehnten der Fall war; auch in
Bayern, das doch selbst eine Reihe guter Kalksteine
besitzt (wir erinnern an die viel zu wenig gewürdigten
Donaukalksteine), die bis Ende des vorigen Jahr-
hunderts gerade in München noch verwendet und
dann vernachlässigt wurden, war der Bedarf an
französischen Steinen ein ganz bedeutender, sogar so
bedeutend, daß gute Ware gar nicht genügend von
Frankreich geliefert werden konnte und infolgedessen
manche Qualitäten zur Verwendung kamen, die schon
nach ganz kurzer Zeit verwitterten.
Bayern mit seinem Steinreichtum hat eben, wie
Professor Heilmaier in obigem auseinandersetzt, ein
großes Interesse daran, daß seine Steinindustrie ge-
hoben wird, und hierzu einzusetzen, wäre vielleicht
jetzt der richtige Moment.
Hans
zu seinem 50.
Der in Wiesbaden lebende Maler und Innen-
architekt Hans Völcker, der am 2s. Oktober sein
50. Lebensjahr vollendet, ist s8b5 zu pyritz i. pomm.
geboren. Er war von s889/9^ Schüler von Hans
Gude in Berlin und machte damals Studienreisen
nach den Ostseeinseln Gotland und Bornholm.
führte ihn ein Stipendium durch Italien
und von s8H5 ab verlebte er drei Jahre in Mün-
chen, von wo er Studienreisen nach Oberbayern
und Tirol machte. Seit s88H nahm völcker seinen
Wohnsitz in Wiesbaden, der nur zeitweilig durch
Studienreisen nach der Eifel, nach Holland, Fries-
land und Italien unterbrochen wurde. In den
Jahren sH06 und sH07 unternahm der Künstler
eine längere Studienreise nach Südafrika, die ihn
erst über die Westküste zum Zambesi durch portu-
giesisch - Gstafrika und dann an der Gstküste hinauf
VSlcker
Geburtstag.
wieder heimwärts führte. Von seinen Gemälden
hängt im Museum zu Magdeburg „Hochwasser an
den Türmen von Wisby", das Eifelbild „Sturm"
im Museum zu Halle und die pommersche Land-
schaft „Dämmerung" im Museum zu Wiesbaden.
Als Innenarchitekt baute er sHOH die große
Kunsthalle auf der Wiesbadener Ausstellung und
schuf s9sO die Malereien für die Trauerhalle einer
Grabkapelle in Wiesbaden. s9^2/s3 wurde ihm
die dekorative Ausgestaltung des monumentalen
Kaiser-Friedrich-Bades in Wiesbaden übertragen,
bei der ihm seine Gemahlin Hannah zur Seite stand.
Auch in dem soeben vollendeten neuen Museumsbau
in Wiesbaden ist die Abteilung für die Gemälde-
galerie unter dem künstlerischen Beistände Hans
Völckers ausgestaltet worden. Er erhielt in Mün-
chen die goldene Medaille. Willy Ganske.
Die Werkstatt der Kunst.
3!
über das Material informieren, und dieser kleine
Aufwand würde sich bei jeder Arbeit bezahlt machen.
Diese Mitteilungen müßten ganz objektiv gehalten
sein, Empfehlungen einzelner Firmen kämen nicht in
Betracht. An diese rein praktischen Besprechungen
der Materiale könnten sich kunstwissenschaftliche Auf-
sätze knüpfen.
Eine Würdigung der Untersberger und der Ad-
neter Marmore, der Kalksteine des Altmühl-, des
Donau- und Maingebietes, der verschiedenen Sand-
steine, Granite und der Tuffsteine, sowie fremder
Steine, wie Laaser, Tarrara-, Trientiner und Vero-
neser Marmore, vom Mittelalter bis zur Neuzeit
brächte viel Wissenswertes für die Kunst, Kultur und
kunsttechnische Forschung an das Tageslicht.
Für unser engeres Vaterland wäre dieses Unter-
nehmen außerordentlich wichtig, würden dadurch doch
unsere reichen Bodenschätze und deren Verwertungs-
möglichkeit weiten Kreisen unseres deutschen Landes
zur Kenntnis gebracht, zum Nutzen unserer Künstler-
schaft, unserer Architekten und Ingenieure, wie unserer
heimischen Steinindustrie.
Max Heilmaier, Kgl. Professor, Nürnberg.
