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Winckelmann, Johann Joachim; Borbein, Adolf Heinrich [Editor]; Hofter, Mathias René [Editor]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Editor]; Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Winckelmann-Gesellschaft [Editor]
Schriften und Nachlaß (Band 4,2): Geschichte der Kunst des Alterthums: Katalog der antiken Denkmäler : Erste Auflage Dresden 1764, Zweite Auflage Wien 1776 — Mainz am Rhein: Verlag Philipp von Zabern, 2006

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.58924#0039
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Obelisken

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Obelisken

4. Fragment, vielleicht eines Türsturzes
Stück von einem Obelisko in schwarzem Marmor
Ehemals Kairo, Zitadelle, derzeitiger Aufbewahrungsort nicht nachgewiesen. - Wahrschein-
lich schwarzer Granit, beschriftete Spolie.
W. erwähnt das Stück beiläufig in einem Abschnitt über ägyptische Werkstoffe mit Verweis
auf Pococke, Description S. 33. Dieser sah in der Zitadelle von Kairo, ein „piece of a small
obelisk of black marble, with hieroglyphics on it made use of as the sill of a window.” Bei dem
Fragment könnte es sich um einen Türsturz aus einer memphitischen Grabanlage gehandelt
haben. Diese überwiegend aus Granit gearbeiteten Architekturteile wurden im Mittelalter oft
abgebaut und als Spolien wiederverwendet.
Bei W.: GK1 S. 67 (GK Text S. 106).

5. Fragmente
Stücke von Obelisken
Ehemals als Spolien in der Zitadelle von Rosette verbaut, derzeitiger Aufbewahrungsort nicht
nachgewiesen. - Gelblicher Stein.
W. erwähnt das Stück beiläufig in einem Abschnitt über ägyptische Werkstoffe mit Verweis auf
Pococke, Description S. 15. Dieser erwähnt, als in der Zitadelle von Rosette verbaut „pieces
of yellow marble, many of which had hieroglyphics on them, and might be the pieces of some
broken obelisk.” Bei den Fragmenten handelt es sich wohl um beschriftete Steinblöcke von
einem nahegelegenen Bau, die in der Neuzeit wiederverwendet wurden.
Bei W.: GK1 S. 67 (GK Text S. 106); GK2 S. 113 (GK Text S. 107).
6. Obelisk auf der Piazza del Montecitorio in Rom
Obelisko der Sonnen
Gefunden in Rom am Ort des Solarium Augusti, urprünglich aus Heliopolis stammend. 10 v.
Chr. von Augustus nach Rom gebracht und als Zeiger der ,Sonnenuhr des Augustus’ auf dem
Marsfeld aufgestellt. Wiederentdeckt 1502, 1748 zur Gänze ausgegraben, 1792 von Papst Pius
VI. auf der Piazza del Montecitorio aufgerichtet. - Rosengranit; H. 21,79 m; beschriftet.
Plinius (nat. 36,71) zufolge stammt der Obelisk von Sesostris (1972-1928 v. Chr.). Daher war
er für W. ein Beleg, daß die ägyptische Kunst schon lange vor dem Trojanischen Krieg blühte.
Erst nach Entzifferung der Hieroglyphen im frühen 19. Jh. wurde bekannt, daß das Monu-
ment wesentlich später von Psammetich II. (595-589 v. Chr.) in Auftrag gegeben worden war.
W. war besonders von den Sphingen an der Spitze des Obelisken fasziniert. Zum einen bewun-
derte er die kunstvolle Modellierung ihrer ungewöhnlich hoch am Kopf angesetzten Ohren,
vor allem aber ihre menschlichen Hände, durch die sie sich von den meisten anderen Sphingen
unterscheiden. Da der Obelisk zu seiner Zeit noch umgestürzt auf dem Marsfeld lag, muß W.
die Möglichkeit gehabt haben, die Darstellung gut zu betrachten und abzuzeichnen (vgl. Abb.
GK Text S. 52-53; MI Abb. 278). Dennoch meinte Carlo Fea {Eis. III S. 187-188 Anm. 2), daß
W. den Sphinx nur von einem Gipsabguß gekannt und daher die Form der Fingernägel falsch
wiedergegeben habe. Seit der Aufstellung des Obelisken kann man diese Frage leider nur an-
hand unscharfer Fotos (D’Onofrio Abb. 175, 178) erörtern. Ein Gipsabguß aus der Sammlung
Mengs wird in Dresden (Albertinum) aufbewahrt.
 
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