Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 22.1928

DOI Artikel:
Besprechungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14168#0520
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
BESPRECHUNGEN.

507

Panorama eines unbekannten Niederländers von 1536, das »ungemeine Treue in der
Wiedergabe des Gesichts auszeichnet« (S. 6), läßt erkennen, »wie sehr noch der
mittelalterliche Charakter in diesem Stadtbild vorherrschte« (S. 8): besonders in dem
Volksquartier (S. 64) Trastevere, wo er heute noch nicht verwischt ist (S. 62), und
dem ihm längs des Tiber gegenüber gelegenen Stadtteil (S. 49), der bis zur Zerstö-
rung des Vicolo del Melangolo »in einzigartiger Weise den mittelalterlichen Zustand
der Stadt widerspiegelte« (S. 54 f.). Auch das Kapitol hatte mittelalterliche Formen
(S. 72). Das mittelalterliche Rom besaß verhältnismäßig niedere Häuser. Die wenigen
Kuppeln aus der Zeit von Sixtus IV. verschwanden fast ganz. Sie werden überragt
von den Burgtürmen (S. 8). Die mittelalterlichen Häuser: offene Portiken zu ebener
Erde, oben meist eine bedeckte Loggia (S. 54). Abbildungen wie 50, 51, 61 zeigen,
was davon zugrunde gegangen ist, vor allem seit 1870. Die Wohnhäuser des Quattro-
cento und des beginnenden Cinquecento: meist nur zwei Fenster in jedem Stock-
werk und mit einer Loggia oben. Dazu Fenster und Türrahmungen in frischer
Renaissance (S. 35). Köstlich ist nach Form wie Inhalt eine Hausinschrift von 1468, in
der der Erbauer sagt, er wollte, als Rom in seiner früheren Gestalt wiedergeboren wurde,
nach Maßgabe seiner bescheidenen Mittel beitragen zum Schmuck seiner geliebten
Vaterstadt (S. 66). In dem noch mittelalterlichen Zustand fehlte Rom ein Mittelpunkt.
Der Vatikan und Lateran lagen an der Stadtgrenze (S. 10). Die weitausgedehnte
Hügelgegend im Norden, Osten und Süden der Pincio, Quirinal, Viminal, Esquilin
und Celio waren gleich dem Aventin fast unbewohnt (S. 90). Das unbewohnte Gebiet
nahm zwei Drittel des von der Aurelianischen Mauer umschlossenen Raumes ein.

In großartiger Einfachheit und malerischer Zerstreuung lagen dort die gewal-
tigen Reste des Altertums sowie die ehrwürdigen Basiliken und Klöster der Früh-
zeit des Christentums und aus dem Mittelalter (S. 91). Was der Verfasser über die
römischen Ruinen schreibt (S. 92 ff.), muß man im Buche selbst nachlesen. Es ist
besonders schön. Im neuen Rom erhob sich die Cancellaria und der Palazzo Farnese
und der Palazzo Massimi alle Colonne. Die Cancellaria war vor Vollendung des
Palazzo Farnese, der auf dem Panorama Heemskercks noch nicht erscheint, das
größte und herrlichste Bauwerk des neuen Rom. Durch Alessandro Farnese wurde
die Cancellaria neben dem Vatikan der Mittelpunkt des diplomatischen, literarischen
wie künstlerischen Lebens (S. 45). Im Hinterhaus des Palazzo Massimi hatten als
erste Buchdrucker Deutsche gearbeitet. In den in dieser Gegend zahlreichen Buch-
läden kamen die Gelehrten zusammen zur Besprechung der Neuerscheinungen, wie
zu gelehrten Gesprächen (S. 46). Bibliotheken von Ansehen nennt der Verfasser
zwei (S. 73). Ein umbrischer Prälat versammelte seine Freunde, Dichter wie Anti-
quare, in einem mit Wasserkünsten und Antiken geschmückten Garten unweit der
Fontana Trevi, die damals noch so war, wie sie Nikolaus V. geschaffen hatte (S. 76).
Ein anderer Brunnen stand auf dem Petersplatz, der damals kaum die halbe Größe
von heute besaß (S. 26). Eine, wie der Verfasser bemerkt, bisher fast unbeachtet
gebliebene Inschrift eines Denksteines (Via de' Banchi Nuovi) rühmt heute noch
die Tätigkeit des Roverepapstes (Julius II.), dem Rom die erste groß angelegte
monumentale Renaissancestraße (Via Giulia) verdankt (S. 27). Die Veränderungen
im Stadtbild Roms hatten zur Folge eine Verschiebung des Schwerpunktes im Leben
der Stadt, die einmal begonnen, in zunehmendem Maße sich vollzog (S. 81 f.). Sehr
reich sind die Angaben Pastors über die antiken Sammlungen. Eine Zeichnung von
Heemskerck (Abbildung 47) vom Hof der Casa Sassi gibt ein anschauliches Bild
von der Aufstellung der Antiken in Rundnischen, die sich in Rom ausgebildet hatte
(S. 84) (und bis heute nachwirkt z. B. auch in der Münchner Glyptothek. Ein neuer
Versuch der Aufstellung, der auf die griechische Aufstellungsweise zurückgreift, bei
 
Annotationen