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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 22.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.14168#0235
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222

BESPRECHUNGEN.

wenige formale Gesetze des Schönen zusammengefaßt in der Theorie der Proportion
mit ihrer Forderung der vierfachen consonantia. Dann wendet sich der Oedanken-
gang wieder zurück und nach kurzen Untersuchungen über das metaphysische Pro-
blem des Häßlichen, über die dem Schönen verwandten Begriffe honestum, aptum
und decorum sowie über das Verhältnis von Schönheit und Licht endet er mit ein-
gehenderen Darlegungen über die Eigenschaften der göttlichen Schönheit und über
die Schönheit des Universums, in denen das Schwergewicht dieser Metaphysik des
Schönen liegt.

Historisch von besonderem Interesse sind die Verbindungslinien, die der Ver-
fasser im einzelnen zieht zu Pseudo-Dionysius Areopagita und — vornehmlich durch
diesen — zu Piaton und Proklus, ferner zu Augustin, zu der besonderen Gestalt,
die neuplatonische und verwandte Gedanken in der »Lichtmetaphysik« gefunden
hatten, und zur stoischen durch Cicero übermittelten Ästhetik. Aristoteles' Einfluß,
dessen ästhetisches Hauptwerk, die Poetik, damals noch nicht in Übersetzung vor-
lag, ist geringer. Gewiß hat auch der Schüler Alberts des Großen mannigfache
Momente des aristotelischen Denkens übernommen. Der aristotelische Formbegriff
z. B. bildet einen wesentlichen Bestandteil seiner Schönheitslehre und hat, wie der
Verfasser hervorhebt, entgegen den dem Sinnlich-Schönen abgewandten neuplato-
nischen Tendenzen ihm die ästhetische Wertung auch der äußeren Form ermöglicht,
aber sonst dominiert doch der neuplatonische Geist. Im allgemeinen grenzen sich
hier diese beiden Denkrichtungen — deren Gegensatz mit seinen hier besonders
methodologisch bedeutsamen Konsequenzen der Verfasser einmal andeutet, wenn
er in der Darstellung der thomistischen Ästhetik den ästhetischen idealistischen
Spiritualismus des neuplatonischen Schönheitsbegriffs dem von den erfahrungsmäßigen
Wirkungen des Schönen ausgehenden Aristotelismus gegenüberstellt — in der Weise
ab, daß aus ersterem die Gedanken über den metaphysischen Sinn und Ursprung
der Schönheit fließen, der das Häßliche — jene wie dieses im alten ästhetisch-
ethischen Doppelsinn genommen — im Anschluß an Augustin (wie bei Eriugena
und später Leibniz und Sendling) als ästhetischer Kontrast zugeordnet wird, der
zur Hervorhebung der Schönheit und Güte im Gesamtbilde nicht fehlen darf. An
den wenigen Stellen aber, wo Ulrich sich der einzelnen empirischen Schönheit zu-
wendet, so wenn er von den Kriterien der körperlichen Formenschönheit handelt,
wie in der Lehre von der vierfachen Konsonanz, sind es vorwiegend aristote-
lische Reminiszenzen, die die Quelle bilden. Den von hier aus noch am ehesten
einzuschlagenden Weg zu einer Kunsttheorie geht auch Ulrich nicht. So schließt
der Verfasser denn seine historische Analyse mit dem in diesem Punkte negativen
Ergebnis, daß »von den literarischen Schilderungen der Schönheit Jesu Christi (wie
der Jungfrau Maria) mit größerer Wahrscheinlichkeit Verbindungslinien zur mittel-
alterlichen Kunst führen als vom theoretischen Schönheitsbegriff der Scholastiker
aus, der keine unmiltelbare Beziehung zur Kunst intendiert«.

Den Schluß der Abhandlung bildet die Textedition des Traktates.

Berlin.

_ Erich Hochstetten

Georg Wolff, Mathematik und Malerei. Mit 21 Figuren und 35 Abbil-
dungen im Text und auf 4 Tafeln. Zweite, verbesserte Auflage. Mathema-
tisch-Physikalische Bibliothek Bd. 20/21. Verlag von B. G. Teubner, Leipzig
und Berlin 1925. 84 S.
Der erste Teil des in zweiter Auflage vorliegenden Büchleins gibt eine kurze

Einführung in die Grundbegriffe der zeichnerischen Perspektive, bestimmt für Leser,
 
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