Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 32.1919

DOI Artikel:
Beitz, Egid: Weihnachten bei Albrecht Dürer
DOI Artikel:
Witte, Fritz: Ein Wort über illustrierte Weihnachtsbücher
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4306#0147

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 9 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. ^31

hat Dürer 1524, wenige Jahre vor seinem Tode, noch einmal in einer Zeichnung
beschäftigt. Hier verbindet sich die Vornehmheit der Komposition mit einer
„wahrhaft strahlenden Schönheit der Linienführung"". Nichts stört diese Schön-
heit mehr (Abb. 4). Selbst jeder Eindruck eines rumenhaften Stallgebäudes, den
Dürer sonst immer wieder betont, ist ausgeschaltet; und es scheint fast, als ob
dem Meister, der einmal klug und vorsichtig gesagt hat, er wisse nicht, was Schön-
heit sei, am Lebensende doch noch das Wissen davon gekommen sei.

Bensberg. Egid Beitz.

EIN WORT ÜBER ILLUSTRIERTE
WEIHNACHTSBÜCHER.

E

s ist ganz auffällig, wie gering nach Anzahl und Wert seit Jahren die
1 Bücher sind, die als Weihnachtsbücher in die Welt gehen, die zugleich

auch den Weihnachtsgedanken zum Thema haben und seine großen
Werte dem Volke vermitteln. Vor allem die Kunst, die doch in alter Zeit so
gern und mit so großem Erfolge sich des Weihnachtsgedankens annahm, kommt
recht schlecht dabei weg, und doch sollte gerade sie anregend und wegweisend
wirken Die deutsche Gesellschaft für christliche Kunst brachte in diesem Jahre
ein Büchlein heraus (Weihnacht, Geschichtlein von Lukas Klose, Bilder von
Matth. Schiestl), das wenigstens einen erfreulichen Versuch darstellt, eine gute
Weihnachtsliteratur für das Volk zu schaffen. Liebe kleine Geschichtchen
werden erzählt, über denen allen der Duft der Weihnachtsfreude und des
Friedens liegt; mit ihnen wechseln gute Übersetzungen alter Weihnachtslieder
und Gedichte. Eingestreut, ohne direktere Beziehung zum Texte liegen die
zum Teil bekannten Bilder des liebenswürdigen Schiestl, die den Weihnachts-
gedanken illustrieren. Die farbige Wiedergabe, die bei seinen Bildern verhält-
nismäßig leicht und wirksam ist, mag besondere Anerkennung hier finden,
wenngleich Schiestl als Holzschnittkünstler zu viel Zeichner, und als Maler
zu viel Holzschnittkünstler uns dünkt.

Solcher Bücher und Büchlein sollten wir eine ganze Reihe haben, für die
Kleinen, wie für die Großen, beide wollen, soweit sie sich das poetische Emp-
finden bewahrt haben, Weihnachten unter dem Christbaume auch Weihnachts-
bücher lesen. Wer hätte denn nicht schon einmal den Mangel selbst gespürt,
der hier herrscht, wenn er vor dem Christfest in den Buchhandlungen nach
solcher Lektüre sucht? Und wie leicht muß es sein, aus dem Schatze des
Alten zu heben, sowohl textlich wie in Illustrationen. Aber auch gute Weih-
nachtserzählungen finden wir alljährlich in der christlichen Tagespresse selbst
und in Familienzeitschriften, die es verdienten, von tüchtigen Künstlern volks-
tümlich illustriert und gesammelt herausgegeben zu werden. Kaum einer
unserer deutschen Dichter des Mittelalters und der Neuzeit ist vollkommen
unberührt an dem Christkinde vorübergangen, ihm haben sie alle ihr Loblied
gesungen; und was wir bei den Dichtern finden, das entdecken wir in gleicher
Auffassung auch bei den Künstlern ihrer Zeit. Man greife einmal zu den

Wölfflin, Albrecht Dürer, Handzeichnungen S. 39 zu Nr. 73.
 
Annotationen