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Zeitschrift für christliche Kunst — 32.1919

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Wilhelm Mengelberg †
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16

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr.

WILHELM MENGELBERG f.

In Utrecht starb unlängst hochbetagt der Maler und Bildhauer Wilhelm
Mengelberg, dessen Name in dieser Zeitschrift, wie auf dem Gebiete der
christlichen Kunst überhaupt, jahrzehntelang eine Rolle spielte. Aus einer
alten Kölner Künstlerfamihe stammend, brachte er zweifellos eine ungewöhn-
liche Begabung mit in seinen Beruf. Wenn Mengelberg zeitlebens Eklektizist
geblieben ist, so lag das daran, daß er mit der Strömung schwamm und sich
niemals auf sein eigenes Können und Sollen besann. Ohne historische Stil-
anpassung war für ihn Kunst überhaupt undenkbar. Als ich vor nunmehr
18 Jahren Gelegenheit hatte, Mengelberg in seinen Werkstätten aufzusuchen
und ich seine Skizzenbücher sah, da staunte ich einmal über seine enorme
Darstellungsgabe, sah dann aber auch, daß er alles, was er zeichnete, maß-
regelte und auf Gotik, auf seine Gotik zuschnitt. Führend bei seinem Schaffen
war sein architektonisches Empfinden; aber nicht frei schuf er für die
Architektur, sie machte ihn unfrei und ließ ihn des Materials vergessen, das
unter seine Hände kam. Sem künstlerisches Bekenntnis gewissermaßen legte
er nieder in der für seinen Freund und Gesinnungsgenossen Msgr. van Heukelum
in Jutfaas bei Utrecht erbauten und ausgestatteten Kirche.

Was den beiden Alten stilecht und höchste Vollendung erschien — nicht
nur ihnen — das gähnt uns heute an ob seiner knöchernen Nüchternheit. Nicht
nur Holland, auch die Rheinlande bergen viele Arbeiten des Verstorbenen,
aus ihnen allen spricht von Anfang bis zu Ende derselbe Mensch, eine Per-
sönlichkeit auch. Wir tun uns so leicht, heute über all' das den Stab zu
brechen und bedenken nicht, daß sie j[ eben j Kinder ihrer Zeit sind, Brücken,
auf denen wir selbst zur Freiheit und Selbständigkeit gelangen konnten, oder
doch gelangen wollen. Mengelbergs warmes Herz für alles Künstlerische,
sein Verständnis für das Fromme, Erbauliche, Erzieherische in der christlichen
Kunst wünschten wir hundert Künstlern von heute. Einer der Bannerträger
vergangener Richtungen ging dahin, einer, den man wirklich Vertreter seiner
Zeit nennen darf; er gibt uns Jungen die Fahne in die Hand, und auf dieser
Fahne steht neben dem Worte „Ars sacra" heute das andere: „Fortschritt!"
Mengelbergs Name wird stets in Ehren genannt werden, wenn man vom
Wiederbeleben christlicher Kunst spricht. Die treuen Leser dieser Zeitschrift
grüßen ein letztes Mal den alten Bekannten und sprechen ihm ein R. i. p.

Die Redaktion.

BÜCHERSCHAU.

Studien zur Geschichte und Kultur zugrunde gegangen sind. — Wie die Tituli

des Altertums. IX. Bd., 1. u. 2. Heft, entstanden sind wird untersucht, namentlich

Die römischen Titelkirchen im ihr Zusammenhang mit den römischen Mar-

Altertum. Von Dr. Johann Peter Kirsch, tyrlegenden dargelegt. — Zuletzt wird ihre.

— Paderborn 1918, Schöningh. 10 M. Stellung im kirchlichen Leben der römischen

Die reife Frucht vieljährhcher eindring- Christengemeinde geprüft als Wohnsitze der

licher Studien, welche die Eigenart der rö- Presbyter, als die gottesdienstlichen Zu-

mischen Titelkirchen behandelt. — Diese sammenkünfte, ihre Verbindung mit den

werden einzeln hinsichtlich ihrer Entstehung Zömetenen. — Mithin eine erschöpfende

geprüft, 25 an der Zahl, von denen nur zwei Lösung der verwickelten Frage. S.


 
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