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Zeitschrift für christliche Kunst — 32.1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.4306#0179

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162

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 10/1

AN UNSERE LESER.

Dieses Doppel-Sonderheft der Zeitschrift wird in die Hände vieler Geist-
licher und Laien kommen, die bislang darauf verzichteten, sich regel-
mäßig durch den Bezug einer Kunstzeitschrift über die Fragen eines
kulturell wie pastorell überaus wichtigen Gebietes zu unterrichten. Es ist kein
Zufall, daß hüben wie drüben, bei Freund wie Feind Männer allerersten Rufes
sich zu beredten Advokaten der Pflege christlicher Kunst aufwerfen. Als der'
berühmte Franzose Maurice Denis im vorigen Jahre in der Pariser Akademie
vor einer illustren geladenen Gesellschaft über die Zukunft und den hohen
ethischen Wert der christlichen Kunst sprach, hat er mit hohem heiligen Ernste
zu Geistlichen und Laien Worte der Mahnung und der Warnung gesprochen,
der Mahnung zur Pflege der Kunst, der Warnung vor der Gleichgültigkeit
gegen sie. Der begeisterte Abbe Marraud ruft allen zu: „Ihr seid alle zu
töricht geworden, daß ihr die Schönheit und Wichtigkeit christlicher Kunst zu
begreifen und zu fassen nicht mehr imstande seid. Wenn man durch die
Städte schreitet und man fragt sich, wie dort ein wenig Harmonie zu vermitteln
sei, ein wenig Schönheit und Geistesgemeinschaft, so denkt man natürlich an
die Zentren des gemeinschaftlichen Lebens. Man erkennt sie bald, leider: es
sind die Cafes, die Sonntagswirtschaften, das Kino, das Cafe chantant. Wenn
dann aber das Auge eine Kirche oder Kapelle sieht, wie bescheiden sie auch
sein mögen, dann fühlen wir doch, daß dort der eigentliche Mittelpunkt
ist, wo man die Schönheit glänzen lassen könnte!" Wer den Kampf gegen
die heutige Lustbarkeitsseuche führen will, Geistlicher oder Laie, der biete
den schönheitsdurstigen Menschen auch dafür Entgelt und Ersatz. Der Ort
dafür ist die Kirche, ist das Wohnzimmer der Familie. Gute Kunst, beste
Kunst gehört hinein! Die christliche Kunst muß wieder eine Missionarin
werden. Tretet in Verbindung und Beziehung zu dem Werden unserer Zeit-
kunst, erobert sie für die Religion, für Gott zurück. Sie wartet darauf, von
euch in Kirche und Haus geführt zu werden. Ihr Geistliche, helfet uns, unsere
Sache ist eure Sache. Rettet alte Kunst, pfleget die neue. Die Zeitschrift
will euch Kamerad und Führer sein, so holet sie euch auch auf euren Studier-
tisch. Je mehr Unterstützung sie von euch findet, um so mehr kann sie euch
auch bieten in Wort und Bild. Keiner lege dieses Heft beiseite, ohne auf
die Zeitschrift zu abonnieren bei der Post oder beim Buchhändler.

Köln, im Februar 1920.

Dr. Fritz Witte,

Direktor des Schnütgen-Museums.

Herausgeber der „Zeitschrift für christliche Kunst"..

(Verlag L. Schwann, Düsseldorf.)
 
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