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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 22.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.14168#0493
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BESPRECHUNGEN.

tung, die hier ihre eigene Daseinsberechtigung hat. In diese Bilder hat er die
Erfindungen Richters hineingearbeitet, aber er hat sie dabei aus dem allzuländlichen
und allzukindlichen herausgehoben, also näher an Goethe herangerückt. Ein heroischer
Zug, ein Zug von Sauberkeit ist im Goethetext bereits vorgebildet; es ist durchaus
keine Sentimentalität Rambergs, wenn Hermanns hohe Gestalt ein wenig an Goethe
selbst, die seiner Mutter an Frau Rat gemahnt. Ein Abdruck dieser Bilder in »Schul-
ausgaben« (was ist das überhaupt?) ist selbstverständlich Geschmacklosigkeit, aber
nicht aus inhaltlichen, sondern aus Gründen der Buchkunst. Das dritte Bild (16)
hätte Verfasser nicht mit abdrucken sollen, es verschandelt sein eigenes Werkchen.

Der Verfasser ist ferner der »Sinnbildlichkeil« in Richters Holzschnitten im
einzelnen nachgegangen, wobei er sich auf des Meisters eigene Aufzeichnungen
berufen kann. Gedankliche Beziehungen (das Mitdichten des Illustrators) sind bei
A. Menzel von starker künstlerischer Mitwirkung, bei Richter nicht ebenso, was
Verfasser auch zugibt. Sie zeigen sich vornehmlich in Gestalt von »Tierparallelen«,
d. h. Tierszenen, in denen sich die menschlichen symbolisch wiederholen, oft mehr-
mals in einem Bilde, oft unter starker Umbiegung des Goethetextes, und hinüber-
gleiten in das Richterisch-Literarische.

Der Verfasser ist Schulmann mit starker Neigung zum Lehrhaft-Elementaren,
seine Absicht ist eine kunsterzieherische, und ich kann das freundliche Büchlein den
Lehrern an Volks- und Mittelschulen, sowie Volkshochschulen, aber auch dem
großen Kreise der Gebildeten, denen eine Erziehung zum Sehen so nötig ist, emp-
fehlen. Für manchen Leser dürfte die Analyse Breiickers etwas zu breit und subtil,
in den Deutungen zu weitgehend sein; was aber dem Leser nicht einleuchtet, muß
er als Anregung hinnehmen.

Jena. Walter Thomae.

Berwin, Beate, Heinrich von Kleist. Stuttgart, Berlin, Leipzig, Union Deutsche
Verlagsgesellschaft, 1926.181 S. (Lichter am Weg, Lebensbücher für jung und alt.)

Wenn der Verlag die vorliegende Schrift im Prospekt als »Eine neue Kleist
Biographie« ankündigt, so erweist er ihr, wie ich glaube, damit keinen Dienst. Und
auch der etwas gesuchte Titel der Bücherreihe, der dieses Bändchen angehört,
^Lichter am Weg« mit dem hausbackenen Untertitel »Lebensbücher für jung und
alt« vermag den ernsthafteren Leser, fürchte ich, kaum zu locken. Dergleichen kurz
und gemeinverständlich gehaltene Kleistbiographien gibt es schon mehrere — ich
erinnere an Kiesgen '), Hegeler-), Roetteken:i), Strecker4), Meyer-Benfey'') --; warum
also, wird man fragen, noch eine neue, gleichartige? Nur, weil ein Verlag wieder
einmal eine Reihenveröffentlichung herausbringen will und Kleist eben zu den Per-
sönlichkeiten gehört, die in diesem Falle schwer übergangen werden können? Es
gibt derartiger geschäftsgewandter Verlegerunternehmen ja leider nicht wenige. Nur
mit Mißtrauen nahm ich daher das vorliegende Kleistbüchlein zur Hand und war
erfreut, meine Bedenken doch nur zum geringen Teil bestätigt zu finden.

Jene Verlagsanpreisung ist irreführend: die Biographie Kleists ist hier keines-
wegs die Hauptsache — umfaßt sie doch nur 57 von 181 Seiten —, beabsichtigt
ist vielmehr ein gedrungenes, schlichtes, gemeinverständliches Bild der Gesamt-

') Leipzig, Reclam 1901. Universalbibliothek« Nr. 4218.

2) Berlin, Schuster & Löffler, 1904. »Die Dichtung« Bd. 20.

3) Leipzig, Quelle & Meyer, 1907. »Wissenschaft und Bildung« Bd. 22.

4) Bielefeld, Velhagen & Klasing, 1912. »V. & KV» Volksbücher« Nr. 40.

5) Leipzig, Teubner, 1923. »Aus Natur und Geisteswelt« Bd. 567.
 
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