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Zeitschrift für christliche Kunst — 10.1897

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Schnütgen, Alexander: Am Schlusse des ersten Jahrzehntes
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https://doi.org/10.11588/diglit.3832#0234

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Am Schlüsse des ersten Jahrzehntes

geziemt sich ein Rückblick und dieser hat
zu beginnen mit dem Ausdrucke des Dankes
gegen Gott, dessen Verherrlichung diese Zeit-
schrift dienen soll und der sie mit Seinem
Segen begleitet hat. — Dank gebührt besonders
ihrem Vorstande, der den Herausgeber stets
ermuthigt hat durch die rückhaltlose Versiche-
rung seiner unbedingten Zustimmung, Dank
dem Verleger, der in vornehmster Weise nicht
sein Interesse, sondern die gediegene Aus-
stattung in den Vordergrund stellte, Dank Allen,
welche die Zeitschrift unterstützt haben durch
litterarische Beiträge, durch Empfehlungen, durch
das Abonnement. Sämmtliche Mitarbeiter, (von
denen manche auf den Ruf des Leiters als Noth-
helfer erschienen), sind der Zeitschrift treu ge-
blieben, wenn nicht der Tod oder Ueberlastung
mit Arbeiten ihnen die Feder aus der Hand
genommen hat; möge ihr Vertrauen und ihre
Treue fortdauern! Der Hochwürdigste Epis-
kopat hat die Zeitschrift wiederholt seiner Bei-
fallsbezeugungen, auch amtlicher Empfehlungen
gewürdigt, und zahllos sind die Aeufserungen
der Sympathie, die ihr aus sonstigen kunstbe-
geisterten Kreisen zugegangen sind, neben der
Anerkennung, die ihr fortwährend von der
Presse in reichem Maafse zu Theil geworden.

Auch ein solider Stamm von Abonnenten
hat ihr die Treue bewahrt, und die Lücken,
welche von Zeit zu Zeit und wohl zumeist
durch einseitige Förderer moderner Bestrebun-
gen oder übermäfsige Betoner rein praktischer
Anweisungen entstanden, sind nicht unausge-
füllt geblieben. Leider konnten den später
Eintretenden die früheren Jahrgänge nicht
nachgeliefert werden, denn die vier ersten
waren schon bald vergriffen und, wenn sie
mal ausnahmsweise im antiquarischen Betriebe
auftauchen, beanspruchen sie den doppelten
Ladenpreis.

Für Manche mag in diesem Jahrzehnt, in
welchem auch hinsichtlich des modernen Kunst-
betriebes die Mode ihr Recht viel stärker noch
als früher betonte, der Ruf nach einem neuen
Stil mit gesteigerter Dringlichkeit ertönte, die
Zeitschrift in dem Wirrsal der Meinungen ein Halt
und Leitstern gewesen sein, wie durch Serien
grundlegender Artikel, in denen die leitenden

Gesichtspunkte festgestellt wurden, so durch
den unaufhörlichen Hinweis auf die besten
Kunstschöpfungen der früheren Jahrhunderte.
Getreu ihrem Programm, um welches sie wie
um ihre Fahne die Gesinnungsgenossen sam-
melte, hat sie keiner Periode des christlichen
Kunstschaffens, keiner Stilrichtung ihre Beach-
tung versagt, immer und überall der Erhaltung
ihrer Erzeugnisse bezw. ihrer durchaus einheit-
lichen Restaurirung das Wort geredet, mit voll-
kommener Unbefangenheit die geschichtliche
Bedeutung sämmtlicher christlicher Kunstdenk-
mäler bei jeder passenden Gelegenheit hervor-
hebend. Insoweit es sich aber um deren un-
mittelbare Vorbildlichkeit handelte, wenigstens
auf dem Gebiete der kirchlichen Kunstthätig-
keit, von deren verständiger Pflege sie die Re-
generirung des gesammten christlichen Kunst-
lebens vornehmlich erwartet, hat sie die drei
letzten Jahrhunderte des Mittelalters stets als
die eigentliche Blüthezeit gefeiert und auf das,
was diese in Deutschland und den stamm- oder
stilvervvandten Nachbarländern geschaffen haben,
als auf die geeignetsten Vorbilder hingewiesen.
Defswegen hat sie es sich besonders ange-
legen sein lassen, gerade in diesem gewaltigen
Bereiche glänzender Denkmäler eifrige Umschau
zu halten, auf dem Gebiete der Architektur,
der Malerei und Plastik wie sämmtlicher kunst-
gewerblicher Zweige, und was da besonders
interessant, lehrreich, nachahmungswerth er-
schien, wurde der Veröffentlichung in Wort und
Bild um so würdiger erachtet, je weniger es
diese bis dahin gefunden hatte. Auf diesem
Wege ist eine solche Fülle unbekannter oder
unbeachteter Denkmäler der verschiedensten
Art aus öffentlichem und Privatbesitz in die
Kunstgeschichte eingeführt worden, dafs von
den 1030 Abbildungen, welche in den zehn Jahr-
gängen enthalten sind, fast jede als eine Be-
reicherung des Bilderschatzes bezeichnet werden
darf. Mit der Korrektheit der Reproduktion,
für welche grofse Opfer gebracht wurden, wett-
eiferte die Zuverlässigkeit der Beschreibung, auf
deren wissenschaftlichen Gehalt der Hauptwerth
gelegt wurde, so dafs auf die Ausbeute für die
Kunstforschung mit der gröfsten Befriedigung
hingewiesen werden darf. Wie vielen Baudenk-
 
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