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Zeitschrift für christliche Kunst — 32.1919

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Witte, Fritz: Friedrich Stummel †
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Zimmermann-Deissler, Eva: Die Braunfelser Madonna
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https://doi.org/10.11588/diglit.4306#0115

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Nr. 6/7

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

101

Arbeiten Gehör schenkten. Stummel selbst war aber auch selbstlos genug,
seinen einstigen Schülern Arbeiten zuzuweisen und ihnen wirtschaftlich den
Weg zu ebnen.

Wenn Stummel Feinde gehabt haben sollte, so konnten es eigentlich nur
solche sein, denen der Geschäftsneid die Objektivität benahm; den Menschen
Stummel mußte jeder achten und lieben; denn er selbst kannte nur die Liebe.
Wenn ihm behördlicherseits trotz vielfacher Anregungen die von vielen ge-
wünschte Ehrung vorenthalten worden ist, so konnte Stummel sich darüber
trösten, seine Leistungen und Verdienste waren und sind darum um nichts
geringer zu bewerten. Auch von ihm darf man getrost sagen: opera enim
illorum sequuntur illos. R. I. P. Witte.

Abb. 2. Stummel, Aus der Malerei in der Marienkirche in Kevelaer. (Letzte Arbeit.)

DIE BRAUNFELSER MADONNA.

(Mit 4 Abbildungen.)

TVltem Besitz, wenn auch nicht dem ursprünglichen Standort, wurde in
/ \ letzter Zeit leider wieder ein schönes Werk mittelrheinischer Plastik
£ V. entrissen und in den Kunsthandel übergeführt. Aus der Klosterkirche
Altenberg a. d.Lahn stammend, befand sich die Madonna, deren kunsthistorische
Bedeutung wir hier nur rasch umreißen wollen, bis vor kurzem auf dem nahe
dem Kloster gelegenen Schloß Braunfels, wo ich sie vor einigen Jahren sah
und überrascht war von dem herben Reiz ihrer Erscheinung und zugleich von
der Fülle der Beziehungen zu anderen Werken, die diese Madonna an einen
Wendepunkt der mittelrheinischen Entwicklung, in die an Kunstströmungen so
reiche Zeit um 1400 stellen. Sie bedeutet für den letzten Stil des XIV. Jahrh.
das Ende einer seit 1360 laufenden Entwicklung, für den persönlichen eines
Meisters den Beginn seines Schaffens. Einerseits die Weiterbildung eines alten
Schemas von Bewegungsmotiv und Gewandanordnung, das für unser Gebiet
mit der Rüdesheimer Madonna (Darmstädter Landesmuseum) eingesetzt1, ander-
seits die ersten Ansätze eines neuen künstlerischen Wollens, das sein Höchstes

1 A. Feigel, „Mainzer Zeitschrift," 1912, S. 110 mit Abb.
 
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