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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 22.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.14168#0367
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BESPRECHUNGEN.

deutungen ergehen zu müssen? Auf die Gefahr, den Arbeitsertrag des Buches zu
unterschätzen, möchte ich doch sagen, daß mir die meisten seiner Ergebnisse nicht
mehr als das zu enthalten scheinen. Für verschiedene von ihnen hätte ich rein musi-
kalische Begründungen, die mir haltbarer erscheinen, so z. B. für den Wechsel von
Dur und Moll, den man äußerst zurückhaltend mit dem von Lust und Unlust
assoziieren sollte.

Jeder, der dem Brahmsschen Lied in der von Mies eingeschlagenen Richtung
näherkommen will, wird gern zu diesen Studien greifen, weil sie auf alle Fälle ein
gut Stück in den Gegenstand hineinführen.

Berlin. J. H. Wetzel.

Rokseth, Yvonne, Dcux livres d'orgue parus chez Pierre Attaingnant
en 1531. Publications de la Societe frangaise de masicologie, tome 1. Paris,
E. Droz, 1925. XX u. 58 S. 4°.
Kannten wir schon lange an Hand der Neudrucke des Fundamentum organi-
sandi von Conrad Paumann, des Buxheimer Orgelbuchs und der Tabulaturbücher
von Schlick und Hans von Konstanz sowie der Arbeiten über Kotter und Kleber
den Stand des Orgelspiels auf deutschsprachigem Gebiete, so fehlte uns für die
anderen Länder eine feste Anschauung. Wohl kommt uns im 14. Jahrhundert von
englischem Boden ein Denkmal, das die gleiche Mischung von rein Instrumentalem
und auf die Orgel übertragenen Vokalsätzen — Einlagen des in Frankreich behei-
mateten »Roman de Fauvel« — aufweist und die gleiche koloristische Manier, die
gleiche Variationstechnik erkennen läßt. Aber die Folgezeit war für uns stumm.
Wir wußten jedoch, daß wie in England so auch in Frankreich ein reges kirchen-
musikalisches Leben pulsierte, an dem die Orgel stark beteiligt war. Der französi-
sche Musikdrucker Pierre Attaingnant, der als erster seit 1527 mit Hautinschen, soge-
nannten beweglichen Typen druckt, bringt gleich eine ganze Flut von Orgelwerken
heraus, ein sichtbares Zeichen dafür, daß sie damals begehrt waren. In der Tat
spielte ja auch die Orgel in Kirche und Haus eine bedeutsame Rolle. Nur in einem
Exemplare haben sich diese Werke in der Staatsbibliothek München erhalten. Hatte
Eduard Bernoulli die für das Haus und damit für Klavier und Orgel in Frage kom-
menden Bände mit Chansons und Tänzen für die Münchner Bibliophilen in Faksi-
miledruck herausgebracht, so legt Madame Rokseth aus zwei Drucken das kirch-
liche, also in erster Linie für die Orgel bestimmte, aber auch für Klavierinstrumente
zugängliche Material vor. Die Ausgabe ist durchaus anerkennenswert. Die Einleitung
zeugt von guter historischer Einsicht. Die den Orgelmessen zugrunde liegenden
kirchlichen Melodien werden nachgewiesen und die Magnificat-Praxis erläutert. Drei-
stimmigkeit ist die Regel, doch kommt auch vierstimmiger Satz vor. Dann und wann
reißt auch einmal eine Stimme ab oder der Spieler schlägt auch einen volleren
Akkord an. Der Stil ist fein entwickelt und koloristisch ausgestaltet. Die Heraus-
geberin hat sich mit Glück bemüht, Druckfehler der Vorlagen zu beseitigen. Einzelne
Stellen wie z. B. S. 2 Takt 7 und S, S. 6 Takt 10, S. 7 Benedicimus te Takt 2 lassen
noch Zweifel aufkommen. Dann und wann fehlt auch ein sentüonium subinteüectum.
Als Ganzes verdient der Neudruck aber durchaus Lob.

Berlin-Friedenau. Johannes Wolf.

Heilige Tonkunst. Musikalische Veröffentlichungen des Verbandes der Vereine
katholischer Akademiker zur Pflege der katholischen Weltanschauung. Heraus-
gegeben von Prof. Walter Braunfels, Direktor der Hochschule für Musik in
 
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