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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 12.1917

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254 BESPRECHUNGEN.

Lehrer »jahrelang an einem Universitätsinstitute arbeiten« müssen, -»sonst bleiben
sie immer unsicher. Das, was in der Schule gegeben wird, muß aus der Fülle
mit voller pädagogischer Ökonomie genommen sein. Ein mageres Tasten verdirbt
mehr als es nützt«.

Die Verfasserin legt ihren Bildanalysen Strzygowskis System der Kunstbetrach-
tung zugrunde. Ohne nun diesem sachlich voll beipflichten zu können, halte ich
es doch, namentlich für elementare Einführungszwecke als recht geeignet wegen
seiner Klarheit und bequemen Anwendungsmöglichkeit. Eine vollständigere, feinere
und mehr in die Tiefen dringende Differenzierung würde wohl den Anfänger mehr
verwirren als aufklären, und der Verzicht auf jede erkenntnistheoretische Recht-
fertigung ist in diesem Zusammenhang durchaus am Platze. Es ist überhaupt ein
sympathischer Zug des Werkes, daß es allenthalben nur dem Möglichen zugewandt
bleibt und darum weise Beschränkung sich auferlegt. Nicht die Wissenschaft soll
irgendwie gefördert, sondern der Mittelschüler zur Kunstbetrachtung angeleitet
werden. Vielleicht erscheint manchem die Textgestaltung der »praktischen Beispiele«
pedantisch und langweilig; und auch ich muß gestehen, daß die Lektüre nicht
angenehm ist: aber was hier in kühler, nüchterner Darlegung beschrieben ist, baut
sich im Schulbetrieb in lebendiger Wechselrede auf. Es ist also geradezu ein Ver-
dienst der Verfasserin, daß sie nicht der Versuchung nachgab, mit Glanzlichtern
ihre Darlegungen zu illuminieren, sondern sich damit begnügte, das dürre Gerippe
nachzuzeichnen, d. h. bei rein tatsächlichen und sachlichen Angaben zu bleiben.
Bedauerlich ist nur, daß sie ganz selten ein zündendes und suggestives Wort findet,
das eine restlose Formulierung irgendeines Sachverhaltes bringt; sie bleibt immer
rechtschaffen, gediegen, vernünftig. Aber schließlich sind das Eigenschaften, die
durchaus nicht zu unterschätzen sind. Ernstlich gestört hat mich die Titelsucht,
der die Verfasserin in etwas übertriebener Weise frönt: wenn einmal erwähnt
wird, daß Dr. F. Heußner Gymnasialdirektor ist, genügt es vollkommen; es erscheint
trostlos langweilig, wenn der Betreffende immer wieder als »Direktor« uns vorge-
führt, oder wenn auf mancher Seite vier- bis fünfmal A. Raiz als »Professor« er-
wähnt wird.

Rostock. Emil Utitz.

Alexander (Sascha) Schneider, Kriegergestalten und Todesgewalten.

Verlag von Breitkopf & Härtel, Leipzig u. Berlin 1915.
Alexander (Sascha) Schneider, Mein Gestaltet und Bilden. Zweite

Auflage. Verlag von Breitkopf & Härtel, Leipzig 1916. 8°. 28 S.
Die zweite der genannten Schriften ist »eine Ansprache an ein großes, ver-
ständiges und aufgeklärtes Publikum«. Den Ausgangspunkt dieser Ansprache bildet
ein Ruf zur »allgemein-menschlichen physischen Kultur«, wo die Sportplätze der
Kunst Modelle liefern sollen und nicht die Hospitäler und die Straße. Mit dieser
Anregung kommt Schneider einem allgemeinen Wunsch entgegen. In unserer Zeit
kündigt sich, wie man aus manchen Anzeichen ersieht, ein neues Streben nach
Körperkultur an. Die Kunst nun soll der physischen Kultur als Wegweiser dienen
und das Ziel: »Gesundheit — Mannhaftigkeit — Schönheit!« angeben. Daher darf
— nach Schneider — der Künstler nicht das Augenblickliche darstellen, denn bei
dauernder Betrachtung wirkt eine derartige Darstellung als Pose. »Bewegung« in
der Kunst auszudrücken ist sehr schwierig. Da auch die »innere Bewegung« ohne
literarischen Titel schwer verständlich ist, so wäre es zweckmäßiger, die Körper in
Ruhe darzustellen. Was die Behandlung von Problemen angeht, so sollte man
 
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