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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 12.1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.3621#0487

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BESPRECHUNGEN.

letzten Aufsatz, einer in dieser Zeitschrift (VIII, 117—131) erschienenen Besprechung
von Jantzens »Niederländischem Architekturbild«, auseinandersetzt. Begeisterung
und Werturteile wird man bei Riegl vergeblich suchen. Er vertritt das Forschungs-
ideal jener strengsten Wissenschaftlichkeit, die alles persönliche Empfinden ver-
drängt und mit der Präzision des exakten Naturforschers den Kunstwerken gegen-
übertritt. Den Vorsprung, der dadurch gewonnen worden ist, hat auch Heidrich
nicht verkannt; aber er empfand es als seinen Beruf, mit dem ganzen Gewicht
seiner persönlichen Überzeugung für die Werte einzutreten, die dabei verloren
gingen, und auf die Gefahren hinzuweisen, mit denen eine solche Betrachtungsart
unvermeidlich sich selbst belastet. Unter den Werten, für deren Erhaltung er ein-
tritt, steht die Empfindung des Individuellen, Einmal-Lebendigen, Unberechenbaren
voran. Die Gefahren, auf die er hindeutet, liegen in der Aushöhlung des geschicht-
lichen Vorgangs durch Schematismus und logische Konstruktion.

Was ihm selbst, dem zu früh Verewigten, als kunstgeschichtliches Forschungsziel
vorgeschwebt haben mag, läßt sich vielleicht nicht treffender ausdrücken, als in zwei
schönen Sätzen Schnaases. »Das dunkle Gefühl einer bedeutungsvollen Schönheit
und das bloß historische Beleben bestimmter Vergangenheiten sind nur Vorstufen.
Das Höhere ist, beides zu verbinden und im vollen Genuß jeder einzelnen Schön-
heit zugleich ihr Verhältnis zu allen anderen und ihre historische Beziehung zu
fühlen.«

D""':" -m__ Elisabeth von Orth.

— cg


 
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