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Zeitschrift für christliche Kunst — 31.1918

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Humann, Georg: Der Zentralbau zu Mettlach und die von der Aachener Pfalzkirche beeinflussten Bauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.4276#0096

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Nr. 9 10__________ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.___________81

DER ZENTRALBAU ZU METTLACH

UND DIE VON DER AACHENER PFALZKIRCHE
BEEINFLUSSTEN BAUTEN.

Mit 14 Abbildungen.

I.

Die Aachener Pfalzkirche, die glänzende Schöpfung Karls des Großen, wurde
nicht allein von seinen Zeitgenossen bewundert. Die Hochschätzung, die
man diesem Werke auch noch in den folgenden Jahrhunderten entgegen-
brachte, wird durch eine Anzahl Bauten bezeugt, die sich teils urkundlich, teils
aus ihrer Gestaltung als Nachahmungen ergeben.

Von diesen Werken sind am besten erhalten die Kirchen zu Germigny-des-
Pres (Dep. Loiret), Nimwegen, Mettlach an der Saar und Ottmarsheim im Elsaß.
Drei von ihnen lassen sich auch zeitlich bestimmen.

Die Kirche zu Germigny ist inschriftlich im Jahre 806 erbaut, und zwar von
Theodulph, Abt von Fleury, späterem Bischof von Orleans, der zur Akademie
Karls des Großen gehörte. Die Abb. 1 zeigt den unteren und oberen Horizon-
talschnitt der Aachener Pfalzkirche, Abb. 2 den Grundriß der Kirche zu Ger-
migny (nach Parker) mit einigen späteren Abänderungen, so wie der Bau vor der
Restauration beschaffen war, die Abb. 3 eine Ansicht des Innern der Kirche
(nach Parker). Auf dem mittleren Quadrat erhebt sich ein Vierungsturm, an dem
sich vier, mit Tonnengewölben überdeckte, ein griechisches Kreuz bildende
Rechtecke anlehnen. Vier niedrigere Räume zwischen den Kreuzarmen sind mit
flachen Kuppeln überdeckt. Die Ostseite war mit drei Apsiden, die Querschiffs-
flügel und wahrscheinlich auch die Mitte der Westseite mit je einer Apside ver-
sehen. An den Grundrissen dieser Chöre und den Scheidbögen der Schiffe kommt
die Hufeisenform vor. Von der Aachener Kirche weicht also die zu Germigny
so wesentlich ab, daß beide Bauten nur die Anlage eines Zentralbaues gemeinsam
haben, und doch wurde die Kirche zu Germigny von den Zeitgenossen für eine
Nachahmung der Aachener gehalten, als „basihca instar ejus quae Aquis est con-
stituta"1.

Die Kirche zu Mettlach ist zur Zeit des Bischofs Egbert von Trier (973
bis 993) erbaut, und zwar in der ursprünglichen Absicht, die Aachener Pfalz-
kirche zum Vorbilde zu nehmen. Denn von Liutwmus, dem Gründer und ersten
Abt des Klosters, wird berichtet: „Aquisgrani palacium mittens et exmde simih-
tudinem sumens, turrim,' que adhuc superest erexit"-. Der kleine, aber ver-
hältnismäßig hohe Zentralbau wird auch noch heute der „Turm" oder der „Alte
Turm" genannt. Dem verstorbenen Ingenieur-Oberst, späterem Museumsdirektor
v. Cohausen, verdanken wir eine sorgfältige Aufnahme und eingehende Be-

1 Miracula s. Maximi abb. Miciacens. bei v. Schlosser, „Quellenschr. z. Gesch. d.
karol. Kunst," 1892, S. 218, Nr. 682.

Die hervorragende kunstgeschichtliche Bedeutung der Kirche, insbesondere in ihren Stuck-
und Mosaikverzierungen, ist erst von Clemen genügend gewürdigt worden. „Die romanische
Monumentalmalerei in den Rheinlanden," 1916.

- Ex miraculis S. Liutwini, Mon. Germ. SS. XV, Pars II, S. 1265.
 
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