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Zeitschrift für christliche Kunst — 10.1897

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Schröder, Alfred: Das "Sakrarium" in der Kirche zum hl. Kreuz in Augsburg: ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Monstranz
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https://doi.org/10.11588/diglit.3832#0134

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Abhandlungen.

>as „Sakrarium" in der Kirche zum
hl. Kreuz in Augsburg.

Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte
der Monstranz.

Mit Lichtdruck (Tafel IV) und Abbildung.

I ln unbekanntem Jahre, doch zur Zeit, da
Bischof Konrad der Augsburger Kirche
vorstand, sonach zwischen 1150 und
1167, wurde dem zuerst in Muttershofen
nordwestlich von Augsburg gegründeten

Iund alsbald in die Nähe der Stadt nach
Hammel verlegten Konvent regulirter
Chorherren das dem hl. Kreuz geweihte
Spital in der Stadt Augsburg selbst als
Kloster überlassen. Dort trug sich am
11. Mai 1199 an einer konsekrirten Hostie
ein Ereignifs zu, dessen Thatsächlichkeit
durch eine vier Tage später ausge-
stellte, im Original noch vorhandene Ur-
kunde des als Augenzeuge berichtenden
Bischofs Udalschalk von Augsburg1) wie
durch die Berichte der Annalisten2) aufser
Zweifel gestellt ist. Den Thatbestand bezeich-
nen die Annalisten kurz und deutlich mit den
Worten: „Augustae muialum est corpus Domini
in carneam speciem" oder „in cruentam carnem".
Die also verwandelte Partikel wurde sorgfältigst
aufbewahrt und bildete alsbald den Gegenstand
eifriger Verehrung von Nah und Ferne,3) wie
das noch heute der Fall ist.

a) Abgedruckt aus dem Original durch Stadtarchivar
Herberger im »34. Jahresber. d. hist. Ver. von Schwaben
f. 1868«. S. 7. Das Original wird im Stadtarchiv auf-
bewahrt und gibt zu Bedenken hinsichtlich der Echt-
heit — es wurden solche übrigens nie erhoben —
weder durch die äufsere Form noch durch die Zeugen,
reihe den geringsten Anlafs.

-) Gleichzeitige, von einander unabhängige Nach-
richlen bieten die „annales s. Rudberti Salisburgensis"
(»Mon. Germ, hist.« SS. 9, 779), die „annales Marba-
cens." (ebda. 17, 169; Marbach ein Kloster im Elsass)
und die „annal. Scheftlar. maiores" (ebda. 17, 337;
Schäftlarn ein Kloster in Oberbaiem), die ersten zwei
zum Jahre 1199, die letzteren, welche häufig in den
Jahreszahlen irren, zum Jahre 12U0.

3) Auch diesen für die im Folgenden berichtete
Thatsache einer so kostbaren Stiftung durch ein aus-
wärtiges Geschlecht bemerkenswerthen Umstand notiert
der Elsässer Annalist („Ann. Marb." 1. c: Ad ctiius

Für dieses Heiligthum ward ein silberner
Schrein hergestellt, welcher sich, wenn auch
durch Verstümmelungen und Zuthaten verändert
und in eine Monstranz umgewandelt, in seinen
wesentlichen Theilen bis auf unsere Zeiten er-
halten hat. Dieser Schrein soll im folgenden
nach seinem Entstehen und den ihn unmittelbar
berührenden Wandlungen zum erstenmal ein-
gehend untersucht und an der Hand der bei-
gegebenen Abbildungen (welche auf der Licht-
drucktafel die Rückseite und Seitenansicht,
im Text die Vorderseite zeigen) genau be-
schrieben werden. Da das hl. Gefäfs mit Aus-
nahme weniger Tage im Jahre fortwährend
in liturgischem Gebrauche steht und daher
der Forschung entrückt ist, da ferner gerade
der interessanteste und hier vor allem zu be-
sprechende Theil dieser merkwürdigen Mon-
stranz durch spätere Zuthaten verdeckt ist,
deren Entfernung nur mit Schwierigkeiten be-
werkstelligt werden kann, so erklärt es sich
leicht, dafs Abbildungen, welche auch nur
einigermafsen der kunsthistorischen Forschung
zu genügen vermöchten, bisher nicht vorhanden
waren und genaue Untersuchungen über das
Alter des Kunstwerkes unterbleiben mufsten.
Nur durch das weitestgehende Entgegenkommen
des derzeitigen Kustos der hl. Kreuz-Kirche
Hochw. Herrn August Walter, wurde ich in
Stand gesetzt, alle hier in Betracht kommenden
Theile aufs genaueste zu untersuchen und den
ältesten Bestandtheil der Monstranz photogra-
phisch nachbilden zu lassen, ein Entgegen-
kommen, wofür dem genannten Herrn auch
öffentlich und im Namen der kunsthistorischen
Forschung aufrichtiger Dank gebührt.

1. Geschichtliches. Die Chronik des Klo-
sters hl. Kreuz in Augsburg, welche freilich nur
in jüngeren Abschriften erhalten zu sein scheint,
berichtet die Stiftung des Schreines zum Jahre
1205 und schreibt sie dem Marschalk Ulrich
von Rechberg und seinen Gemahlinnen Adelheid
und Perchterad zu. Der zweite Theil dieser

rei novitatem non tarn de propinquis regionibus quam
et de longinquis partibus terre multitudo maxima
confltiit et multa ibi Dominus miracula in Zaudern
novnnis stii operafurj.
 
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