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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 8.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.3587#0121
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BESPRECHUNGEN. ] 1 7

doch nicht verwirrend, sondern zugleich sehr klar, und ihre verschiedenen Elemente
theoretisch verträglich. Nun, ein Altersabstand und ein Temperamentsunterschied.
Und man soll ein Werkchen, das sein Verfasser selbst als Prolegomena bezeichnet,
nicht mit dem Lebenswerk eines anderen vergleichen, das seinen Autor drei Jahr-
zehnte beschäftigt hat; aber mir scheint dies letztere bezeichnend: Volkelt hat Zeit,
er betrachtet ruhig und arbeitet ohne Hast, die zwar gute Einfälle bringen, aber
sich auch schnell festrennen kann, so daß man vielleicht vor den vielen Einseitig-
keiten oder häufig bloß überraschenden Lichtern, neuen Beleuchtungen nicht das
Gefühl eines umfassenden erfolgreichen Erkennens im Ganzen, ja nicht einmal das
der vollen Erkenntnismöglichkeit bekommt. Bei Volkelt dagegen erhält der Leser —
als vielleicht wertvollstes Gesamtresultat — das belebende Zutrauen zur Erkennbar-
keit dieser Dinge.

Berlin-Friedenau. Erich Everth.

Hans Jantzen, Das niederländische Architekturbild. Leipzig, Klinkhardt
u. Biermann, 1910. 188 S., 65 Abb.

Das Buch Jantzens, das aus einer Hallischen Dissertation, aus der Schule
Adolf Goldschmidts, hervorgegangen ist, gehört zu den erfreulichsten Erscheinungen
innerhalb der neueren Literatur zur niederländischen Kunstgeschichte. Die im besten
Sinne erschöpfende Behandlung des Themas, auf der Grundlage einer sorgfältigen
kritischen Bearbeitung des in Betracht kommenden Materials, die klar durchdachte
Darstellung, endlich die Bedeutsamkeit der aufgeworfenen Fragen und ihre Ein-
stellung in einen weiteren, zum Teil nur angedeuteten, aber ebenfalls mit völliger
Klarheit entwickelten Zusammenhang — das alles sind Vorzüge, denen gegenüber
die folgenden Einwendungen zunächst mehr nur von theoretischem Belang er-
scheinen. Sie richten sich kaum irgendwo gegen eigentliche Mängel der Arbeit,
die dem Verfasser als solche zur Last zu legen wären, betreffen vielmehr allgemeine
methodische Fragen, zumal solche der Interpretation entwicklungsgeschichtlicher
Vorgänge, wobei der Rezensent glaubt, der von dem Verfasser eingeschlagenen
Richtung nicht in allem folgen zu dürfen.

Nach einer kurzen »Vorgeschichte«, in der die Entwicklung der Architektur-
darstellung in der älteren niederländischen Malerei des 15. und 16. Jahrhunderts mit
wenigen, aber sicheren Zügen dargestellt ist, folgt der Hauptteil des Buches, der die
Geschichte des niederländischen Architekturbildes als einer selbständigen Bildgattung,
von Vredeman de Vries bis Emanuel de Witte, enthält. Die Persönlichkeiten der
einzelnen Maler, ihr Verhältnis zu einander und ihre Bedeutung für die allgemeine
Entwicklung kommen klar heraus, und indem der Verfasser unter Verzicht auf den
Ballast an totem Material, wie Bildertiteln und -beschreibungen sowie sonstigen
Notizen, nur die für die Entwicklung wichtigen Gemälde hervorhebt, gelingt es
ihm, durch eine nun umso genauere, planmäßige Analyse der Denkmäler ein völlig
geschlossenes und anschauliches Gesamtbild des historischen Verlaufs zu geben —
im Sinne und nach dem Vorbild von Riegls Geschichte des holländischen Gruppen-
porträts, deren grundlegende Bedeutung der Verfasser selbst hervorhebt. Das hol-
ländische Stadt- und Straßenbild, das dem eigentlichen Architekturbild in der letzten
Phase seiner Entwicklung zur Seite tritt, hat der Verfasser ausgeschieden, wie uns
scheint, mit Recht.

Ein zweiter, mehr systematischer Teil, unter dem Titel: »Die Raumdarstellung
der holländischen Malerei«, bringt die bis dahin an der Tätigkeit der einzelnen
Künstler verfolgte Entwicklung auf allgemeine Begriffe, die zu der Geschichte der
Raumdarstellung innerhalb der holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts in Be-
 
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