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Winckelmann, Johann Joachim; Borbein, Adolf Heinrich [Editor]; Hofter, Mathias René [Editor]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Editor]; Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Winckelmann-Gesellschaft [Editor]
Schriften und Nachlaß (Band 4,2): Geschichte der Kunst des Alterthums: Katalog der antiken Denkmäler : Erste Auflage Dresden 1764, Zweite Auflage Wien 1776 — Mainz am Rhein: Verlag Philipp von Zabern, 2006

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.58924#0037
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Ägyptische und ägyptisierende Denkmäler

Architektur und Architekturfragmente

1. Cheopspyramide
Gänge der größten Pyramide
Gizza
Die größte Pyramide ist die um die Mitte des 3. Jts. v. Chr. erbau-
te Cheopspyramide in Gizza. W. erwähnt sie nur beiläufig in ei-
nem Abschnitt, der den Werkmaterialien der Ägypter gewidmet ist.
Friedrich Ludwig Norden (1708-1742), der die Pyramide auf seiner
Reise besichtigte und auf den W. sich beruft, behauptete, daß in ih-
ren Gängen weißer Marmor verbaut sei. Es handelt sich jedoch um
weißen Kalkstein. Die sowohl von W. wie von Norden kritisierte
Aussage des Plinius (nat. 36,86), in der Pyramide sei Marmor von der

Stich aus Norden


griechischen Insel Paros verbaut, bezieht sich entgegen beiden nicht auf die Cheopspyrami-
de, sondern auf den Totentempel und die Pyramide Amenemhets III. (1842-1797 v. Chr.) bei
Hawara (Kat.-Nr. 2); aber auch im Hinblick auf diese ist sie falsch, bei beiden wurde ebenfalls

Kalkstein verbaut.

Bei W.: GK1 S. 67 (GK Text S. 106); GK2 S. 113 (GK Text S. 107).
Lit.: Frederic Louis Norden, Voyage d’Egypte et de Nubie I—II, Kopenhagen Copenhague 1755 Bd. I S. 79; John
Greaves (1602-1652), Pyramidographia or a description of the Pyramids in Aegypt, London 1646, passim, Taf. nach
S. 78 (mit Querschnitt durch die Pyramide und ihre Gänge). - Zur Cheopspyramide vgl. Karlheinz Schüssler, Die
ägyptischen Pyramiden: Erforschung, Baugeschichte und Bedeutung, Köln 1983 S. 201; Claude Vandersleyen, Das
alte Ägypten, Propyläen Kunstgeschichte XV, Berlin 1975 S. 141 Abb. 29 .

Stich aus Pococke

2. Totentempel und Pyramide Amenemhets III.
[Statuen] in dem Labyrinthe zu Theben
Hawara/Fayum
W. erwähnt das Labyrinth in einem Abschnitt, der den Werkmaterialien der Ägypter
gewidmet ist, weil sich darin laut Plinius (nat. 36,88) Statuen von Porphyr befun-
den haben sollen. Vom ,Labyrinth', das gelegentlich zu den Sieben Weltwundern ge-
rechnet wird, berichten Herodot (2,148), Strabo (17,811) und Plinius (nat. 36,84-85).
Entgegen W. lokalisieren sie es jedoch nicht in Theben, sondern am See Möris, bzw.
in der Nähe von Herakleopolis und Krokodilopolis, d. h. im Fayum. Ebendort hatte
der von W. häufig zitierte Richard Pococke die Reste des Labyrinths besichtigt und
eine Beschreibung und Pläne davon gegeben (S. 93-97 Taf. XXII-XXIII). Insofern
ist W.s irrtümliche Lokalisierung schwer nachvollziehbar. Anscheinend hat W. sei-
nen Fehler später selbst erkannt und außerdem hatte er wohl auch Zweifel an der
Zuverlässigkeit des Plinius bekommen, denn in GK2 ist der Satz über das Labyrinth
gestrichen. Das 1888 von Flinders Petrie erstmals genauer untersuchte ,Labyrinth'
ist der Totentempel Amenemhets III. (1842-1779 v. Chr.). In Anm. 2 verweist W.
auf John Greaves, Description des pyramides d’Egypte, in: Melchisedec Thevenot’s
 
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