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Zeitschrift für christliche Kunst — 10.1897

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189

1897. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. (>.

190

No. IV des Romains. Ed. Societe de St. Augustin
(Descle'e, De Brouwer & Cie.) ä Bruges.
Der anregende Universitätslehrer, der vielbeschäf-
tigte Baumeister, der fruchtbare Schriftsteller findet
noch Zeit, Elementarkurse über die antike Kunst
herauszugeben. Die einzelnen, je 100 Seiten um-
fassenden, reich und namentlich sehr instruktiv illustrir-
len Hefte erscheinen für den überaus mäfsigen Preis
von Fr. 1.50. Wie bei den einzelnen Völkern des
Alterthums die Kunst, namentlich die Baukunst, sich
entwickelt hat unter dem Einflüsse der Religion, der
sozialen Verhältnisse, des Klimas, des Materials, schildert
der Verfasser in anschaulicher, auch dem Neuling zu-
gänglicher Weise, überall die nämlichen allgemeinen
Grundsätze als Mafsstab anlegend, aber auch die be-
sondere Eigenart betonend. Die griechische Kunst
kommt hierbei in ihren Vorzügen besonders zur Geltung,
die römische in der Abhängigkeit von den Etruskern
und den Griechen, aber auch mit dem Stempel des
Wuchtigen, welchen die Römer ihrenBauten aufzudrücken
vermochten als die Schöpfer des Bogens und des
Gewölbes. Für die schnelle Gewinnung eines Ueber-
blicks über die Kunstthätigkeit der antiken Völker
eignen sich diese Hefte, weil sie bestrebt sind, das
Wesentliche zu betonen. D.

Decorations en style du moyen-äge. Pour
Feles religieuses, Adorations perpetuelles, Proces-
sions, Triduums, etc. chez Josselin-Belhomme
ä Angers.
Immer dringlicher macht das Bedürfnifs sich gel-
tend nach passenden Schmucksachen bei den im be-
ständigen Wachsthum begriffenen kirchlichen Feier-
lichkeiten, mögen sie im Innern der Kirche sich voll-
ziehen oder auf die Strafse sich ausdehnen. Fahnen,
wie frische Guirlanden und Kränze, das einfachste
und dankbarste Dekoralionsmittel, reichen nicht mehr
aus, und sonstiger solider Schmuck, wie ihn Kirchen
und auch Private in Gestalt alter Stoffe und Teppiche
aufbewahrten, geht immer mehr in die Brüche, ohne
dafs sich ein ebenbürtiger Ersatz ergäbe, dessen Kosten
heutzutage in der Regel solchem ephemeren Apparat
gegenüber für viel zu hoch erachtet werden. Soll also
passender Zierrath beschafft werden, nach der das
Verlangen immer mehr sich geltend macht, dann mufs
er würdig und dennoch wohlfeil sein Das Buntdruck-
papier, ein im gröfslen Aufschwung begriffenes Fabrik-
erzeugnifs, mufs zu Hülfe genommen werden in Form
von Bordüren, Rosetten, Wappen- und Inschriftschildern,
Symbolen u. s. w., die auf Stoffe geklebt eine würdige
Dekoration bilden können, wenn sie die nöthigen
Dimensionen haben und sinnvoll sind, wie korrekt in
Zeichnung und Farbe. An solchen Ziertafeln fehlt es in
Deutschland fast ganz, und das Wenige, was hier an land-
läufigen Wappen, und Inschrifttafeln in die Erscheinung
tritt, ist durchweg ebenso unschön, wie unrichtig. —
In Frankreich ist kein Geringerer, als Graf Louis
de Farcy, der berühmte Verfasser des grofsen Werkes
»La Broderie du XI= S. jusqu'ä nos jours«, bereits
dreifsig Jahre eifrigst bemüht, diesem Mängel abzu-
helfen, und der bezügliche, den vorstehenden Titel
tragende farbige Prospektus, der unserem vorletzten

