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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 18.1925

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BESPRECHUNGEN. 245

Kleinplastik ist wenig die Rede, gar nicht von Medaillen und Plaketten. Die Bezug-
nahme auf die Literatur ist sehr gering. Um nur eins zu nennen, ich vermisse eine
Berücksichtigung der von Brinckmann vertretenen Scheidung von Skulptur und Plastik.

Inzwischen, und zwar bald nach dem ersten Erscheinen des Buches, ist eine
neue Auflage notwendig geworden. Wie ich einer kurzen Anzeige entnehme, kamen
einige Abbildungen und vor allem der Abschnitt »Die reine Vernunft« neu hinzu.

München.

Georg Schwaiger.

Robert Petsch, Deutsche Dramaturgie. I. Von Lessing bis Hebbel.
2., neubearbeitete Auflage. Hamburg, Paul Härtung Verl.

Durch eine Reihe geschickt ausgewählter Proben aus den theoretischen Schriften
deutscher Dramatiker, zusammengeordnet in den Kapiteln »Lessing«, »Sturm und
Drang«, »Klassische und klassizistische Ästhetik«, »Das Zeitalter der Romantik«, »Das
Junge Deutschland«, »Hebbel und seine Zeit« unternimmt es der Verfasser, einen
in den Hauptzügen einheitlichen Entwicklungsgang der deutschen Dramatik zu
illustrieren, den er in der fesselnd geschriebenen Einleitung selbständig klarlegt.
Nicht bloß um eine Aneinanderreihung von historischen Tatsächlichkeiten handelt es
sich ihm dabei, sondern um die Ergründung des Sinns dieser Entwicklung. Ich
begrüße das Buch von R. Petsch vor allem darum, weil es sich ernsthaft müht, das
Einheitliche und Durchgehende einer Entwicklung zu zeigen, deren einzelne
Epochen, besonders Klassik und Romantik, man in allzu schroffen Gegensatz zuein-
ander gebracht hat, während man das Einheitliche, spezifisch Deutsche dabei allzu-
sehr zurücktreten ließ. Als wertvoller Beitrag zu einer solchen Sehweise scheint mir
die »Deutsche Dramaturgie« auch noch über ihr eigenes Thema hinaus Bedeutung
zu haben.

Berlin-Halensee. Richard Müller-Freienfels.

Wilhelm v. Scholz, Hebbel. Das Drama an der Wende der Zeit. 3. Auflage.

Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart und Berlin 1922. 70 S.
Ernst August Georgy, Die Tragödien Friedrich Hebbels nach ihrem

Ideengehalt. 3., verbesserte Auflage. H. Haessel, Leipzig 1922. 447 S.
Obwohl die Hebbel-Literatur in den letzten Jahrzehnten erstaunlich angewachsen
ist, hat die Forschung doch nur geringfügige Fortschritte gemacht und die Darstel-
lung ist im Unzulänglichen und Einseitigen steckengeblieben. In merkwürdiger
Unproduktivität schiebt man seit einiger Zeit Hebbels Briefaussprüche und Tagebuch-
aphorismen wie Brettsteine hin und her: im ganzen ergeben sich zwar immer wieder
ein bißchen andere Figuren, aber im einzelnen bleibt das Baumaterial überall dasselbe.
Hart und heiß wie glühender Stahl leuchten die im Gedankenkampf zur augenblick-
lichen Waffe geschmiedeten und zugespitzten Geistprägungen des Dichters aus bei-
nahe sämtlichen Arbeiten, die sich mit seiner Gestalt und seiner Leistung beschäftigen,
Seite um Seite in ungelöster Starrheit heraus — gewiß etwas Gewaltiges, aber
etwas Gewaltiges zugleich, dessen immerwiederkehrender Anblick auf die Dauer müde
und stumpf machen muß. Die Hebbel-Literatur ist monoton, ja langweilig geworden.
Niemand wagte es, die Formulierungen des Denkers wieder in den Fragegrund der
Welthinunterzuschleudern und neu heraufzuholen, sie zu zerschlagen und wiederherzu-
stellen, sie einmal auf eine andere Weise auszusprechen als es Hebbel selber getan
hat. Wie aber soll dann eine Darstellung des Künstlers möglich werden, die
wirklich seiner persönlichsten Einzigartigkeit gerecht wird? Denn dies ist doch offen-
 
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