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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 22.1928

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Feldkeller, Paul: Die Einstellungsmetapher
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https://doi.org/10.11588/diglit.14168#0178
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DIE EINSTELLUNGSMETAPHER.

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ganz andere Aufgaben als geschäftliche. In ihr dominierte das religiöse
Motiv und gestaltete das Kunstwerk der Sprache. Die Worte hatten
eine sakrale Bedeutung. Das Hauptwort herrschte vor und gab zu
mannigfachen bekannten, noch heute lebendigen Hypostasen Anlaß.
Das Oeschäftsleben dagegen mußte sich für seine ganz andersartigen
Zwecke seine Sprache erst zurechtmachen. In der Geschäftsprache
dominieren nicht mehr die Dinge, sondern die geschäftlichen Funk-
tionen und Transaktionen, die in den Verben und Partikeln zum Aus-
druck kommen.

Somit ist es kein Zufall, daß auch die deutsche Handelsprache der
Falschkoppelung größere Freiheit einräumt als die deutsche Gelehrten-,
Umgangs-, Kirchen- und Amtsprache. Es handelt sich hier um ein
Charakteristikum des kaufmännischen Sachdenkens und seines sprach-
lichen Ausdrucks, für den es auf philologische Exaktheit nicht ankommt.

Aber mit der Einstellungsmetapher hat sie nichts zu tun. Beide sind
ihrem Wesen und somit auch ihrem Begriff nach zweierlei, was nicht
hindert, daß sie in der empirischen Wirklichkeit auch einmal eine
Legierung eingehen können, wie wir das bei Heine gezeigt haben.
Die Falschkoppelung ist ein rein sprachtechnisches,
äußerlich syntaktisches Phänomen, die Einstellungs-
metapher (wie jeder Vergleich) eine geistige Erscheinung.
 
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