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Zeitschrift für christliche Kunst — 31.1918

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Witte, Karl: Die Monstranz der St.Gertrudiskirche zu Essen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4276#0032

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Nr. 3. 4___________ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.____________21

DIE MONSTRANZ
DER ST. GERTRUDISKIRCHE ZU ESSEN.

(Mit Tafel III und 2 Abbildungen.)

Neben berühmten Sammlungen von kirchlichen Kunstgegenständen, wie
wir sie vor allem in den bekannten Kirchenschätzen Rheinlands ver-
einigt sehen, werden getrennt davon aufbewahrte Einzelwerke, auch
wenn sie an sich einen erheblichen Kunstwert haben, leicht übersehen und finden
leicht nur geringe Beachtung. Das gilt vielleicht von der spätgotischen Mon-
stranz der St. Gertrudiskirche zu Essen. — Während der
Münsterschatz in der ganzen Kunstwelt bekannt und in seiner überragenden Be-
deutung anerkannt, zumal auch durch die bedeutende Bearbeitung Humanns
den Kunstfreunden in seinen Einzelheiten vertraut ist, blieb das schöne Werk
mittelalterlicher Goldschmiedekunst, das wir hier im Bilde vorlegen können,
fast ganz verborgen. Aus'm Weerth gibt in seinen „Kunstdenk-
mälern des christlichen Mittelalters in den Rhein-
landen" 1. Bd. S. 37 eine kurze Beschreibung und auf Tafel 29 Fig. 1 eine
Abbildung. Er nennt sie eine „durch Größe und Formenreichtum wie durch
treffliche Arbeit ausgezeichnete Monstranz". — Auch Clemen widmet ihr
in seinen „Kunstdenkmälern der Rheinprovinz", 2. Bd.,
3. Abt., S. 56, einige Zeilen. — Wir glauben deshalb durch diese Veröffentlichung
nicht nur den Freunden der christlichen Kunst eine angenehme Gabe zu bieten,
sondern auch den ausübenden Künstlern durch die Vorlegung eines hervor-
ragenden Werkes der Goldschmiedekunst einen Dienst zu erweisen.

Im Jahre 1521 wurde die Monstranz angefertigt und ist seit dieser Zeit im
Besitze der Pfarrgemeinde geblieben. Aus der alten Gertrudiskirche, der jetzigen
Marktkirche, die in den Wirren des XVI. Jahrh. in den Besitz der Protestanten
überging, ist sie mit hinüber gezogen in die Johanneskirche, die nun für beide
Pfarreien als Gotteshaus dienen mußte; von da kam sie in den Münsterschatz
und endlich in den siebziger Jahren des verflossenen Jahrhunderts bei der Ver-
mögensteilung der beiden Pfarreien in die neuerbaute große St. Gertrudis-
pfarrkirche. — Entstanden in einer Zeit, wo bereits die Wogen der Reformation
hoch gingen, hat die Monstranz alle Stürme überdauert und ist somit nahezu
400 Jahre als kostbarstes und einzigstes Kleinod im Gebrauch der Pfarre.

Ihren Formen und der Art ihrer Durcharbeitung nach muß sie als ein Werk
der damals in hoher Blüte stehenden rheinischen Goldschmiedekunst ange-
sprochen werden; ja es erscheint nicht ausgeschlossen, daß sie in Essen selbst
entstanden ist, da auch hier wiederholt tüchtige Goldschmiede tätig gewesen
sind. Da ein Beschau oder Meisterzeichen nirgends zu finden ist, läßt sich für den
Namen des Künstlers nur eine Vermutung aussprechen. — Urkundlich steht näm-
lich fest, daß um das Jahr 1600 ein Goldschmied namens Mittweg in Essen tätig
war. In der Kapelle des Ehsabethkrankenhauses wird heute noch ein Kelch
aufbewahrt, der das Werkzeichen und die Buchstaben W. M. (Wilhelm Mittweg)
trägt. Dieselbe Familie kommt in den Stiftungsurkunden des Pfarrarchivs unter
dem Namen Antonius Mittweg um das Jahr 1500 vor. Vielleicht können zu dieser
Familie Mittweg die Buchstaben ANTRM, die neben der Jahreszahl 1521 auf dem
 
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