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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 12.1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.3621#0258

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252 BESPRECHUNGEN.

im Wege der von diesen Grundlagen abhängigen wirtschaftlichen Bedingungen und
der von diesen hervorgerufenen sozialen Verhältnisse. Die Anknüpfung vorherrschen-
der neuer Kunst- und Geschmacksrichtungen erfolgt nicht an den Höhepunkten
oder Enden hochspezialisierter Entwicklungsrichtungen, sondern an tiefer liegenden,
scheinbar überwundenen Stellen der letzteren. Aus diesem Grunde fällt die Auf-
gabe der Erneuerung des Kunstgeschmackes nicht den leiblichen Erben der Schöpfer
älterer Richtungen zu, sondern anderen Völkern, deren Kunst zunächst einen primi-
tiven, barbarischen Eindruck macht . . . Deshalb wechseln mit den herrschenden
Stilarten auch die führenden Landschaften, d. h. die ethnischen Elemente.« Damit
wollen wir die Besprechung dieses ungemein wichtigen und grundlegenden Werkes
schließen, wobei wir lebhaft bedauern, daß es uns nicht möglich war, eine Vorstel-
lung zu wecken von der ungeheuren Materialfülle, die in dieser Arbeit bewältigt ist.
Rostock.

____________ Emil Utitz.

Innendekoration. Die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort. Herausgeber:
A.Koch. Darmstadt, Verlagsanstalt A. Koch. XXVII. Jahrg.: Januarheft 1916.

Bei Zeitschriften wie der vorliegenden ist es in der Natur der Sache begründet,
daß auf sie die Reflexe der Zeit fallen: die Kunst ist in höherem Maße der Aus-
druck der Zeit als die Wissenschaft, aber auch in erhöhtem Grade durch sie bedingt
und von ihr beeinflußt, — wenn auch nicht sofort und gerade im Sinne des »inter
arma silent musae«. Darin spricht sich unter anderem die »wirtschaftliche« Seite
der Kunst und des Kunstlebens aus, die zu übersehen die »schöne« Seite der Kunst
gar leicht verleitet. Ein wahrer und verständnisvoller Freund oder Förderer der
Kunst aber muß auch für sie ein Verständnis haben: wie sehr hat Lichtwark solches
besessen!

Sind das noch Reflexionen, wenn auch praktischer Natur, so tritt einem das
volle Erleben vor die Seele in dem Rückblick und Ausblick, mit dem der
verdiente Herausgeber und Leiter der »Innendekoration« den XXVII. Jahrgang ein-
leitet und in dem er schreibt: »Meinen ausharrenden Lehrern'kann ich für diese in
schwerster Zeit bewiesene Treue nicht warm genug danken! Gerne übernahm ich
unter solchen Umständen die nicht geringen Opfer, die hier den Kulturgütern
unseres Volkes gebracht werden mußten.«

Von dem, was der Herausgeber über die Zukunftsaufgaben markig und groß
sagt, stellen wir an die erste Stelle: »... die heilige Pflicht, dafür zu sorgen, daß
die Segnungen der Kultur jedem zugute kommen. Es ist gerade für die Wohnungs-
kunst von unendlicher Wichtigkeit, daß sie mehr wie bisher ihre Aufgabe darin
erkennt, auch das Heim des einfachen Mannes zu veredeln! Darin erst zeigt sich
die Höhe eines Volkes! Unsere Entwicklung wird darum voraussichtlich in anderer
Richtung sich abspielen als in England und Amerika. Deren kostspielige Lebens-
haltung, die nur auf Luxus beruht (? d. Rez.), ist für uns — da wir uns nicht auf
die Behausung der Reichen beschränken dürfen — nur von Fall zu Fall erreichbar.
Wir ersetzen sie aber reichlich durch die Fülle der Eigenart und der Charaktertiefe ...
Je größer das Volk fühlt und je tiefer die Wirkung ist, die wir anstreben, desto
enger werden Volkswirtschaft und Kunst Hand in Hand gehen müssen.c

Von dem Inhalt heben wir heraus: »Die Zukunft unserer Wohnungskunst« von
A. Jaumann, mit Gedanken wie dem: ». . . wer tiefer sieht, wird mir recht geben,
das gelegentliche Arbeiten mit altem Formengut, mit der Prägung früherer Jahr-
hunderte, wird unsere Künstler nicht einschläfern . . . Doch ist ebenso sicher, daß
wir auf dem jetzt eingeschlagenen Weg nur erst etwas Sicherheit erwerben müssen,
 
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