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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 9.1914

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Treu, Georg: Durchschnittsbild und Schönheit
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https://doi.org/10.11588/diglit.3043#0439

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XV.

Durchschnittsbild und Schönheit.

Von

Georg Treu.

Mit zwei Tafeln.

Alle Gestalten sind ähnlich und keine gleichet der andern
Und so deutet der Chor auf ein geheimes Gesetz.

Goethe.

Francis Galtons wichtige Erfindung der Composite Portraiture
oder der Generic Images, wie er auch sagte, hat nicht ganz die Be-
achtung gefunden, die sie meines Erachtens beanspruchen darf. Seine
überraschenden Versuche, durch Deckung von Einzelaufnahmen art-
verwandter Köpfe auf derselben photographischen Platte bezeichnende
und zuverlässige Durchschnittsbilder von Familien und Menschen-
klassen, Krankheitszuständen und Rassentypen zu gewinnen, scheinen
mir auch für die experimentelle Ästhetik Erwägung und Nach-
folge zu verdienen. Ich freute mich deswegen der durch die Berliner
Tagung für Ästhetik und Kunstwissenschaft gegebenen Anregung,
um diese Frage von neuem zu behandeln. In Gemeinschaft mit Dr.
H. P. Bowditch, Professor der Biologie an der Harvard Universität
zu Boston, der Galtons Versuche fortsetzte, habe ich dessen Durch-
schnittsbilder bereits 1890 in der Berliner Archäologischen Gesell-
schaft besprochen. Aber der kurzen Wiedergabe jenes Vortrages im
Jahrbuch des Archäologischen Instituts V, Anzeiger S. 61 f. (Berliner
Philologische Wochenschrift 1890, Sp. 742 ff.), sowie neuerdings dem
Berliner Kongreßbericht konnte das Wesentlichste und Wirkungsvollste
nicht beigefügt werden: die Durchschnittsbilder selbst. Ich bin dem
Herausgeber dieser Zeitschrift daher um so mehr dafür verbunden,
daß ich meinen Vortrag hier in voller Ausführlichkeit wiedergeben
und wenigstens mit einigen Bildern ausstatten durfte. Daß er vor
einem weiteren Kreise gesprochen wurde, wollte ich dabei nicht ver-
wischen. Die Vorlagen verdanke ich ausnahmslos Prof. Bowditch.
Den Dank hierfür, wie für reichste Anregungen, kann ich leider nur
auf das Grab des verstorbenen Freundes niederlegen.

Galton hatte seine Versuche damit begonnen, daß er Köpfe in
voller Vorderansicht, und zwar in der gleichen Größe und Beleuch-

Zeilschr. f. Ästhetik u. allg. Kunstwissenschaft. IX. 28
 
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