Hierzu schreibt die Schriftleitung der „Süddeut-
schen Bauzeitung:
Die Anregung des Herrn Prof. Heilmaier ge-
winnt in unserer Zeit deswegen an Bedeutung, weil
anzunehmen ist, daß nach dem Kriege eine erhöhte
Wertschätzung unserer deutschen und österreichischen
Materialien eintreten wird. Es soll damit nicht ge-
sagt sein, daß dann mit einem Schlage alle fremd-
ländischen Materialien aus Deutschland verbannt
werden müßten, das wäre ein kurzsichtiger Stand-
punkt, und der Architekt wird sich auch nicht vor-
schreiben lassen, ein Material nicht zu verwenden,
wenn er es, um eine bestimmte Wirkung zu erreichen,
unbedingt braucht. Aber wie in so vielen anderen
Dingen ist die Hinneigung des Deutschen zum Fremd-
ländischen auch bei der Verwendung von fremden
Marmoren und Graniten, auch von gewöhnlichen
Hausteinsorten zum Durchbruch gekommen, und viele
farbenprächtige einheimische Steine wurden zurück-
gesetzt. Gerne zahlte mancher Bauherr höhere Preise,
nur um sich mit ausländischen Materialien brüsten
zu können. So kam es dann, daß verschiedene Händ-
ler (wir erinnern z. B. an einige Lahnsteine) ihre
Marmore mit fremdartigen Namen bezeichneten, um
beim Käufer mehr Eindruck zu machen.
Wenn es sich also um reine Prahlerei und nicht
um die Erzielung einer künstlerischen Wirkung oder
um ganz bestimmte praktische Zwecke handelt, ist der
Verwendung fremder Gesteine entschieden entgegen-
zuarbeiten.
Fast unbegreiflich erscheint es, wie die vielerlei
französischen Kalksteinsorten, wie Luville, Lerouville,
Lstaillades, Lourson, Savonnieres usw. sich so sehr
einbürgern konnten, wie es in Deutschland besonders
in den letzten Jahrzehnten der Fall war; auch in
Bayern, das doch selbst eine Reihe guter Kalksteine
besitzt (wir erinnern an die viel zu wenig gewürdigten
Donaukalksteine), die bis Ende des vorigen Jahr-
hunderts gerade in München noch verwendet und
dann vernachlässigt wurden, war der Bedarf an
französischen Steinen ein ganz bedeutender, sogar so
bedeutend, daß gute Ware gar nicht genügend von
Frankreich geliefert werden konnte und infolgedessen
manche Qualitäten zur Verwendung kamen, die schon
nach ganz kurzer Zeit verwitterten.
Bayern mit seinem Steinreichtum hat eben, wie
Professor Heilmaier in obigem auseinandersetzt, ein
großes Interesse daran, daß seine Steinindustrie ge-
hoben wird, und hierzu einzusetzen, wäre vielleicht
jetzt der richtige Moment.
Hans
zu seinem 50.
Der in Wiesbaden lebende Maler und Innen-
architekt Hans Völcker, der am 2s. Oktober sein
50. Lebensjahr vollendet, ist s8b5 zu pyritz i. pomm.
geboren. Er war von s889/9^ Schüler von Hans
Gude in Berlin und machte damals Studienreisen
nach den Ostseeinseln Gotland und Bornholm.
führte ihn ein Stipendium durch Italien
und von s8H5 ab verlebte er drei Jahre in Mün-
chen, von wo er Studienreisen nach Oberbayern
und Tirol machte. Seit s88H nahm völcker seinen
Wohnsitz in Wiesbaden, der nur zeitweilig durch
Studienreisen nach der Eifel, nach Holland, Fries-
land und Italien unterbrochen wurde. In den
Jahren sH06 und sH07 unternahm der Künstler
eine längere Studienreise nach Südafrika, die ihn
erst über die Westküste zum Zambesi durch portu-
giesisch - Gstafrika und dann an der Gstküste hinauf
VSlcker
Geburtstag.
wieder heimwärts führte. Von seinen Gemälden
hängt im Museum zu Magdeburg „Hochwasser an
den Türmen von Wisby", das Eifelbild „Sturm"
im Museum zu Halle und die pommersche Land-
schaft „Dämmerung" im Museum zu Wiesbaden.
Als Innenarchitekt baute er sHOH die große
Kunsthalle auf der Wiesbadener Ausstellung und
schuf s9sO die Malereien für die Trauerhalle einer
Grabkapelle in Wiesbaden. s9^2/s3 wurde ihm
die dekorative Ausgestaltung des monumentalen
Kaiser-Friedrich-Bades in Wiesbaden übertragen,
bei der ihm seine Gemahlin Hannah zur Seite stand.
Auch in dem soeben vollendeten neuen Museumsbau
in Wiesbaden ist die Abteilung für die Gemälde-
galerie unter dem künstlerischen Beistände Hans
Völckers ausgestaltet worden. Er erhielt in Mün-
chen die goldene Medaille. Willy Ganske.