Nr. 3 4
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
23
Die Monstranz hat die stattliche Höhe von 95 cm, ihre Breite beträgt 27 cm.
In Silber gearbeitet erhielt sie erst im Jahre 1890 eine vollständige Vergoldung.
Der ungemein edle Aufbau überrascht durch seine prächtigen Verhältnisse und
durch die glückliche Verbindung einer einfachen, klaren Anlage mit großem
Reichtum der Verzierung. Die
Gesamtauffassung ist durch-
aus spätgotisch, die Behand-
lung desLaubwerkes schwung-
voll und frei, in den Zier-
formen und zumal in den
vielen Gravuren klingt schon
die Renaissance an. Übrigens
lassen die gravürlichen Ver-
zierungen, mit denen fast alle
Flächen bedeckt sind, auf
einen in seinem Fache unge-
wöhnlich tüchtigen Meister
schließen.
Der aus einer Platte getrie-
bene sechspassige Fuß (Abb. 1)
ist ganz mit Gravuren ver-
ziert. In eigenartiger Auffas-
sung ist auf dem unteren Teil
der Stammbaum Jesse dar-
gestellt. Aus Blütenkelchen
wachsen zwölf Figuren, je
zwei auf einem Zwickel, her-
aus, teils stehend, teils mehr
oder weniger liegend, alle aber
sehr gut in den engen Raum
hineingepaßt. Der Künstler
gibt den Königen, die in der
Tracht der damaligen Zeit
erscheinen, recht lebendige
Bewegung, die sich besonders
in der Haltung des Kopfes
und dem Spiel der Hände
geltend macht. Der übrige Teil
des Fußes ist mit Ornamen-
ten und Arabesken verziert.
Gleiche Verzierungen kehren wieder auf den Flächen der Strebepfeiler. — Der
sechseckige Schaft wird durch einen reich gegliederten Nodus unterbrochen. Unter
Baldachinen, die durch Maßwerk miteinander verbunden, im Innern aber durch
Fenster getrennt sind, stehen auf Konsölchen sechs Figuren: Johannes Ev.,
Johannes, der Täufer, Antonius der Einsiedler, Rochus und die Stadtpatrone
Cosmas und Damian. Bei der künstlerischen Durchbildung dieses prächtigen
Knaufes standen dem Meister sicherlich als mustergültige Vorbilder die herr-
Abb. 2. Monstranz der St. Gerirudispfarrkirche zu Essen.
Oberer Teil mit dem Bilde der hl. Gertrudis und der heiligsten
Dreifaltigkeit.
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
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Die Monstranz hat die stattliche Höhe von 95 cm, ihre Breite beträgt 27 cm.
In Silber gearbeitet erhielt sie erst im Jahre 1890 eine vollständige Vergoldung.
Der ungemein edle Aufbau überrascht durch seine prächtigen Verhältnisse und
durch die glückliche Verbindung einer einfachen, klaren Anlage mit großem
Reichtum der Verzierung. Die
Gesamtauffassung ist durch-
aus spätgotisch, die Behand-
lung desLaubwerkes schwung-
voll und frei, in den Zier-
formen und zumal in den
vielen Gravuren klingt schon
die Renaissance an. Übrigens
lassen die gravürlichen Ver-
zierungen, mit denen fast alle
Flächen bedeckt sind, auf
einen in seinem Fache unge-
wöhnlich tüchtigen Meister
schließen.
Der aus einer Platte getrie-
bene sechspassige Fuß (Abb. 1)
ist ganz mit Gravuren ver-
ziert. In eigenartiger Auffas-
sung ist auf dem unteren Teil
der Stammbaum Jesse dar-
gestellt. Aus Blütenkelchen
wachsen zwölf Figuren, je
zwei auf einem Zwickel, her-
aus, teils stehend, teils mehr
oder weniger liegend, alle aber
sehr gut in den engen Raum
hineingepaßt. Der Künstler
gibt den Königen, die in der
Tracht der damaligen Zeit
erscheinen, recht lebendige
Bewegung, die sich besonders
in der Haltung des Kopfes
und dem Spiel der Hände
geltend macht. Der übrige Teil
des Fußes ist mit Ornamen-
ten und Arabesken verziert.
Gleiche Verzierungen kehren wieder auf den Flächen der Strebepfeiler. — Der
sechseckige Schaft wird durch einen reich gegliederten Nodus unterbrochen. Unter
Baldachinen, die durch Maßwerk miteinander verbunden, im Innern aber durch
Fenster getrennt sind, stehen auf Konsölchen sechs Figuren: Johannes Ev.,
Johannes, der Täufer, Antonius der Einsiedler, Rochus und die Stadtpatrone
Cosmas und Damian. Bei der künstlerischen Durchbildung dieses prächtigen
Knaufes standen dem Meister sicherlich als mustergültige Vorbilder die herr-
Abb. 2. Monstranz der St. Gerirudispfarrkirche zu Essen.
Oberer Teil mit dem Bilde der hl. Gertrudis und der heiligsten
Dreifaltigkeit.