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Zeitschrift für christliche Kunst — 10.1897

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125

1897.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

126

des altsächsischen Bauernhauses, der gegenüber dem
mitteldeutschen indefs allmählich zurückweicht, noch
stark vertreten. An bedeutenderen kirchlichen Aus-
stattungsstücken und Erzeugnissen der Kleinkunst ist
der Kreis nicht besonders reich. Allgemeiner bekannt
sind die Textilarbeiten von Marienberg. Hervorhebung
verdienen auch einige Renaissance-Taufbecken und
-Altäre. Eine besondere Seltenheit aber bildet der
hier zum ersten Male abgebildete, der Zeit um 1150
angehürige, in St. Ludgeri zu Helmstedt in Resten
erhaltene Gipsfufsboden, der in eingeritzten, durch
schwarze und rothe Auskittung hervorgehobenen Zeich-
nungen einen reichen ornamentalen und figürlichen
Schmuck aufweist.

In der Gesammtanordnung des Werkes ist der
Verfasser im wesentlichen dem Vorbilde gefolgt, wie
es von Kraus für Elsafs-Lothringen aufgestellt und
seitdem ziemlich allgemein nachgeahmt worden ist.
Litteraturverzeichnisse und kurze, aber ausreichende
geschichtliche Mittheilungen sind jedem Abschnitt
vorangeschickt. Die Abbildungen sind mit Ausnahme
der als Autotypien wiedergegebenen Details gut und
klar; für letztere würde sich in der Folge nicht nur
ein beträchtlich gröfserer Maafsstab, sondern auch eine
Erhöhung in der Zahl empfehlen. Hinsichtlich der Ge-
sammtansichten erscheint dieses Bedürfnifs weniger
dringend, da hier »Braunschweigs Baudenkmäler« Er-
satz bieten. Aber an dem nothwendigsten sollte es
doch nicht fehlen. Das ist z. B. bei St. Stephani der
Fall, wo ein äufseres Gesammtbild nicht gegeben ist.
Eine solche Sparsamkeit wirkt um so störender, weil
geometrische Ansichten und Schnitte nur in spärlicher
Weise beigefügt sind, bei den Hauptmonumenten auch
hiervon fast vollständig abgesehen ist.

Dals bei einem so umfangreichen Material, wie es
hier in sorgfältiger, das Grofse wie das Kleine mit
gleicher Liebe behandelnder Arbeit von einem Ver-
fasser zusammengebracht ist, der allen Fragen gegen-
über Stellung nimmt, nicht jede Ansicht auf unge-
theilte Zustimmung rechnen darf, ist selbstverständ-
lich. So weiche ich von ihm z. B. darin ab, wenn
er annimmt, dafs die Peterskapelle zu Helmstedt sich
früher in Arkaden nach Aufsen geöffnet habe. Das
ist sicherlich ebenso wenig zutreffend, wie die Meinung,
dafs die Felicitaskrypta daselbit ursprünglich eine
selbstständige Kirchenanlage gewesen sei. Während
der Verfasser darüber, ob die Kapitale der Helm-
stedter Johanneskapelle dem IX. oder dem XI. Jahrh.
angehören, zu einem non liquet gelangt, halte ich es
für ganz unzweifelhaft, dals diese Kapitale, die in
den Büchern der Kunstgeschichte sogar gelegentlich
als Prachtstücke aus der Karolingerzeit erscheinen,
diese Stellung völlig zu Unrecht einnehmen. Die
Frage über den ursprünglichen Zweck der am Ein-
gang zum Kloster Marienthal belegenen Kapelle findet
wohl ihre Erledigung in dem Hinweis auf die an-
fänglich streng gehandhabte Ordensregel, die den
Laien, namentlich den Frauen, das Betreten der
Klosterkirche untersagte und deshalb besondere Laien-
kirchen am Klostereingange bedingte.

In würdiger Weise hat Braunschweig seine Mit-
arbeit an dem Inventarisirungswerke der deutschen
Bau- und Kunstdenkmäler hiermit begonnen. Dafs

nach der Vollendung desselben das an bedeutsamen
Kunstdenkmälern so reiche Land auch hier eine ehren-
volle Stelle einnehmen wird, dafür bürgt der vor-
liegende Band, der zugleich bekundet, eine wie glück-
liche Wahl die leitende Behörde in dem Bearbeiter
getroffen hat, dem das nationale Unternehmen an-
vertraut worden ist.

Freiburg (Schw.) W. Effmann.

La mosai'que chretienne pendant les Pre-
miers sie cl es. I. La Technique. II. La Mosai'que
dans les Catacombes. Par Eugene Müntz,
Membre residant de la societe nationale des Anti-
quaires de France. Extrait des Memoires de la
Societe nationale de Antiquaires de France, tome LH.
Paris 1893. 90 pages in 8°.
Etudes Iconographiques et archeologiques
sur le moyen-äge. Par Eugene Müntz, Con-
servateur de l'Ecole nationale des Beaux-Arts. Pre-
miere serie. Paris, Leroux, 1887. 175 pages.
Klein 8°.
Die an erster Stelle genannte Schrift zeigt im
I. Theil, dafs Mosaiken bereits bei den heidnischen
Römern beliebt waren, und dafs die Ausgrabungen
zu Pompeji hervorragende Beweise dieser Kunstübung
geliefert haben. Auch den Goldgrund kannten diese
Römer und haben ihn mehrfach verwendet; soll doch
der Palast des Nero ihm den Namen „goldenes Haus"
verdanken. Werthvoll sind vor allem viele, theil weise
bis dahin noch ungedruckte Anweisungen des Mittel-
alters über Herstellung der Glaspasten. Der II. Theil
behandelt eingehend die Mosaiken der Katakomben
und bietet ein werthvolles Verzeichnifs derselben mit
reicher Angabe der Literatur.

Das an zweiter Stelle genannte Buch behandelt
in vier kleineren oder gröfseren Studien die Geschichte
der mit Figuren ausgestatteten Mosaikfufsböden des
IV. bis XII. Jahrh., die untergegangenen Wand-
mosaiken der Kirche S. Agatha in Suburra zu Rom,
die Legende Karls des Grofsen in der Kunst des
Mittelalters, endlich die irischen und anglo-sächsischen
Miniaturen im IX. Jahrh. Die erste Abhandlung ist
die werthvollste; die zweite hat durch die Arbeiten
von Rauscher und Lorsch über die Legenden Karls
des Grofsen und die Darlegungen von Clemen über
das Reiterbild Karls des Grofsen aus Metz bedeutende
Ergänzungen erfahren. Die vierte betont zwar mit
Recht, dafs die bandartigen Verschlingungen der so-
genannten irischen Miniaturen ein Erbstück aus dem
Alterthum sind, geht aber wenig ein auf die äufserst
geschickte Art, wie dies alte Element allmählich be-
reichert, verbreitet, entwickelt und farbig behandelt
worden ist.

Gründliche Kenntnifs der in den verschiedensten
Sprachen und Ländern Europas veröffentlichten Ab-
handlungen über den betreffenden Gegenstand, aus-
gebreitete und eingehende Bekanntschaft mit den
mannigfaltigsten Kunstdenkmälern findet man in allen
Arbeiten unseres ungemein produktiven Verfassers.
Wie sonst hat er auch hier seine Studien verwerthet,
um in lichtvoller und ansprechender Form den Leser
zu unterhalten und zu belehren auf die elegante Art,
die den Franzosen eigen ist. Steph. Bcicscl.
 
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