(III.) Hefte beigelegt war, gibt von den Darstellun-
gen, wie von der stilistisch-farblichen Behandlung der
grofsen Farbendrucke, die er besorgt hat, eine hin-
reichende Vorstellung. Diese in romanischen und früh-
gothischen Formen gut gezeichneten und kolorirten
Darstellungen haben zugleich den Vorzug liturgischer
und symbolischer Korrektheit, und da die Preise sehr
mäfsig sind, so verdienen sie für die Einführung bei
uns die vollste Empfehlung, wenigstens bis zu der
Zeit, dafs deutsche Künstler von Fähigkeit und deutsche
Offizinen von Ruf es für der Mühe werth erachten,
ihr Können nicht nur in den Dienst des Plakaten-
wesens , sondern auch sinnvollen und formschönen
Feslschmuckes zu stellen. Schnütgcn.

Die Kunst im Hause. Geschichtliche und kritisch-
ästhetische Studien über die Dekoration und Aus-
stallung der Wohnung von Jakob von Falke.
VI. Auflage. Wien 1897. Verlag von Karl Gerold's
Sohn. (Preis 7,20 Mk.)
Für dieses ausgezeichnete Buch kann es kaum
eine bessere Empfehlung geben, als das Erscheinen
der VI. Auflage, welches der hochverdiente Verfasser
leider nur um kurze Frist überlebt hat. Er starb am
8. Juni plötzlich in Lovrano bei Abbazia im Alter von
7'J Jahren, sozusagen bis zum letzten Athemzuge litle-
rarisch thätig. Objektive Forschung, vornehme Auf-
fassung, edle und doch populäre Sprache zeichnen die
zahlreichen Schriften des feinsinnigen, liebenswürdigen
Schriftstellers aus, der aus dem beständigen Verkehr
mit den Kunstgegensländen als Museumsdireklor, sehr
umfassende Kenntnisse sich angeeignet hatte und um
die Verbreitung korrekter kunstgeschichtlicher und
künstlerischer Anschauungen unsterbliche Verdienste
sich erworben hat. Am meisten hat hierzu das vor-
liegende Buch beigetragen, dessen VI. Auflage keiner
besonderen Veränderungen bedurfte, trotz der grofsen
Wandlungen auf dem Kunstgebiete in unseren Tagen.
Der geschichtlichen Darstellung ist der I. Theil ge-
widmet, dessen vier Kapitel auf 152 Seiten das grie-
chisch-römische Haus, die Wohnung im Mittelalter,
im XVI. Jahrh., sowie im XVII. und XVIII. Jahrh.
behandeln, in überaus lehrreichem, das Mittelalter etwas
knapp fassendem, aber nicht unterschätzendem Ueber-
blicke. Der II., noch etwas ausgedehntere, wichtigere
und schwierigere Theil bildet die Kritik, und worauf
sie sich namentlich bezieht, deuten die Ueberschriften
seiner sechs Kapitel an: Stil und Harmonie, Stil der
Wandmalerei; Fufsboden und Wand; Beweglicher
Wandschmuck, der Plafond; das Fenster und seine
Dekoration, Glasgemälde und Vorhänge; Die Mobiliar-
Ausstattung; Die künstlerische Ausstattung von Tisch
und Tafel, die zugleich den Reichthum des Inhaltes
und die Fülle theoretischer wie praktischer Belehrung
ahnen lassen. Letztere richtet sich namentlich an die
Frauen, denen deswegen auch als Appendix das letzte
Kapitel gewidmet ist: Der Beruf der Frau zur Förde-
rung des Schönen. Mögen die soliden Grundsätze,
auf welche der konservative Verfasser sein System
aufgebaut hat, noch lange in Geltung bleiben und auf
diesem wichtigen Gebiete fortfahren den Geschmack zu
beherrschen! Schniitgen.
 
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