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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 22.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.14168#0111
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Besprechungen.

Wilhelm Waetzoldt, Das klassische Land. Wandlungen der Italiensehnsucht.
Verlegt bei E. A. Seemann, Leipzig 1927.
Es ist mir eine Freude, dies Buch anzeigen zu dürfen, das neu in der Frage-
stellung, reich an Stoff, klar in der Gliederung und anziehend durch die Wärme
des Vortrags ist. Während der letzten vier Jahrhunderte haben die geistigen Men-
schen des Nordens eine »Idee« Italien in sich getragen und ihr in Bildgestalten
mannigfache Auslegung gegeben. Aber der »Idee« entspricht auch in diesem Fall
kein irdisches Werk. Schon die einfache Betrachtung der italienischen Natur besteht
in Annäherungen. Das Verständnis für die Schönheit der italienischen Landschaft
ist langsam gewachsen; auch hat sich der Mittelpunkt dieses Verstehens oft ver-
schoben. Waetzoldt gibt eine Fülle bemerkenswerter Beispiele und stützt sie durch
eine ebenso große Fülle von Abbildungen: er zeigt etwa, wie Venedig oder wie
die Campagna verschieden gesehen worden ist oder wann Sizilien entdeckt wurde.
Er spricht dann vom Wesen der Vedute als von einer sachlichen Wiedergabe land-
schaftlicher Tatbestände mit den Mitteln der Alalerei und Zeichnung und unter-
scheidet drei Themenkreise: das »Panorama«, das »große Motiv» und den »payf
intime«. Wir verfolgen die Entwicklung dieser Gattungen und erfahren, wie
sie mit der Entwicklung des Reisens verknüpft ist; unter den kunstgeschichtlic
Einzelheiten scheint mir die Würdigung Philipp Hackerts am wichtigsten. Waetzol
leitet uns weiter zu den Ruinenbildern, deren ästhetische Eigentümlichkeit aller-
dings durch die vielen, an sich interessanten Belege mehr verdunkelt als aufgeklärt
wird — ausgenommen solche Worte, wie das aus einem Diderotschen Salonbericht
angeführte: •qu'est ce que mon existence en comparaison de ce rocher qui s'affaisse.'*
Das nächste Kapitel des Buches betitelt sich: »Der historische Boden«. Die Ehr-
furcht vor Rom wird in ihren dichterischen und malerischen Wirkungen geschildert,
von Goethe bis zu Heine, von Claude Lorrain bis zu Rottmann. Dann folgt ein
Kapitel über die »arkadische Stimmung«, bei dessen Leitwort wohl ein jeder von
uns an Poussins Bild >£/ in Arcadia ego« denkt. Es schließen sich an schöne Be-
trachtungen über das Elementarische in Italiens Natur, andererseits über das Klare
und Helle, über das Licht, das, wie der Verfasser sagt, den »Kern des Südglücks«
ausmacht, und wir Leser werden durch die zahlreichen kleinen Abbildungen an die
koloristischen Künste eines Turner, Vernet, Corot erinnert. Mit aufrichtigem Dank-
gefühl legen wir das reizvolle Buch aus der Hand, zugleich aber auch mit dem
Bewußtsein, daß dies ideale Italien und diese Sehnsucht nach ihm bald nicht mehr
sein werden.

Berlin. _ Max Dessoir.

Ewald A. Boucke, Aufklärung, Klassik und Romantik. Eine kritische
Würdigung von H. Hettners Literaturgeschichte des 18. Jahrhunderts. Sonder-
druck aus der 7. Auflage der Geschichte der deutschen Literatur des 18. Jahr-
hunderts. Braunschweig, F. Vieweg u. Sohn, 1925. 67 S.
Hettners große Literaturgeschichte des 18. Jahrhunderts gehört zu den klassi-
schen Werken der Literaturwissenschaft, die dauernden Wert behalten, mag auch
 
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