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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 22.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.14168#0381
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368

BESPRECHUNGEN.

kunst liegt ihre »Seele« in den »ethischen Momenten« jeder Kultur und den »Ge-
setzen des Raumes, der Schönheit und des Stoffes« beschlossen. Jeder Abschnitt
über einen Baustil beginnt deshalb mit der Deutung des Wesentlichen der zugrunde
liegenden Kultur (als »Kulturtemperament« bezeichnet); darauf folgt der Nachweis,
wie dieses Kulturtemperament in der entsprechenden Baukunst Ausdruck gefunden
hat (»Das cholerisch-immanente Kulturtemperament — Ägypten —der Tiefenraum«,
»das melancholisch-transzendente Kulturtemperament — der Hochraum — das gotisch-
faustische Mittelalter«). Um die Kulturen in »ihrem geheimsten Innern« und in ihrer
inneren Verwandtschaft zu erkennen, wählt Klopfer seinen Standpunkt so weit über
den Bauwerken selbst, daß diese nur noch in unbestimmten Umrissen erscheinen.
Das läßt vielleicht das Überraschende mancher Interpretationen und Verwandtschafts-
nachweise verstehen, wie in der Wendung: »Die romanische Baukunst zeigt in
ihren Rundportalen zunächst zwar das phlegmatische Kulturtemperament, aber in
der Kraft, wie die Öffnung in die Mauer hineingearbeitet ist, zeigt sich doch zu-
gleich wiederum eine in die Tiefe wirkende Cholerik,« oder wenn der hochgotische
Bau, vor allem vom Chor aus gesehen, »fast« an die Pyramide erinnern soll. Der
zweite Teil über die »Ausdrucksmittel« bringt einen Versuch, bisherige Forschungs-
ergebnisse über »Symmetrie«, »Richtung« und »Aufbau« und die »Gesetze des
Stoffes« gemeinverständlich darzustellen, wobei das Verhältnis der Baustile zu diesen
Ausdrucksmitteln gestreift wird. Die angefügten Bildtafeln mit ihren vagen Andeu-
tungen sind ein Beweis mehr für den weiten Abstand von den Dingen selbst.
Breslau.

Peter Brieger.

Dünnhaupts Studien- und Berufsführer. Bd. 8. Architektur von Prof. Dr.-
Ing. Paul Klopfer unter Mitarbeit von Dipl.-Ing. Gerd Stüber. Grünhaupt Ver-
lag, Dresden.

Als Studien- und Berufsführer will das kleine Heft den sich zum Baumeister
»berufen« Fühlenden, nicht den noch Schwankenden, den Weg überblicken lassen,
den er von der Erkenntnis vom Wesen des Berufs durch das Studium bis zum Ein-
tritt in die Praxis zu gehen hat. Die Andeutungen der ersten Kapitel über die
gegenwärtige Aufgabe und die Eignungsvorziige des Architekten erscheinen gedank-
lich und stilistisch so skizzenhaft, daß sie Korrektur und Vertiefung durch andere
Werke wie Schumachers »Grundlagen der Baukunst« ratsam machen. Die Stärke
des Heftes liegt in den sachlichen, klaren Hinweisen auf den Gang des Studiums
von der Vorbildung in Schule und Praxis bis zu den Prüfungen und die Art der
praktischen Berufe (Privatarchitekt, Staats- und Stadtbaubeamter). Sie lehren in um-
sichtiger Auswahl das förderndste Verhalten gegenüber den Einrichtungen der Hoch-
schulen (Vorlesungen, Übungen, Besichtigungen) mit Hinweis auf ihre Verschieden-
heit und leiten zum Selbststudium an. Der Absatz über »Geschichte der Baukunst«,
deren Lehrwert an der Hochschule überhaupt in Frage gestellt wird, wird der heu-
tigen Form des kunstgeschichtlichen Unterrichts kaum gerecht. Den inhaltsreichen
Überblick beschließt ein Verzeichnis von Unterrichtswerken, in dem Schettlers »Geist
der Gotik« und Worringers »Formprobleme« eine zu bevorzugte Stellung erhal-
ten hat.

Breslau. Peter Brieger.
 
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